Von Anfang an dabei: Seit 2006 wird das Mehrgenerationenhaus Annaberg-Buchholz durch das Bundesfamilienministerium gefördert. Dahinter steckt ein besonderes Erfolgsrezept.
Wenn Mandy Schreiter, Koordinatorin des Mehrgenerationenhauses Annaberg-Buchholz, an das Jahr 2006 zurückdenkt, ist sie selbst erstaunt: „Damals waren wir noch ein reiner Bildungsträger mit Angeboten zur Ausbildungs- und Berufsvorbereitung. Seitdem hat sich schon einiges gewandelt bei uns.“
Mandy Schreiter kennt das Mehrgenerationenhaus gut. Seit der Aufnahme ins gleichnamige Bundesprogramm hat sie das Haus hauptamtlich begleitet, seit rund zehn Jahren als Koordinatorin. „Mehr Menschen zu erreichen, war immer eines unserer Ziele. Durch die Aufnahme ins Programm konnten wir endlich auch Kinder, Jugendliche und Seniorinnen und Senioren durch den Aufbau einer breiteren Angebotspalette begleiten. Unsere Arbeit wurde generationenübergreifend“, erzählt sie. Dass das nicht immer ganz einfach war, gibt die Koordinatorin ebenfalls zu. Das Haus musste sich zunächst auf dem Markt der Angebote in Annaberg-Buchholz etablieren.
Mit der Zeit seinen Schwerpunkt gefunden
Da es in der 20.000-Einwohner-Stadt zwar viele Freizeit-, jedoch nur wenige Angebote für marginalisierte Gruppen gibt, fand das Mehrgenerationenhaus hier seine Nische: „Eines unserer Steckenpferde wurden die niedrigschwelligen Beratungs- und Begleitangebote“, berichtet Mandy Schreiter. „Wir geben Rat und bieten Austausch, wenn es gefragt ist. Neben klassischen Freizeitangeboten sind wir mittlerweile über den Landkreis hinweg zum Beispiel für unser Sozial- und Ausbildungskaufhaus bekannt. Durch Upcycling und gezielte Projekte unter dieser Thematik wollen wir zu einem nachhaltigen Leben ermutigen“. Mit Erfolg: Mittlerweile ist das Haus zur „Dienstleistungsdrehscheibe“ geworden, wie sie es ausdrückt.
Herausforderungen anpacken, Erfolgsfaktoren weitergeben
Zu den größten Herausforderungen der vergangenen vier Jahre gehören der Umzug in ein neues Quartier und der Wechsel von freiwillig Engagierten. Beides konnte das Mehrgenerationenhaus gut bewältigen. Was ist also das Erfolgsrezept des Hauses? „Ich denke, dass wir in unserer Arbeit immer wieder mutig ans Werk gehen. Im Team äußern wir regelmäßig unsere Ideen und Zukunftsvisionen, ohne dass es dabei sofort Schranken im Kopf gibt. Die Suche nach Projektförderungen und Plattformen sind für die Umsetzung natürlich ganz wichtig.“
Vom Austausch profitieren
Ein zentrales Anliegen im Mehrgenerationenhaus Annaberg-Buchholz sei außerdem der Austausch mit anderen Mehrgenerationenhäusern: „In den letzten vier Jahren sind durch die Treffen mit anderen Häusern wertvolle Impulse und Ideen für neue Angebote und Maßnahmen entstanden“. Gleiches gelte für den Dialog mit den Menschen vor Ort: „Ein Ohr an der Bevölkerung zu haben und die notwendige Flexibilität mitzubringen, um auf die Bedarfe zu reagieren, all diese Punkte haben sich bewährt. In der Vergangenheit konnten wir zum Beispiel ad-hoc auf die Ankunft geflüchteter Menschen oder aktuell auf die Corona-Pandemie reagieren“, berichtet die Koordinatorin. Im Gespräch mit unterschiedlichen Gremien aus Annaberg-Buchholz entstehen bedarfsorientierte Angebote. Gleichzeitig gebe das Haus die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger an die Kommune und den Landkreis weiter, erzählt Mandy Schreiter. Über die Jahre habe sich eine gute Partnerschaft entwickelt.
Planungen für die Zeit während und nach Corona laufen weiter
Diese Fähigkeit möchte sich das Haus auch für die Zeit nach Corona bewahren: Im Erzgebirge sei zum Beispiel der Bedarf an Angeboten für Schulverweigerinnen und -verweigerer während der Pandemie gestiegen. „Corona hat Einfluss auf Kinder und Jugendliche. Wir müssen aufpassen, dass wir auch die erreichen, für die Schule sowieso schon herausfordernd ist.“ Ein erstes Angebot hat das Mehrgenerationenhaus zusammen mit dem Erzgebirgskreis bereits umgesetzt. Der Bedarf übersteige aktuell aber die Möglichkeiten im Projekt. Die nächste Idee des Mehrgenerationenhaus Annaberg-Buchholz ist also bereits in Planung.