Logo Mehrgenerationenhaus - Startseite des Bundesprogramms Mehrgenerationenhäuser
Bildung kennt kein Alter: Lebenslang neugierig bleiben

Zusammen stark: „Wiedereinstieg Beruf“ im Mehrgenerationenhaus Mosbach

Nach einer längeren Auszeit zurück ins Berufsleben zu finden, ist oft herausfordernd. Das Projekt „Wiedereinstieg Beruf“ im Mehrgenerationenhaus Mosbach bietet Orientierung, persönliche Beratung und praktische Unterstützung.

Was bietet das Projekt „Wiedereinstieg Beruf“?

Franziska Schroth: Das Projekt „Wiedereinstieg Beruf“ richtet sich an Menschen, die nach einer längeren Pause beruflich wieder Fuß fassen möchten. Gemeinsam mit dem Jobcenter Neckar-Odenwald und der Agentur für Arbeit unterstützen wir die Teilnehmenden dabei, eigene Stärken wiederzuentdecken und realistische Wege in Richtung Arbeitsmarkt zu finden. Der Wiedereinstieg soll individuell, praxisnah und unabhängig von Alter oder Berufsbiografie gestaltet werden.

Manuela Knapp: Viele – auch gut qualifizierte – Frauen und Männer unterbrechen für familiäre Aufgaben ihre Erwerbstätigkeit. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels geht hier viel Potenzial verloren. Gleichzeitig erleben wir, dass Rückkehrende häufig auf Hürden stoßen, wie Unsicherheiten, fehlende Kinderbetreuung oder veraltetes Fachwissen. Unser Beratungsangebot ist niedrigschwellig und findet regelmäßig im Mehrgenerationenhaus Mosbach statt. In einer offenen und vertrauensvollen Atmosphäre können erste Fragen rund um den Wiedereinstieg ganz unverbindlich geklärt werden – ohne Termin oder bürokratische Hürden.

Wie werden bei Ihnen die Menschen zum Wiedereinstieg in den Beruf genau beraten?

Schroth: Die Beratung übernehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jobcenters und der Agentur für Arbeit direkt bei uns im Haus. Neben Einzelgesprächen bieten wir Infoveranstaltungen, offene Treffs und jährlich einen großen Infotag an. Dabei schauen wir auf die gesamte Lebenssituation: Kinderbetreuung, Mobilität, finanzielle Aspekte, berufliche Qualifikationen und Weiterbildungsmöglichkeiten. Besonders hilfreich ist dabei die enge Zusammenarbeit mit der Kindertagespflege im Haus. So können wir gezielt bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützen.

Kirsten Haber: Als Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt (BCA) bringen meine Kollegin und ich Menschen mit dem passenden Unterstützungsangebot in Kontakt. Wichtig ist uns auch der Verweis auf regionale Netzwerke, Bildungsträger und Möglichkeiten der finanziellen Förderung, denn gerade über Weiterbildung kann der Einstieg gelingen.

Wie profitieren die Menschen von Ihrer Beratung?

Schroth: Die Teilnehmenden erhalten individuelle Begleitung, Orientierung und konkrete Hilfe. Viele schöpfen aus der Beratung zudem neues Selbstvertrauen. Sie erleben, dass ihre Lebens- und bisherige Berufserfahrung zählt und dass es sich lohnt, neue Wege zu gehen. Im geschützten Rahmen des Mehrgenerationenhauses entstehen so neue Perspektiven und ganz reale Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Knapp: Der niedrigschwellige Zugang im Mehrgenerationenhaus ist ein großer Vorteil. Wir verfügen über ein breites Netzwerk an Weiterbildungseinrichtungen, regionalen Unternehmen oder Förderprogrammen. Besonders Weiterbildung spielt eine Schlüsselrolle, denn oft braucht es neue Kompetenzen, um wieder beruflich einzusteigen – sei es im technischen Bereich, im Umgang mit digitalen Medien oder bei der Auffrischung fachlicher Kenntnisse.

Warum ist es wichtig, dass sich Menschen auch im fortgeschrittenen Alter noch fort- oder weiterbilden?

Schroth: Berufliche Entwicklung ist kein Thema nur für junge Menschen. Gerade mit Lebenserfahrung, Verantwortungsbewusstsein und Gelassenheit bringen ältere Arbeitnehmende oft wertvolle Qualitäten mit. Weiterbildung hilft, auf dem aktuellen Stand zu bleiben, Selbstvertrauen zu gewinnen und sich aktiv am Berufsleben zu beteiligen. Wer sich weiterbildet, zeigt außerdem Lernbereitschaft und Motivation. Das beeindruckt auch potenzielle Arbeitgeber.

Haber: Der Arbeitsmarkt verändert sich stetig – neue Technologien, digitale Anwendungen und veränderte Berufsbilder erfordern ständige Anpassung. Lebenslanges Lernen bedeutet eben auch, sich selbst neue Chancen zu eröffnen und mit den eigenen Kompetenzen sichtbar zu bleiben. Das gilt unabhängig vom Alter – es ist nie zu spät, sich weiterzuentwickeln.

Welche Ansätze funktionieren in Ihrem Angebot am besten? Wo gibt es manchmal Schwierigkeiten?

Knapp: Der Standort im Mehrgenerationenhaus ist ein großer Vorteil: Die offene, behördenfreie Umgebung schafft Vertrauen und erleichtert den Zugang zur Beratung. Besonders kleinere, persönliche Treffen ermöglichen intensive Gespräche, während der jährlich stattfindende Infotag viele Angebote bündelt. Dennoch bleibt die Erreichbarkeit der Zielgruppe eine Herausforderung. Viele Betroffene wissen gar nicht, dass es solche Angebote gibt, oder haben Hemmungen, den ersten Schritt zu machen. Mit offener Ansprache und gezielter Öffentlichkeitsarbeit versuchen wir, diese Hürden abzubauen und Mut zu machen.

Gibt es Erfahrungen aus Ihrer Beratung, die besonders sinnbildlich für die Bedeutung lebenslangen Lernens stehen?

Schroth: In vielen Beratungsgesprächen erleben wir, wie wichtig es ist, sich auch persönlich weiterzuentwickeln. Menschen kommen mit Unsicherheiten, fühlen sich abgehängt. Doch durch gezielte Weiterbildung wächst das Vertrauen in die eigene Stärke. Oft sind es kleine Schritte, die Großes bewirken: ein Computerkurs, ein Bewerbungscoaching oder ein Sprachkurs. Auch im Mehrgenerationenhaus Mosbach gibt es passende Angebote wie den englischen Gesprächskreis, das Lerncafé oder Bewerbungstraining. Sie können für die Menschen, die uns besuchen, ein erster Schritt sein. Weiterbildung ermöglicht Teilhabe am Berufsleben, an der Gesellschaft und an der eigenen Entwicklung.

Zu den Personen

Franziska Schroth arbeitet im Mehrgenerationenhaus Mosbach und betreut dort das Projekt „Wiedereinstieg Beruf“. Kirsten Haber vom Jobcenter Neckar-Odenwald und Manuela Knapp von der Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim sind die Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt.