Logo Mehrgenerationenhaus - Startseite des Bundesprogramms Mehrgenerationenhäuser
Bildung kennt kein Alter: Lebenslang neugierig bleiben

Blick in die Praxis: Café Digital im Mehrgenerationenhaus Memmingen – Mit Technikkenntnis und Kaffeetasse

Ob Smartphone, App oder Laptop – im Café Digital im Mehrgenerationenhaus Memmingen wird gemeinsam gelernt, ausprobiert und erklärt.

Donnerstagvormittag, kurz vor neun Uhr: Im Mehrgenerationenhaus Memmingen füllt sich der Raum mit Leben. Während noch Kaffee und Tee eingeschenkt werden, nehmen die ersten Gäste bereits Platz – das Café Digital hat geöffnet. Seit mehreren Jahren bietet das Team hier Unterstützung bei Fragen rund um digitale Themen an.

Ob Smartphone, Laptop oder App – das Angebot richtet sich vor allem an ältere Menschen, die ihre Kenntnisse erweitern oder sich ganz neu mit digitalen Geräten vertraut machen möchten. Zwischen zwei und zehn Personen kommen wöchentlich ins Haus, manche regelmäßig, andere nur mit einer konkreten Frage im Gepäck. Der Austausch ist persönlich, die Atmosphäre offen und die Lernbereitschaft groß.

Ins Leben gerufen wurde das Café Digital von Günther Kuntz, der bereits 2017 das Projekt „Oma und Opa gehen online“ gestartet hatte. Daraus entwickelte sich das heutige Angebot – mit breiterem Fokus und noch größerer Resonanz. Das Mehrgenerationenhaus unterstützt das Projekt tatkräftig mit Raum, Technik und bei der Organisation. Auch bei Engpässen im Team springen Mitarbeitende ein. Die Ehrenamtlichen selbst bilden sich regelmäßig fort und bringen ihre jeweiligen Schwerpunkte ein – vom iPhone bis zu Linux. Gemeinsame Aktivitäten wie Grillabende oder Weißwurstfrühstücke stärken zusätzlich den Zusammenhalt.

Individuelle Hilfe mit Geduld und Verständnis

Rund sechs Ehrenamtliche stehen beim Café Digital regelmäßig den Hilfesuchenden zur Seite. Jeder Gast wird möglichst von derselben Person begleitet – das schafft Vertrauen und sorgt für einen kontinuierlichen Lernprozess. Manche wollen wissen, wie man Fotos macht und versendet, andere fragen nach Cookies, Updates oder dem bevorstehenden Ende von Windows 10. Auch erste Berührungen mit Programmen wie ChatGPT oder digitalen Assistenten kommen inzwischen zur Sprache.

Die Ehrenamtlichen nehmen sich Zeit, erklären in Ruhe und holen die Teilnehmenden dort ab, wo sie stehen. Ein Gast bringt ein älteres Smartphone mit, das ihm die Enkel geschenkt haben. Eine andere Besucherin fragt nach einer App, die ihr beim Lesen hilft. Genau diese individuellen Anliegen machen das Angebot so wertvoll.

Lernen mit Herz – ein Beispiel, das Mut macht

Die Rückmeldungen der Gäste sind durchweg positiv. Viele schätzen es, dass ihre Fragen ernst genommen und geduldig beantwortet werden. Besonders berührend war das Erlebnis einer stark seheingeschränkten Frau: Durch die Installation einer neuen App kann sie seitdem wieder selbstständig einkaufen – eine kleine Veränderung mit großer Wirkung. Generell ist auffällig: Das Angebot wird häufiger von Frauen genutzt. Nicht, weil sie weniger technikaffin wären, sondern weil sie eher bereit sind, sich helfen zu lassen. Vor allem schätzen sie, dass sie im Café Digital in ihrem eigenen Tempo lernen können, ohne Druck und ohne schlechtes Gewissen.

Das Café Digital zeigt, wie gelungene Unterstützung für digitale Teilhabe aussehen kann. Es verbindet Technik mit Menschlichkeit – und macht deutlich: Lernen hört nie auf. Für die Zukunft wünscht sich das Team mehr Planungssicherheit und eine dauerhafte Förderung, um das Angebot weiter ausbauen zu können. Und über neue Ehrenamtliche, die sich mit ihrem Wissen einbringen möchten, würde man sich natürlich besonders freuen.