Ein- bis zweimal in der Woche treffen sich im Mehrgenerationenhaus Bensheim Seniorinnen und Senioren mit jungen Menschen aus benachteiligten Verhältnissen. Im Projekt „Paten für Zukunft“ unterstützen sie diese auf ihrem Weg in den Arbeitsmarkt und damit raus aus der Armut. „Auf die Idee sind wir schon 2008 gekommen“, berichtet die Koordinatorin des Hauses Cornelia Tigges-Schwering. „Ich habe damals von einem Rentner in einem anderen Mehrgenerationenhaus erfahren, der Schülerinnen und Schüler beim Lernen unterstützt. Da dachte ich sofort, dass das auch ein gutes Konzept für diejenigen ist, die in den Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekten unseres Trägers, dem Caritasverband Darmstadt e. V., arbeiten.“
Da diese Angebote teilweise im Mehrgenerationenhaus umgesetzt werden, bestand bereits ein enger Kontakt zu möglichen Teilnehmenden. Um Seniorinnen und Senioren für die Patenschaften zu gewinnen, startete die Koordinatorin einen Aufruf in der Lokalzeitung. Sofort haben sich rund zwanzig Interessierte gemeldet, acht davon sind sogar bis heute dabei – und es kommen immer wieder neue hinzu. Aktuell gibt es zwölf Tandems. In einer Eins-zu-eins-Betreuung helfen die Patinnen und Paten den jungen Menschen zum Beispiel, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern und Lernschwierigkeiten zu überwinden. Sie unterstützen beim Bewerbungstraining und bei Behördengängen. Doch nach Cornelia Tigges-Schwering kommt es ganz besonders auf eine Sache an: Rückhalt zu bieten und Mut zu machen. Sie erklärt, warum: „Viele der Teilnehmenden haben nie Unterstützung erfahren, wenn sie zum Beispiel in der Schule nicht mitgekommen sind. Sie haben deswegen kein Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten. Unsere Patinnen und Paten helfen ihnen, diese zu entdecken und zu entfalten. Sie glauben an die jungen Menschen und feiern mit ihnen ihre Erfolge.“
Die Begleitung zeigt Wirkung: Viele der Teilnehmenden erhalten Ausbildungsplätze bei Unternehmen der Region, schließen die Lehre erfolgreich ab und können so ihren Lebensunterhalt in Zukunft selbst verdienen. „Ich könnte von vielen Erfolgsgeschichten berichten“, sagt Cornelia Tigges-Schwering. Besonders gerne denkt sie an eine junge Frau zurück, die während der Teilnahme am Projekt schwanger geworden ist. „Viele der Menschen, die wir betreuen, haben nicht das größte Durchhaltevermögen. Neue, herausfordernde Lebensbedingungen können deswegen schnell dazu führen, dass sie ihre Ziele nicht weiterverfolgen und in ihrer Lebenssituation verharren. Doch die enge Betreuung und das gute Zureden des Paten der Schwangeren haben bewirkt, dass sie ihre Ausbildung beendet hat und jetzt in der Altenpflege arbeitet. Manchmal braucht es einfach nur jemanden, der einem den Rücken stärkt.“