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Chancengleichheit und Teilhabe für von Armut betroffene Menschen – Mehrgenerationenhäuser setzen sich ein

Blick in die Praxis: Mehr als „nur“ eine Tafel

Vom warmen Mittagessen bis zur Ferienfreizeit – die Tafelarbeit im Mehrgenerationenhaus Erkner umfasst viel mehr als die Ausgabe von Lebensmitteln. Was bedeutet das für von Armut betroffene Menschen?

Finanzielle Einbußen während der Corona-Pandemie, Inflation und Energiekrise durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine – Entwicklungen wie diese haben zur Folge, dass immer mehr Menschen in Deutschland von Armut bedroht und betroffen sind. Das ist auch die Erfahrung von Carsten Rowald, Leiter des Mehrgenerationenhauses Erkner. Um dem zu begegnen, betreibt das Mehrgenerationenhaus mit seinen ehrenamtlich Engagierten eine Tafel. Das Besondere: Neben der klassischen Lebensmittelausgabe, welche sechs Tage die Woche an verschiedenen Ausgabestellen und mobil stattfindet, zählen noch viele andere Leistungen zum Angebot. Besonders beliebt ist der „soziale Mittagstisch“. Hier erhalten vor allem Ältere und sozial Bedürftige täglich ein frisch gekochtes Essen – entweder vor Ort und in Gesellschaft im offenen Treff oder bequem nach Hause geliefert. „Die Versorgung mit Lebensmitteln durch die Tafel ist von großer Bedeutung“, betont Carsten Rowald. „Denn viele der Menschen, die das in Anspruch nehmen, kommen gar nicht oder nur sehr knapp mit dem ihnen zur Verfügung stehenden Geld aus. Eine abwechslungsreiche, gesunde Ernährung könnten sie sich ohne unsere Hilfe häufig nicht leisten.“

Die Tafel im Mehrgenerationenhaus Erkner versteht sich als aktivierendes Projekt. Deswegen gehören auch kulturelle, gesellschaftliche und Bildungsangebote dazu. Denn Armut wirkt sich auf soziale Teilhabemöglichkeiten aus und kann einsam machen. Insbesondere Kinder müssen meist auf vieles verzichten, wenn nicht genug Geld für Hobbies und Freizeitaktivitäten vorhanden ist. Um die Familien hier zu unterstützen, organisieren die Engagierten im Rahmen der „Kindertafel“ regelmäßig Workshops, Ferienfreizeiten und andere Angebote, bei denen Spiel und Spaß unter Gleichaltrigen im Vordergrund stehen. 

Und auch im höheren Alter kann Armut schnell mit Einsamkeit einhergehen. „Viele schämen sich für ihre Situation“, so Carsten Rowald. Deshalb bietet das Mehrgenerationenhaus niedrigschwellige Angebote für Seniorinnen und Senioren an, ohne das Thema Armut in den Vordergrund zu stellen. Ob Tanzveranstaltungen, Erzählcafé oder Spieleabend – hier finden die Älteren neben einer warmen Mahlzeit auch Gesellschaft und erfahren Gemeinschaft.

Der Zulauf ist in allen Altersklassen groß: Die aktuellen Entwicklungen haben zu einem starken Anstieg der Besucherzahlen geführt. Gleichzeitig hat die momentane Situation Auswirkungen auf die Angebote des Mehrgenerationenhauses selbst: Die deutliche Erhöhung der Betriebskosten durch die Inflation führt zu enormen Herausforderungen für die Beschäftigten sowie die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. Dennoch ist sich Carsten Rowald sicher: „Wir werden das im Mehrgenerationenhaus meistern.“