Schon 2015, als die ersten Geflüchteten nach Rehau kamen, berichtete der Newsletter „Willkommenskultur für Flüchtlinge“ vom ersten dortigen Koordinierungstreffen zur Freiwilligenarbeit. Ein Jahr später hatte das Mehrgenerationenhaus in Rehau bereits die ersten Integrationsprojekte und Deutschkurse ins Leben gerufen. Wie hat sich die Lage bis heute entwickelt?
Birgit Weber, die Koordinatorin des Mehrgenerationenhauses, berichtet hierüber überaus positiv. Der Bedarf an Deutschkursen war zum Beispiel so hoch, dass zwischenzeitlich mit der Volkshochschule kooperiert wurde. Auch völlig neue Projekte sind entstanden. Dazu gehört der „Kulturluchs“, bei dem geflüchteten und sozial bedürftigen Kindern kulturelle Teilhabe ermöglicht wird. „Wir gehen zum Beispiel im Dezember mit den Kindern aus Rehau ins Hofer Theater, wo wir Aschenbrödel schauen“, erzählt die Koordinatorin.
Das Engagement geht aber längst nicht nur von deutschen Bürgerinnen und Bürgern aus. So gibt es Geflüchtete, die regelmäßig als Dolmetscherinnen und Dolmetscher fungieren. Außerdem bereichern vor allem geflüchtete Frauen den Offenen Treff „Tannenberg-Café“ mit allerlei Selbstgebackenem oder Gekochtem. Auch musikalisch werden viele aktiv: Mit Unterstützung des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ wurden eigene Musikinstrumente und Tontechnik für die Geflüchteten angeschafft. „Für einen öffentlichen Auftritt reichte es bis jetzt noch nicht, aber die Möglichkeiten bestehen“, so Weber.
Jeder geflüchtete Mensch hat seine ganz eigene und oft sehr schmerzhafte Geschichte, die ein hohes Maß an Empathie auf Seiten der freiwillig Engagierten erfordert. Um hier den Helfenden konkrete Hilfestellung zu geben, wurde das „Starthilfe Asyl“-Projekt ins Leben gerufen. Im Rahmen des Projekts finden regelmäßig Veranstaltungen und Vorträge für freiwillig Engagierte im Landkreis Hof statt. Außerdem gibt es eine psychologische Beratung speziell für die Freiwilligen.
Das hilft den Ehrenamtlichen auch, ihre Arbeit ein Stück weit effektiver zu gestalten. Etwa die Hälfte übernimmt über das tägliche Engagement hinaus Patenschaften für eine oder mehrere Familien, deren Asylstatus bereits anerkannt ist. Durch die Patenschaften werden ein intensiver, langfristiger Austausch ermöglicht, Vertrauen nachhaltig aufgebaut, Zugänge zu Vereinen geschaffen oder gar Praktikums- und Ausbildungsplätze vermittelt. Birgit Weber konstatiert: „Nach der Anerkennung kann Integration erst wirklich beginnen.“