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Gemeinsam stark vor Ort – Mehrgenerationenhäuser als Brückenbauer

Blick in die Praxis: Wenn die Uni aufs Land kommt

Innerhalb weniger Minuten von der Schule in die Uni laufen – das macht das Mehrgenerationenhaus in der brandenburgischen Gemeinde Rückersdorf mit dem Projekt „Kinderhörsaal“ möglich. Viele weitere Akteurinnen und Akteure aus der Region sind beteiligt.

Wie komme ich im Rollstuhl an den Lichtschalter? Auf welche Hindernisse stoße ich, wenn ich mich kaum bewegen oder wenig sehen kann? Und wie ließen sie sich vermeiden? Wie barrierefreie Architektur aussehen kann, ist nur ein Beispiel für zahlreiche Themen, denen Kinder im Rahmen des Angebots „Kinderhörsaal – wir holen die Uni auf das Land“ auf den Grund gehen. Alle drei Monate kommen bis zu 50 Mädchen und Jungen aus der örtlichen Grundschule nachmittags in das Mehrgenerationenhaus Rückersdorf, um an Vorträgen dieser Art teilzunehmen. „Unser Ziel ist es, ihnen auf kindgerechte Art und Weise naturwissenschaftliche und technische Themen näher zu bringen“, sagt Einrichtungsleiterin Franziska George. „So können sie ihre Interessen ausbauen, versteckte Talente entdecken und vielleicht sogar Berufsperspektiven ent-wickeln.“

Doch nicht nur das. Es spielen auch immer wieder Themen eine Rolle, die die Kinder in ihrem Alltag stärken und das Allgemeinwissen erweitern – von einem kindgerechten Erste-Hilfe-Kurs bis zu einem Vortrag der Jugendkoordinatorin über Mobbing. 

Das Wissen zu den Kindern bringen

Der Kinderhörsaal sei laut Franziska George besonders in der ländlichen Umgebung wichtig, weil die Eltern sonst mit ihren Kindern weit fahren müssten, um solche Angebote wahrzunehmen. Vielen fehlt dafür die Zeit, das Geld oder unter Umständen auch das Bewusstsein, welche Chancen das dem Nachwuchs eröffnet. „Dadurch, dass wir eng mit der nahegelegenen Grundschule zusammenarbeiten und die Kinder unter Begleitung ihrer Lehrerinnen und Lehrer direkt von dort zu uns kommen, schaffen wir einen niedrigschwelligen Zugang“, berichtet die Leiterin des Mehrgenerationenhauses. „So erreichen wir auch Schülerinnen und Schüler, an denen solche Angebote sonst vorbeigehen.“

Und die Kinder sind mit Begeisterung dabei. Bei ihrem ersten Besuch erhalten sie einen Studierendenausweis, auf dem sie bei jeder Veranstaltung Stempel sammeln können. Wenn sie vier zusammenhaben, erhalten sie eine offizielle Einladung zu einer Bildungsreise. Dann geht es zum Beispiel in den Tierpark, ins Feuerwehrmuseum oder in die Bäckerei. Von der Schule werden sie für diesen Tag befreit.

Ein Gewinn für alle

Doch nicht nur die Kinder profitieren von diesem Angebot. Die Universitäten aus den größeren Städten der Region schicken ihre Dozentinnen und Dozenten nach Rückersdorf, um eine Kindervorlesung zu halten. Auf diese Weise kann bereits in jungen Jahren das Interesse an der Wissenschaft und damit der Institution Universität geweckt werden. Auch verschiedene Unternehmen stellen ihren Arbeitsbereich auf spielerische Art und Weise im Mehrgenerationenhaus vor oder laden die Kinder zu sich in den Betrieb ein. „So können sie öffentlichkeitswirksam zeigen, dass sie sich für den Nachwuchs einsetzen“, so Franziska George. Die Koordinatorin kann sich sehr gut vorstellen, dass sich die Kinder durch den persönlichen Bezug zu den Hochschulen und Betrieben gegebenenfalls später dazu entscheiden, dort zu studieren oder die Ausbildung zu machen. „So haben alle etwas davon“, betont Franziska George abschließend.