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Neue Perspektiven – Engagement nach dem Berufsleben

Blick in die Praxis: Ohne Rast und Rost

Sinnvolle Beschäftigung, soziale Kontakte und Wertschätzung – eine ehrenamtliche Tätigkeit im Ruhestand bietet viele Vorteile. Das zeigt die Geschichte von Christoph Godzik, der im Mehrgenerationenhaus Schneverdingen Menschen bei Reparaturen unterstützt.

Jeden zweiten Freitag im Monat öffnet das Repair-Café des Mehrgenerationenhauses im niedersächsischen Schneverdingen seine Türen. Von 15 bis 18 Uhr können die Bürgerinnen und Bürger dort ihre Toaster, Kaffeemaschinen, Kleidungsstücke und mehr reparieren lassen. Einer, der sich im Rahmen dieses Angebots einbringt, ist der freiwillig Engagierte Christoph Godzik. „Ich bin ein leidenschaftlicher Bastler“, beschreibt der pensionierte Lehrer sich selbst. Das ehrenamtliche Engagement im Repair-Café ist damit genau das Richtige für ihn. Es gibt ihm die Möglichkeit, seinem Hobby nachzugehen, gleichzeitig aber auch im Kontakt mit Menschen zu sein und anderen etwas Gutes zu tun.

Und auch seine beruflichen Kompetenzen kann er hier weiterhin nutzen: „Ich habe viele Jahre an der Realschule in Schneverdingen Werken und Physik unterrichtet“, berichtet er. „Mit meinen Schülerinnen und Schülern habe ich schon im Jahr 1968 ein Elektroauto gebaut. Das fährt heute noch. Für mein jetziges Ehrenamt ist aber das einjährige Praktikum noch viel wichtiger, das ich vor meiner Lehrerlaufbahn absolviert habe – nämlich als Ingenieurschüler bei Siemens. Dort habe ich sehr viel über Elektrik gelernt, aber auch Holz- und Metallbau.“ 

Der Weg zum Ehrenamt

Über die lokale Presse, die von dem Angebot eines Computerkurses berichtet hatte, ist Christoph Godzik einst auf das Mehrgenerationenhaus Schneverdingen aufmerksam geworden. Schnell war klar, dass er nicht nur Angebote des Hauses nutzen, sondern sich in der Einrichtung auch ehrenamtlich engagieren wollte. Zunächst unterstützte er als Mentor Kinder dabei, ihre Lesefähigkeiten auszubauen. Als im Jahr 2015 „Anti-Rost“ startete, war er sofort dabei. Im Rahmen des Projekts fahren die Engagierten zu den Menschen aus Schneverdingen und den umliegenden Dörfern nach Hause, um dort wackelige Tische oder klemmende Schubladen zu reparieren. Inspiriert von einem Zeitungsbericht wurde dann einige Jahre später die Idee eines Repair-Cafés aufgegriffen und seitdem umgesetzt.

Im Vorfeld hat das Mehrgenerationenhaus Christoph Godzik in Schulungen auf das ehrenamtliche Engagement vorbereitet: „Dabei ging es vor allem um die Frage, was alles auf uns zukommen kann und wie wir damit umgehen können“, berichtet er. „Es gibt zum Beispiel immer wieder Situationen, in denen wir merken, dass sich eine Person mit einem Reparaturwunsch an uns wendet, aber eigentlich jemanden zum Reden braucht. Da wollen wir natürlich auch auf dieser Ebene unterstützen und das Miteinander pflegen.“ Hier helfen ihm erneut seine beruflichen Erfahrungen. Als Lehrer gehörte es für ihn dazu, auf die Schülerinnen und Schüler, aber auch die Eltern, eingehen zu können.

Ein Gewinn für alle

Christoph Godzik bietet im Ehrenamt aber nicht nur anderen Menschen seine Hilfe an. Auch er nimmt viel aus dieser Tätigkeit mit. So erfährt er vom Mehrgenerationenhaus viel Anerkennung durch Buchgeschenke oder Feiern für die freiwillig Engagierten, aber auch das Gefühl von Zugehörigkeit. Aus einem Brief, den die Koordinatorinnen ihm in der Corona-Zeit geschickt haben, liest er vor: „Wir hoffen sehr, dass es dir in dieser außergewöhnlichen Zeit gut ergeht. Solltest du doch vor der ein oder anderen Herausforderung stehen, bei der wir dich unterstützen können, ruf uns gerne an.“ Sein Fazit: „Da fühlt man sich aufgehoben wie in einer Familie.“

Trotz all dieser Vorteile eines Engagements hat Christoph Godzik die Erfahrung gemacht, dass sich nicht alle so leicht davon überzeugen lassen, im Ruhestand ein Ehrenamt auszuüben. Seiner Meinung nach sollten engagierte Rentnerinnen und Rentner deswegen anderen immer wieder zeigen, dass sie selbst damit glücklich und zufrieden sind. „Man kann selbst am besten belegen, dass ein Engagement guttut und die sozialen Kontakte wichtig sind, um im Alter nicht zu vereinsamen“, sagt er.