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Beschäftigungsfähigkeit

Das Gute liegt so nah

Foto von Sozialpädagogin Dagmar Orlob

Unterstützung beim Verfassen einer Bewerbung, Angebote im Bereich Kinderbetreuung und für Freiwilliges Engagement: Das Mehrgenerationenhaus Nordhausen bietet viele Aktivitäten, um Jung und Alt den Weg in den Arbeitsmarkt zu ebnen. Besonders bewährt hat sich dabei das Zusammenspiel mit dem örtlichen Jobcenter, von dem beide Seiten gleichermaßen profitieren.

Dass die beste Hilfe manchmal direkt von nebenan kommen kann, erfuhr Jennifer Kunze* bei ihrer Suche nach einem Arbeitsplatz: Die 18-jährige Mutter einer Tochter hatte ihre Schulausbildung gerade abgeschlossen und wollte Friseurin werden. Mit Unterstützung des Jobcenters im thüringischen Nordhausen fand sie eine geeignete Ausbildungsstelle. Allerdings musste sie zweimal pro Woche bis 18 Uhr arbeiten, was mit den Öffnungszeiten der Kindertagesstätte nicht vereinbar war.

Ihre Vermittlerin im Jobcenter kam daher auf die Idee, im Mehrgenerationenhaus nachzufragen, das in der Nähe des Jobcenters liegt und eine professionelle Kinderbetreuung anbietet. Es brauchte nur einen Anruf und schon war das Problem gelöst: Seitdem holt eine ausgebildete Erzieherin die Tochter von der Kita ab, bringt sie nach Hause und betreut sie dort so lange, bis die Mutter von der Arbeit kommt. Das Jobcenter übernimmt für die ergänzende Betreuung die Kosten. Ohne eine Betreuung hätte Jennifer Kunze die Ausbildung nicht antreten können. Für die Koordinatorin des Mehrgenerationenhauses Nordhausen Franca Bergmann ein echtes Erfolgserlebnis und ein weiterer Beweis für die gute Kooperation mit der Arbeitsverwaltung. „Das Jobcenter hat mal wieder an uns gedacht, und wir konnten der jungen Frau helfen – das ist doch toll", freut sie sich.

Individuelle Unterstützung und vieles mehr

Das Mehrgenerationenhaus bietet eine breite Palette an Angeboten zur Förderung der Beschäftigungsfähigkeit, die nicht nur beim lokalen Jobcenter auf Interesse stoßen. Ein Beispiel hierfür ist das Bewerbungstraining. Besonders Langzeitarbeitslosen soll damit die Chance gegeben werden, wieder ins Berufsleben zurückzukehren oder einen Ausbildungsplatz zu finden. Dazu kommt eine Sozialmanagement-Studentin der Fachhochschule Nordhausen, an der Studiengänge in den Fachbereichen Ingenieurwissenschaften sowie Wirtschafts- und Sozialwissenschaften angeboten werden, ins Haus und gibt den Betroffenen konkrete Tipps. „Die persönlichen Anliegen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden im kleinen Kreis behandelt: Was gehört zu einer Bewerbung, wie sollte mein Lebenslauf aussehen, wie präsentiere ich meine Stärken? Dazu zählt natürlich auch die Vorbereitung auf ein Vorstellungsgespräch", erzählt Franca Bergmann.

Eigens für Frauen bietet das Mehrgenerationenhaus sogar individuelle Beratungsgespräche an. Jeden Mittwoch kommt die Sozialpädagogin Dagmar Orlob ins Haus, die beim Träger des Hauses angestellt ist, um sich mit denjenigen zu treffen, die ihre Hilfe brauchen. „Meistens geht es dabei um das Problem, dass die Frauen keinen Job finden", erläutert sie. „Im Beratungsgespräch finden wir dann gemeinsam den Grund dafür heraus." Fehlende Kinderbetreuung, Qualifikationsprobleme, psychische oder physische Probleme z.B. aufgrund von Trennungen – die Gründe für Barrieren und Brüche in der individuellen Erwerbsbiografie sind vielfältig. Sind die Ursachen identifiziert, überlegt Dagmar Orlob, wo sie ansetzen kann und versucht Schritt für Schritt, den Frauen ihr Selbstvertrauen wiederzugeben und ihre Persönlichkeit zu stärken, damit sie auf dem Arbeitsmarkt wieder Fuß fassen können.

Durch Freiwilliges Engagement verborgene Talente entdecken

Und noch eine weitere Zielgruppe ist der Sozialpädagogin Dagmar Orlob wichtig: „Frauen mit Migrationshintergrund, insbesondere aus Russland, haben häufig gute Qualifikationen, die in Deutschland jedoch oft nicht anerkannt werden", sagt sie. Hier hilft das Mehrgenerationenhaus, indem es freiwillige Tätigkeiten und Praktika anbietet, die eine schrittweise Annäherung an den regulären Arbeitsmarkt ermöglichen. „Im Mehrgenerationenhaus können die Frauen viel ausprobieren, sich einbringen und dabei sich selbst und auch ihre Deutschkenntnisse weiterentwickeln. Der Kontakt und Umgang mit anderen Menschen aus verschiedenen Altersgruppen schult sie und hilft ihnen, ihr Potenzial auszubauen und verborgene Talente zu entdecken", so Dagmar Orlob weiter.

Diese Beispiele zeigen: Von erfüllenden Engagementmöglichkeiten über individuelle Beratungsangebote bis zu praxisorientierten Bewerbungstrainings – das Mehrgenerationenhaus Nordhausen hält für seine Nutzerinnen und Nutzer viele Möglichkeiten bereit, ihre Chancen auf einen (Wieder-)Einstieg in den regulären Arbeitsmarkt zu verbessern.

*Name von der Redaktion geändert.