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Qualität von Kooperationen

Engagementpotenziale gemeinsam nutzen

Bingo-Nachmittage für den guten Zweck, eine Kreativwerkstatt für Jung und Alt oder Stadtteilspaziergänge auf Russisch und Deutsch: In Zusammenarbeit von Kommune, örtlicher Freiwilligenagentur sowie mehr als 30 Vereinen und Initiativen leistet das Mehrgenerationenhaus Halle (Saale) einen wichtigen Beitrag zur Vernetzung in der soziokulturellen Quartiersarbeit im Stadtteil Halle-Neustadt.

Als der Freiwillig Engagierte Wilhelm Busch die ersten Klänge des Liedes „Aquarela do Brasil" auf dem Piano anschlägt und nach und nach der Gesang der brasilianischen Austauschstudentin Jaqueline Zermiani Brandt den großen Saal des Mehrgenerationenhauses in Halle (Saale) füllt, wird es unter den sonst so lebhaften Bingo-Spielerinnen und -Spielern ganz still. Nach dem Lied durchbricht Applaus die Stille.

Der gemeinsame Auftritt der jungen Brasilianerin und des über 80-jährigen Hallensers beim Benefiz-Bingo ist nicht nur ein Beispiel für das gelungene generationenübergreifende und kulturelle Miteinander im Mehrgenerationenhaus. Er macht zugleich deutlich, was die Zusammenarbeit einer Einrichtung mit lokalen Partnern bewirken kann. Denn das ungewöhnliche musikalische Duo hätte sich ohne die Kooperation des Mehrgenerationenhauses mit der örtlichen Freiwilligenagentur wohl gar nicht erst kennengelernt.

Gemeinsam mit einer Kommilitonin der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg nahm Jaqueline Zermiani Brandt im Wintersemester 2012/2013 am Projekt „Engagiert. Studiert!" der Freiwilligenagentur, einem wichtigen Kooperationspartner des Mehrgenerationenhauses Halle (Saale), teil. Dabei verlassen Bachelor-Studierende den Campus, um in gemeinnützigen Organisationen praktische Erfahrungen zu sammeln. So kamen die beiden Studentinnen in das örtliche Mehrgenerationenhaus, wo sie das dortige Freizeitangebot um einen Benefiz-Bingo-Nachmittag erweiterten, der seitdem vier- bis sechsmal pro Jahr stattfindet.

Bei diesem Projekt lernte die junge Brasilianerin auch Wilhelm Busch kennen, der sich seit vielen Jahren im Mehrgenerationenhaus freiwillig als Pianist engagiert. Der Grundstein für einen gemeinsamen Auftritt beim Benefiz-Bingo war gelegt. „Obwohl wir uns gegenseitig kaum verständigen konnten, haben wir uns auf Anhieb musikalisch sehr gut verstanden", erinnert sich Wilhelm Busch. Und Oliver Daffy, der Projektkoordinator der Freiwilligenagentur in Halle (Saale), fügt hinzu: „In diesem Fall war tatsächlich Musik die Sprache."

Kompetenzen ergänzen

Es sind die Freiwillig Engagierten, die so unterschiedliche Angebote und Dienstleistungen im Mehrgenerationenhaus Halle (Saale) erst möglich machen. Die Soziale Stadt und Land Entwicklungsgesellschaft mbH (SPI GmbH) als Träger des Mehrgenerationenhauses profitiert hierbei insbesondere von der Kooperation mit der örtlichen Freiwilligenagentur, die ein wichtiger Ansprechpartner für die Belange des Freiwilligen Engagements ist. Die Agentur bietet Interessierten sowohl Kontaktmöglichkeiten als auch Informationen zum Freiwilligen Engagement in sozialen Einrichtungen der Stadt. Sie vermittelt Freiwillige ins Mehrgenerationenhaus und qualifiziert diese gemeinsam mit der SPI GmbH für ihre neuen Aufgaben. Eine große Zweigstelle der Freiwilligenagentur sitzt sogar im selben Gebäude in Halle-Neustadt, sodass die Zusammenarbeit beider Partner kontinuierlich und intensiv erfolgt. Die Freiwilligenagentur und das Mehrgenerationenhaus ergänzen ihre Kompetenzen in ihren unterschiedlichen Tätigkeitsschwerpunkten und geben diese an die im Haus tätigen Freiwillig Engagierten, aber auch an die hauptamtlich Beschäftigten weiter. Die Workshops, Weiterbildungen und Fachtage finden teils im Hauptsitz der Freiwilligenagentur, teils im Mehrgenerationenhaus statt.

Einmal im Monat trifft sich Frank Weise, Koordinator des Mehrgenerationenhauses, mit seinem Kooperationspartner von der Freiwilligenagentur Oliver Daffy zum Austausch. Während sich die Agentur hauptsächlich um die Beratung, Qualifizierung und Vermittlung von Freiwillig Engagierten kümmert, organisiert und koordiniert das Mehrgenerationenhaus die Angebote der Freiwilligen. „Unsere Arbeit lebt vor allem davon, Freiwillig Engagierte aus allen Generationen zu erreichen", erklärt Oliver Daffy. Um diesem Ziel näher zu kommen, bieten die Kooperationspartner auch gemeinsame Projekte und Angebote an, die sowohl Jung als auch Alt ansprechen. So stehen etwa in der Kreativwerkstatt unter Anleitung Freiwillig Engagierter, die unter anderem von der Freiwilligenagentur ins Haus vermittelt wurden, verschiedene kreative Techniken und Materialien wie Tiffany-Glaskunst oder Seidenmalerei auf dem Programm, mit denen das künstlerische Geschick geschult werden kann. „Zur persönlichen Entfaltung zählt, dass sich jede und jeder Einzelne auf allen Ebenen in unsere Projekte einbringen kann – ganz egal, ob dies als Nutzerin oder Nutzer oder als Freiwillig Engagierter geschieht. Wichtig ist uns, dass das Gemeinschaftsgefühl gestärkt wird", erzählt Frank Weise.

Engagiertes Miteinander

Die Gemeinschaft steht im Mehrgenerationenhaus und auch bei den Kooperationen der Einrichtung im Mittelpunkt. So hält selbst Nieselregen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des russisch-deutschen Stadtteilspaziergangs nicht davon ab, gemeinsam mit Freiwillig Engagierten aus dem Mehrgenerationenhaus auf Entdeckungsreise zu gehen. „Da Halle-Neustadt mit 6,5 Prozent den höchsten Ausländer-Anteil Sachsen-Anhalts hat und rund ein Drittel der Wohnbevölkerung im Stadtteil im Alter von 65 Jahren und älter ist, legen wir viel Wert auf Senioren- und Integrationsarbeit", sagt Ina Schubert, die zusammen mit ihrer russischen Teampartnerin Anna Tchistova die zweisprachigen Spaziergänge organisiert. Mit dem aktuellen Projekt „Quartiersbezogene Integrations- und Betreuungsangebote für ältere Menschen aus den ehemaligen Ländern der Sowjetunion", das vom Europäischen Integrationsfonds und dem Land Sachsen-Anhalt kofinanziert wird, haben es sich die beiden Mitarbeiterinnen des Hauses zum Ziel gesetzt, interkulturelle Vorurteile abzubauen und zugleich den Dialog im Stadtteil zu fördern. Dabei arbeiten die beiden eng mit Freiwillig Engagierten zusammen.

Um diese Beratungsangebote für Seniorinnen und Senioren stadtteilübergreifend zu etablieren, hat sich die Kommune jüngst mit Erfolg für das bundesweite Förderprogramm „Anlaufstelle für ältere Menschen" des Bundesfamilienministeriums beworben. Gemeinsam mit dem Mehrgenerationenhaus, der Freiwilligenagentur und drei weiteren örtlichen Kooperationspartnern wird die Kommune dieses Programm im Falle eines Zuschlags umsetzen und damit die Aktivitäten aller Kooperationspartner gewinnbringend ergänzen.

Das Mehrgenerationenhaus Halle (Saale) orientiert sich bereits stark am Bedarf vor Ort und schneidet die Angebote und Dienstleistungen im Haus zielgerichtet auf die Entwicklungen und Wünsche der Nutzerinnen und Nutzer zu. Dank der Kooperation mit der Freiwilligenagentur werden zahlreiche Angebote, wie beispielsweise die Kreativwerkstatt und die Stadtteilspaziergänge, ins Leben gerufen und zählen nun zu den regelmäßigen Bestandteilen des Hauses. „Auch bei Festen und Großereignissen in unserem Mehrgenerationenhaus oder anderen Veranstaltungen im  Stadtgebiet unterstützen wir uns gegenseitig", freut sich Frank Weise über die gute Zusammenarbeit.