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Generationenübergreifende Arbeit

Ein offenes Haus für Jung und Alt

Im Mehrgenerationenhaus Bad Nauheim werden die Bedürfnisse aller Altersgruppen in den Angeboten und Dienstleistungen berücksichtigt. Das ehemalige Mütterzentrum hat sich in den letzten Jahren zu einem offenen Haus für alle Generationen entwickelt und wird nun von Jung und Alt gleichermaßen geschätzt und genutzt.

Im Mehrgenerationenhaus Bad Nauheim ist immer viel los: Der Offene Treff ist Mittelpunkt für Austausch und Diskussion aller Generationen. Seniorinnen und Senioren geben ihr Wissen und ihre Lebenserfahrung an Jugendliche und junge Eltern weiter und Kinder freuen sich, wenn Ältere ihnen vorlesen oder mit ihnen spielen. Die Altersstruktur der Nutzerinnen und Nutzer ist heute gemischt, doch das war nicht immer so: Das ehemalige Mütterzentrum wurde anfangs vorrangig von Familien genutzt, es gab Angebote für Eltern und deren Kinder, andere Altersgruppen waren eher selten zu Gast.

Mithilfe der offenen Hauskultur und der Entwicklung von generationenübergreifenden Angeboten entstand in den letzten Jahren ein Mehrgenerationenhaus, in dem heute alle Generationen miteinander in Austausch kommen. Dabei wird mit den Angeboten und Dienstleistungen im Mehrgenerationenhaus stets auf die Bedürfnisse und Wünsche der Nutzerinnen und Nutzer sowie auf die demografischen und gesellschaftlichen Entwicklungen eingegangen. „Es handelt sich bei der Gestaltung unserer Angebote um einen ganz natürlichen Prozess. Aufgrund der Veränderung von äußerlichen Gegebenheiten sind auch immer Anpassungen und Weiterentwicklungen in den Projekten notwendig. Man muss mit der Zeit gehen", erklärt Ute Latzel, Koordinatorin des Mehrgenerationenhauses Bad Nauheim.

Entwicklung generationenübergreifender Angebote

Insbesondere für Jugendliche – die im ehemaligen Mütterzentrum am wenigsten vertretene Zielgruppe – wurden Projekte entwickelt, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind und die Jugendlichen gleichzeitig in Kontakt und Austausch mit anderen Generationen bringen. So entstanden unter anderem ein „MentorInnen-Netzwerk" sowie ein Ausbildungsprojekt für junge Schulabsolventinnen und -absolventen.

Das „MentorInnen-Programm" bietet den Jugendlichen Unterstützung und Beratung zu verschiedenen Themen, mit denen sie sich alltäglich beschäftigen. Gemeinsam mit Älteren – Erwachsenen sowie Seniorinnen und Senioren – werden Diskussionen geführt, Probleme erkannt und Lösungen gefunden. Die Jugendlichen lernen dabei von den Erfahrungen der älteren Generationen und werden selbst in ihrer Persönlichkeitsentwicklung gestärkt.

Mithilfe des Ausbildungsprojektes haben schon viele Schulabgängerinnen und -abgänger den ersten Schritt in die Berufswelt gemeistert und eine passende Lehrstelle gefunden. Unterstützt werden sie dabei von Älteren, die ihnen bei der Suche nach Stellenausschreibungen, beim Verfassen von Bewerbungsschreiben und der Vorbereitung von Bewerbungsgesprächen, aber auch bei persönlichen Zweifeln und Ängsten mit Rat und Tat zur Seite stehen. „Die Projekte für die Jugendlichen sind für ihre Entwicklung sehr wichtig. Werte und Erfahrungen werden nicht nur theoretisch vermittelt, sondern auch unmittelbar für den eigenen Werdegang genutzt. Seitdem wir diese Angebote speziell für Jugendliche anhand ihrer Bedürfnisse aufgebaut haben, sind sie regelmäßig im Haus und tauschen sich mit anderen Anwesenden im Haus aus", erzählt Ute Latzel.

Um darüber hinaus auch Erwachsene sowie Seniorinnen und Senioren verstärkt auf die Neuausrichtung des Mehrgenerationenhauses aufmerksam zu machen, wurden weitere Angebote für diese Zielgruppen und das generationenübergreifende Miteinander entwickelt. Dazu hat das Mehrgenerationenhaus Bad Nauheim diverse Kooperationen mit Partnern in der Senioren- und Freiwilligenarbeit etabliert. So besteht seit einigen Jahren eine intensive Zusammenarbeit mit dem Seniorenbüro der Stadt, um die Bedürfnisse und Wünsche von Seniorinnen und Senioren mit in die Entwicklung generationenübergreifender Angebote einzubeziehen. „Das städtische Seniorenbüro selbst hält schon seit vielen Jahren ein vielfältiges Programm ausschließlich für die ältere Generation bereit. Unsere Kooperation mit dem Seniorenbüro verfolgt daher den Ansatz, die Seniorinnen und Senioren mit anderen Altersgruppen zusammenbringen", sagt Ute Latzel.

Wichtige Kooperationsarbeit und Freiwilliges Engagement

Einen guten Ausgangspunkt für die Aufnahme der Kooperation bringt die Lage des Mehrgenerationenhauses Bad Nauheim mit sich: Direkt nebenan befindet sich eine Wohnanlage für Seniorinnen und Senioren, in der auch die Verwaltungsräumlichkeiten vieler örtlicher Vereine, wie das Freiwilligenzentrum und der Internetverein, untergebracht sind. Zudem bietet die Anlage einen großen Veranstaltungssaal, der vom Seniorenbüro verwaltet und für verschiedene Zwecke genutzt wird.

In der Zusammenarbeit von Mehrgenerationenhaus, Seniorenbüro und der Wohnanlage für Seniorinnen und Senioren entstand beispielsweise die Idee eines Frühstücks für Jung und Alt – ein offenes Angebot, bei dem alle Generationen einmal im Monat in lockerer Atmosphäre zusammenkommen können. Freiwillig Engagierte wie Brigitte Peukert, die als Rentnerin im Seniorenbeirat der Stadt und im Mehrgenerationenhaus tätig ist, kümmern sich dabei um die Herrichtung der Räumlichkeit, die Vorbereitung des Buffets und helfen auch während des Frühstücks, wo es nur geht. „Es sind die glücklichen Gesichter und strahlenden Augen der Menschen, denen man die Zufriedenheit und Freude beim Zusammentreffen mit den anderen Generationen ablesen kann. Hier freut sich eine ältere Damen, wenn sie ein Kleinkind auf den Schoß nehmen kann, dort hört ein anderes Kind gespannt zu, wenn ihm von einem Senioren vorgelesen wird", sagt die 71-jährige Rentnerin. Auch der Bürgermeister, der sehr häufig vor Ort ist, nimmt sich Zeit für Gespräche mit den Anwesenden.

Anlaufstelle für Jung und Alt

Durch die vorhandenen Kooperationen und dadurch entstandenen gemeinsamen Angebote ist das Mehrgenerationenhaus in Bad Nauheim mittlerweile sehr bekannt und wird von allen Generationen als zentrale Anlaufstelle genutzt. Auch die gute Zusammenarbeit mit der Kommune ist ein wichtiger Faktor für das Funktionieren des generationenübergreifenden Ansatzes. „Unsere Arbeit wird von der Kommune ernst genommen und anerkannt. Wir werden als wichtiger Partner in gesellschaftlichen und demografischen Angelegenheiten von Anfang an mit in Planungen und Projekte einbezogen", freut sich Ute Latzel über das kooperative Miteinander. Durch die funktionierende Arbeit des Mehrgenerationenhauses werden viele Ideen sowie der generationenübergreifende Ansatz in die Stadt getragen und auch von anderen sozialen Einrichtungen, wie Kindertagesstätten oder Seniorenwohnanlagen, aufgenommen. So helfen beispielsweise Kindergruppen auf dem Gelände einer Wohnanlage beim Äpfelpflücken und umgekehrt suchen Kindertagesstätten die Unterstützung von Seniorinnen und Senioren. Damit zeigt sich die gelungene Transferleistung des Mehrgenerationenhauses Bad Nauheim für andere Einrichtungen der Kommune.