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Digitale Unterstützung für Familien in der Krise – Eine Entdeckungsreise

Das zählt: Bildung, Beratung, Freizeitangebote – alles digital

Wie unterstützen die Mehrgenerationenhäuser Familien in der Krise? Welche Rolle spielen digitale Kommunikationswege dabei? Und welche Bedeutung haben digitale Angebote in der Zukunft? Wir werfen einen Blick in die Ergebnisse der Programmevaluation.*

Von Nikola Ornig, Carina Kraft, Isabelle Suchowitz (INTERVAL GmbH) 

Digitales Arbeiten hat durch die Corona-Pandemie auch in Mehrgenerationenhäusern stark zugenommen. Bereits im Oktober 2020 gaben über drei Viertel der Koordinatorinnen und Koordinatoren an, dass ihre Häuser seit Beginn der Krise erstmals bzw. verstärkt digitale Kommunikationswege nutzten, um mit Besucherinnen und Besuchern in Kontakt zu bleiben. Fast ebenso viele hielten über Telefonate, Messenger-Dienste, Chat-Gruppen und Videokonferenzen Kontakt zu ihren freiwillig Engagierten. 

Jeweils rund zwei Drittel der Mehrgenerationenhäuser übertrugen ihre zuvor analogen Angebote in den virtuellen Raum beziehungsweise schufen neue digitale Angebote. Aber damit noch nicht genug: Auch um Menschen anzusprechen, die bislang noch keinen Kontakt mit dem Mehrgenerationenhaus hatten, nutzte rund die Hälfte der Häuser seit Beginn der Corona-Pandemie erstmalig bzw. verstärkt digitale Wege der Kommunikation. Und dieses Engagement hat sich ausgezahlt: Etwa ein Viertel der Mehrgenerationenhäuser gab im Oktober 2020 bereits an, dass die Ansprache gelungen sei und so auch (junge) Familien gut unterstützt werden konnten.

Das sagen die Koordinatorinnen und Koordinatoren:

„Wir haben sehr schnell alle Angebote digitalisiert, kleine Filme gemacht für YouTube und über WhatsApp verschickt, Hausaufgabenhilfe per Telefonkonferenz angeboten, Ideen und Anregungen für Familien über WhatsApp-Verteiler verschickt, die Familien mit Corona-Soforthilfe-Maßnahmen (z. B. Drucker) versorgt, Besuche vor den Fenstern gemacht, ob sie mit dem Homeschooling zurechtkommen, …“

„Insbesondere über Facebook-Postings und unsere Homepage konnten weitere Familien aus dem Ort erreicht werden. Im Rahmen des Lockdowns wurden in regelmäßigen Abständen Spiel- und Bastelanregungen versandt und zu familienpolitischen Leistungen (Notfallkinderzuschlag u.a.) informiert. Auch über den Youtube-Kanal konnten weitere Nutzer*innen erreicht werden, die sich unsere Kurzvideos anschauen, mitmachen können und sich z. B. beim Malkurs des MGH angemeldet habe.“ 

Quelle: Befragung der Koordinatorinnen und Koordinatoren der MGH 2020, n = 292, exemplarische Zitate aus offenen Angaben.

Was bewirkten die digitalen Angebote bei Familien?

Die digitalen Angebote der Mehrgenerationenhäuser brachten eine Unterstützung für Familien auf verschiedenen Ebenen: 

  • Bildung: Es ist gelungen, Kinder beim Distanzlernen zu unterstützen und zeitgleich Eltern zu entlasten, indem zum Beispiel die Hausaufgabenbetreuung „per Smartphone“ stattfand oder sogenannte „Homeschooling-Patenschaften“ mit Erwachsenen initiiert wurden, die zu dem Zeitpunkt in Kurzarbeit waren. 
  • Beratung: Familien erhielten online oder telefonisch Informationen zu pandemiebedingten, aktuellen Fragestellungen (z. B. zu Unterstützungsleistungen wie dem „Notfallkinderzuschlag“), auch zuvor bestehende Beratungsangebote wurden fortgeführt (z. B. mittels einer „Online-Familiensprechstunde“). 
  • Freizeitangebote: Ein „Mittel gegen Langeweile“ während der Kontaktbeschränkungen waren für Kinder und Jugendliche beispielsweise Foto- und Malwettbewerbe, Vorlesevideos, Kochkurse per Videokonferenz oder interaktive Onlinespiele. 
  • Soziales Netzwerk: Als Ersatz für persönliche Begegnungen und niedrigschwellige Gesprächsangebote im MGH, wie sie etwa im Rahmen von Familiencafés erfolgen, hatten Familien die Möglichkeit, sich über soziale Medien und (Chat-)Gruppen auszutauschen.

Nicht zuletzt war eine wichtige praktische Hilfe, technische Voraussetzungen für die Nutzung digitaler Angebote zu schaffen: Einzelne Mehrgenerationenhäuser berichteten, dass sie Geräte an Familien verliehen haben (z. B. Drucker für das Homeschooling). 

Wie können Familien weiter unterstützt werden? 

Die Koordinatorinnen und Koordinatoren bewerteten die niedrigschwellige Förderung digitaler Teilhabe nicht nur angesichts der Corona-Pandemie, sondern auch vor dem Hintergrund zunehmender Digitalisierung, als generationsübergreifendes und zukunftsweisendes Thema im Mehrgenerationenhaus. Der Zugang zu digitaler Infrastruktur ist eine Grundvoraussetzung für gleichberechtigte digitale Teilhabe. Hier besteht nach Einschätzung der befragten Koordinatorinnen und Koordinatoren bei Besucherinnen und Besuchern der Mehrgenerationenhäuser jeden Alters weiterhin Unterstützungsbedarf. 

*Der Beitrag beruht auf Ergebnissen der Onlinebefragung der Koordinatorinnen und Koordinatoren der MGH im Oktober und November 2020 (n = 292), der Onlinebefragung von freiwillig Engagierten von Juli bis September 2020 (n = 1.296) und telefonischen Vertiefungsinterviews mit freiwillig Engagierten von September bis November 2020 (n = 16) im Rahmen der Evaluation im Bundesprogramm Mehrgenerationenhaus durch die INTERVAL GmbH. Wörtliche Zitate aus den Erhebungen sind in Anführungszeichen und kursiv gesetzt.