Bürgerbus Arzberg: Wir machen mobil!
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Schlagworte:
Bürgerbeteiligung, Freiwilliges Engagement, Freizeitgestaltung, Selbstbestimmtes Leben im Alter, Teilhabe
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Demografietyp:
2 Alternde Städte/Gemeinden mit sozio-ökonomischen Herausforderungen
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Siedlungstyp:
Ländlicher Raum
Arzberg in Nordsachsen - abgehängt von ÖPNV und Daseinsvorsorge. Das war gestern: Seit zwei Jahren rollt ein Bürgerbus dank MGH-Ehrenamt.
Die demografische Situation in der Gemeinde Arzberg (Landkreis Nordsachsen) ist ernst: stetiger Rückgang der Bevölkerung auf nun schon 1.905, Überalterung der Einwohnerschaft (Schnitt: 49 Jahre), wenig Angebote des ÖPNV, Orte der Daseinsvorsorge sind kaum zu Fuß zu erreichen. Der Lösungsansatz der Gemeinde - ein Bürgerbus. Mit Landkreis und dem Ostelbien-Verein als Träger des lokalen MGH waren zwei wichtige Partner gefunden: der Fördermittelgeber für das achtsitzige Niedrigflur-Fahrzeug mit barrierefreiem Zustieg und das Ehrenamt. Schnell war ein Bürgerbus-Team mit 15 Mitstreitern organisiert, das den Betrieb und die Fahrten koordiniert und realisiert. Seit 22. Februar 2017 rollt der Bus für alle nicht mobilen Einwohner der Gemeinde zu Orten der Daseinsvorsorge (Ärzte, Friseure, Behörden, Einrichtungen u. a. m.) im Gemeindegebiet und den benachbarten Orten bis in die nahe Kreisstadt Torgau. 100 Fahrgäste und 1.000 gefahrene Kilometer im Monat belegen die Notwendigkeit und den Erfolg des Projektes, das nach dreijähriger vorbereitender Konzeptionsphase entstand. Nach Umfragen in der Bevölkerung, Studien mit dem Landratsamt und den regionalen Partnern des ÖPNV stand fest - das Projekt muss von den Voraussetzungen in Arzberg durchgeführt werden und das Ehrenamt einbinden. Als Ergänzung zum ÖPNV macht es nun eine ganze Gemeinde mobil!
Einbindung der Querschnittsaufgaben
Unser Bürgerbus-Projekt unterstützt nicht nur alle nicht mobilen Einwohner der Gemeinde, sondern steht für alle vier Generationen offen. Die Kita-Steppkes nutzen den Bus ebenso wie junge Muttis mit Kinderwagen. Die Senioren jedoch - egal ob mit oder ohne Rollator - sind die Hauptnutzer des Fahrzeuges. Sie melden im Organisationsbüro den Bedarf für eine Fahrt an, dort wird der Termin von den ehrenamtlichen Mitstreitern aufgenommen, mit anderen koordiniert und auch der ehrenamtliche Fahrer organisiert. Je nach Bedarf kann aus dem bestehenden Pool der Ehrenamtlichen in unserem Arzberger Mehrgenerationenhaus auch noch ein Alltagsbegleiter für die Fahrt oder den Behördengang bereitgestellt werden. Alle Ehrenamtler - im Alter von 44 bis 74 Jahre - haben eine spezifische Schulung zum Projekt hinter sich: Egal ob Fahrtraining, Eignungstauglichkeit, Gesundheitsuntersuchung, Arbeitsschutz oder Alltagsbegleitung - die ca. 15 Ehrenamtlichen im Arzberger Bürgerbus-Team sind bestens auf ihre Aufgaben vorbereitet. Der (ehrenamtliche) Bürgerbus-Beauftragte der Gemeinde leitet das Projekt und lädt dazu auch einmal monatlich das gesamte Team zu einem gemeinsamen Nachmittag mit Besprechung, Organisation und Geselligkeit ins Arzberger MGH ein. Dort ist auch das Bürgerbus-Kontaktbüro angesiedelt. Die Kosten fürs Projekt teilen sich der Landkreis Nordsachsen, die Gemeinde Arzberg und der Ostelbien-Verein als Träger des Mehrgenerationenhauses.
Wirkung
Zwei Jahre Arzberger Bürgerbus belegen: Als alternatives Ergänzungsmodell im ländlichen Raum hat sich unser Bürgerbus etabliert. Er wird bestens angenommen, alle Generationen partizipieren vom Projekt - speziell jedoch die nicht (mehr) mobilen Senioren. Der Bus verkehrt auf Anmeldung (ohne Fahrzeitbindung und Tarif) zu Einrichtungen der Daseinsvorsorge. Der Haustür-Verkehr kommt an. Der Bus ist nicht nur Beförderungselement, sondern auch Kommunikationsort. Er erhält und befördert Teilhabe - und das dank der Unterstützung des Arzberger Mehrgenerationenhauses und seinen ehrenamtlichen Helfern. Nur dieses freiwillige Engagement lässt das Projekt leben. Und das ist nötig, denn der Bedarf zeigt: Der Arzberger Bürgerbus ist eine Erfolgsgeschichte.
Erfahrungsbericht
Im ländlichen Raum des Freistaates Sachsen gibt es aktuell drei Bürgerbus-Projekte. Zeigt und heißt: Mobilität als zeitgemäßes Thema muss zur erfolgreichen Gestaltung der Herausforderungen des demografischen Wandels mehr und mehr in Verbindung mit Teilhabe an der Daseinsvorsorge betrachtet werden. Ergänzung und Bereicherung der Angebote des ÖPNV kann ein Bürgerbus zunehmend nur dann sein, wenn sich sein Einsatz mit den Aufgaben und Anforderungen im ländlichen Raum verknüpfen lässt und qualifiziert-engagiertes Ehrenamt zur Umsetzung parat steht. Dieses Zweckdenken muss Partnerschaften und Netzwerke ermöglichen, die die Investition und Betreibung eines solchen Projektes gemeinschaftlich nutzen. Der gesellschaftliche Benefiz-Gedanke sollte zukünftige Bürgerbus-Projekte im ländlichen Raum in Gesamt-Deutschland bestimmen - vielleicht sogar eine neue zusätzliche Engagement-Aufgabe für unsere Mehrgenerationenhäuser.
Kontaktdaten
Ostelbisches Mehrgenerationenhaus Arzberg
Straße der Jugend 1, 04886 Arzberg
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03422 / 248008
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o-m-a@ostelbien.de
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