Hanah'S Dienste - Haushaltsnahe Dienstleistungen mit sozialer Betreuung
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Schlagworte:
Vereinbarkeit Beruf und Pflege, Beratungs-/ Unterstützungsangebote im Bereich Pflege/ Demenz, Selbstbestimmtes Leben im Alter, Integration von Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte, Freiwilliges Engagement, Haushaltsnahe Dienstleistungen, Teilhabe
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Demografietyp:
11 Sehr wohlhabende Städte/Gemeinden in Regionen der Wissensgesellschaft
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Siedlungstyp:
Städtischer Raum
Das Kooperationsprojekt mit der Diakoniestation bietet Unterstützung für SeniorInnen und pflegende Angehörige und schafft Arbeitsplätze
Hanah’S Dienste verbinden hauswirtschaftliche Unterstützung mit Betreuung und sozialem Kontakt. Sie richten sich an SeniorInnen, die kaum oder wenige offene Angebote wahrnehmen und deren Situation durch sozialen Rückzug, oftmals begleitet von Altersdepression, beginnender Demenz und/oder Verwahrlosung, gekennzeichnet ist. Haushaltsnahe Dienstleistungen sind hier eine gute „Eintrittskarte“, auch zu weiteren Betreuungsleistungen. Die SeniorInnen erhalten nicht nur die benötigte Unterstützung im Alltag, sondern gewinnen auch eine zuverlässige Bezugsperson, die die Aufrechterhaltung des sozialen Kontaktes gewährleistet. Umgekehrt sind die Dienstleistungserbringenden oftmals beruflich gering qualifiziert, aber sozial sehr kompetent. Sie werden auf ihre Aufgabe mit verschiedenen Schulungen vorbereitet und sind fest in ein Mitarbeitendenteam eingebunden. Durch die Tätigkeit erhalten sie einen niedrigschwelligen Zugang zum ersten Arbeitsmarkt und Möglichkeiten der Weiterqualifizierung sowie soziale Aufwertung. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit der Ökumenischen Diakoniestation umgesetzt. Dadurch haben die SeniorInnen die Möglichkeit die Dienstleistung ggf. mit der Pflegekasse abzurechnen. Der Zugang zu weiteren Leistungen wie Essen auf Rädern oder den Pflegedienst und allen offenen Angeboten des MGHs wird erleichtert.
Einbindung der Querschnittsaufgaben
Alte und in unterschiedlichem Maße hilfsbedürftige Menschen werden von Jüngeren unterstützt und betreut. Die Hilfe zielt dabei stets darauf, die SeniorInnen weitgehend einzubinden und noch vorhandene Fähigkeiten zu aktivieren. Selbständigkeit und Teilhabe auch im hohen Alter werden so gefördert. Im Pflegefall werden Angehörige entlastet, nicht nur durch den praktischen Vorteil des bewältigten Haushalts, sondern vor allem durch die Möglichkeit die gewonnene Zeit für eigene Belange zu nutzen. Häufig sind die Angehörigen nicht vor Ort und die Gewissheit des zuverlässigen, sorgenden Kontakts durch die Hanah’S Dienste führt zu großer Beruhigung. Der Kontakt ist jedoch keine „soziale Einbahnstraße“, sondern Jung und Alt profitieren gegenseitig: Die Dienstleistungserbringenden - oftmals Frauen mit Migrationshintergrund und viel Familienerfahrung, aber ohne Ausbildung – erhalten die Möglichkeit dazu zu lernen, ggf. Deutsch zu sprechen und gewinnen durch Lob, Anerkennung und Verdienst an Selbstbewusstsein. Der Erstkontakt ist mehrfach über die im MGH ansässige Sozialberatung gelaufen, die mit dem Wunsch der Arbeitsaufnahme aufgesucht wurde. Der Einstieg in die Tätigkeit kann mit wenigen Stunden erfolgen, oftmals zunächst auf Ehrenamtsbasis und ist problemlos neben eigenen familiären Verpflichtungen zu leisten. Die Arbeitszeiten sind flexibel zu vereinbaren und ausbaubar. Somit dient das Projekt auch der Integration in den Arbeitsmarkt.
Wirkung
Das Projekt wird außerordentlich gut angenommen, die Nachfrage steigt stetig. 2014 wurde mit 40 versorgten Haushalten gestartet, inzwischen sind es 145, die mit unterschiedlichen Stundenanteilen aufgesucht werden. Die Mitarbeiterzahl stieg von 10 auf 18 Personen an, die in ganz unterschiedlichem Umfang von Ehrenamt bis zur Festanstellung mit unterschiedlichen Teilzeitanteilen beschäftigt sind. Sowohl die SeniorInnen als auch die Beschäftigten äußern eine hohe Zufriedenheit. Das Projekt wird auch in Fachkreisen beachtet. Die Koordinatorin der Hanah’S Dienste stellte es auf Fachtagen vor und veröffentlichte einen Beitrag dazu im Sammelband „Zahncreme auf Spaghetti -Alltagsgestaltung für Menschen mit Demenz“, Hrsg. Prof. Leicht-Eckardt, Universität Osnabrück. Andere MGHs wurden mehrfach informiert und bei der Entwicklung ähnlicher Projekte beraten. Nicht zuletzt ist es auch ein Beispiel für eine gelungene Kooperation mit einem Pflegedienstleister.
Erfahrungsbericht
Beide Zielgruppen des Projekts – SeniorInnen, die Unterstützung erhalten und ihre Angehörigen sowie gering Qualifizierten, die in Arbeitsmarkt integriert werden - bedürfen intensiver Beratung und Betreuung. Die dafür benötigte gesonderte Koordinatorenstelle muss zusätzlich zu den eigentlichen Kosten der Einsätze, die sich i.d.R. aus Einnahmen tragen, finanziert werden. Es ist notwendig mit einem Partner zusammenzuarbeiten, der mit den Pflegekassen abrechnen kann. Der soziale Mehrwert des Projekts, aber auch der mittelfristig monetäre Nutzen sollte gut bei den Kommunen bekannt sein. Bewährt hat sich die Zusammenarbeit mit Seniorenberatung und natürlich allen offenen Angeboten des MGH. Unerlässlich ist eine gründliche Schulung und fortlaufende Kenntnis-Auffrischung der Mitarbeitenden sowohl hauswirtschaftlich, vor allem aber als Senioren und/oder DemenzhelferInnen. Die Zusammenarbeit mit einem Pflegedienst gewährleistet im Bedarfsfall mehrere Angebote aus einer Hand.
Kontaktdaten
Mehrgenerationenhaus Eschborn
Hauptstraße 18-20, 65760 Eschborn
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06196 / 9314823
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info@eschbornhaus.de
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