Im Offenen Treff des Mehrgenerationenhauses Fürstenwalde sitzen 13 Personen verschiedener Generationen und tauschen sich angeregt aus. Ob Partner, erwachsene Kinder oder Enkel – alle Anwesenden pflegen einen Angehörigen, der an Demenz erkrankt ist. Die bewusst kleine gehaltene Gruppe bietet viel Raum für Austausch und persönliche Gespräche. Die Schulungsreihe „Hilfe beim Helfen" behandelt in insgesamt sieben Modulen, die jeweils einmal in der Woche stattfinden, verschiedene Schwerpunkte zum Thema Demenz.
Dabei geht es unter anderem um das Krankheitsbild aus medizinischer Sicht, praktische Tipps für den Alltag sowie um Informationen zu Pflegestufen und Unterstützungsangeboten für pflegende Angehörige. „Wir wollen mit dem Projekt vor allem diejenigen abholen, die ganz am Anfang stehen und noch nicht den Weg zu uns gefunden haben", sagt Koordinatorin Katja Dost, die alle Module moderiert.
Expertennetzwerk durch Kooperationen
Bei der Umsetzung des Projekts kooperiert das Mehrgenerationenhaus Fürstenwalde mit der Alzheimergesellschaft Brandenburg und der Pflegeversicherung Barmer GEK. Zur Vorbereitung auf das Projekt nahm Katja Dost an einer ganztägigen Moderatorenschulung der Alzheimergesellschaft teil. Die Barmer GEK unterstützt das Mehrgenerationenhaus durch Informationsmaterialien zu den einzelnen Themengebieten sowie Plakaten und Flyern zur Schulungsreihe. Jedes Modul des Projekts wird von einer Expertin oder einem Experten begleitet, die oder der den Teilnehmenden fachspezifisches Wissen vermittelt. Die Ansprache dieser Expertinnen und Experten ist Aufgabe des Mehrgenerationenhauses. „Durch unsere gute Vernetzung vor Ort und unsere Kontakte zu entsprechenden Fachkräften ist das Mehrgenerationenhaus der richtige Partner für das Projekt", erklärt die Koordinatorin. Katja Dost konnte durch das große Netzwerk des Mehrgenerationenhauses unter anderem einen Neurologen und einen Pflegedienstleiter für das Projekt gewinnen. Die Expertinnen und Experten unterstützen das Projekt grundsätzlich unentgeltlich und tragen entscheidend zur hohen inhaltlichen Qualität bei.
Unterstützung für pflegende Angehörige
Eine der Teilnehmerinnen ist Bärbel Wieck (56), die ihre an Demenz erkrankte Mutter pflegt und gleichzeitig als Hilfskraft in der Küche der örtlichen Kindertagesstätte beschäftigt ist. „Ich fand es besonders schön, dass aus jedem Themenfeld etwas dabei gewesen ist und trotzdem noch genug Zeit war, unsere eigenen Fragen zu stellen", sagt sie. Während der Schulungstermine organisierte das Mehrgenerationenhaus Betreuungsmöglichkeiten für die pflegebedürftigen Familienmitglieder. Teilweise war es das erste Mal, dass die Teilnehmenden die Verantwortung für einige Stunden abgeben konnten und ihnen bewusst wurde, dass es entlastende Hilfeangebote gibt. Bärbel Wieck entschied sich nach der Schulungsreihe dazu, ein Angebot der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Anspruch zu nehmen, auf das sie durch die Veranstaltung aufmerksam geworden war. Seither kommt zwei Mal pro Woche eine Freiwillig Engagierte der AWO zu ihr nach Hause und übernimmt für einige Stunden die Betreuung ihrer Mutter. „Ich finde das Projekt „Hilfe beim Helfen" wirklich toll und habe es schon oft weiterempfohlen", erzählt sie.
Fortführung des erfolgreichen Projekts
Nach den durchweg positiven Rückmeldungen der Teilnehmenden ist für diesen Sommer eine dritte Schulungsreihe geplant. Das Programm wurde um ein achtes Modul erweitert, das sich mit der Gründung von sogenannten „Demenz-WGs" beschäftigt. Außerdem soll das Projekt noch stärker mit anderen Angeboten des Mehrgenerationenhauses zum Thema Demenz verknüpft werden. Ein Beispiel ist die „Betreuungsgruppe für Demenzpatienten", in der von der Alzheimergesellschaft Brandenburg zertifizierte Freiwillig Engagierte stundenweise demenziell Erkrankte betreuen. Sie bietet den Pflegenden die Möglichkeit, den Angehörigen oder die Angehörige betreuen zu lassen, um Besorgungen zu machen, etwas Zeit für sich selbst zu haben oder Angebote wie „Hilfe beim Helfen" wahrzunehmen. Das Projekt informiert die Teilnehmenden umfassend und hilft ihnen so, besser mit der Erkrankung ihres Angehörigen umzugehen. Gleichzeitig zeigt es Entlastungsmöglichkeiten auf und die Betroffenen werden in bestehende Netzwerke und Angebotsstrukturen vermittelt. Auf diese Weise stärkt das Mehrgenerationenhaus die soziale Infrastruktur vor Ort und trägt dazu bei, pflegende Angehörige spürbar zu entlasten.