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„Go – find your way" – Das Mehrgenerationenhaus Herford hilft beim Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt

Ein Kompetenztraining der anderen Art: So lässt sich der beschäftigungsfördernde Kurs beschreiben, der im Herbst 2012 im Mehrgenerationenhaus Herford stattfand. Die Idee für das Projekt „Go – find your way" entstand in der Arbeitsgruppe „Netzwerk Alleinerziehende", in der das Mehrgenerationenhaus, das örtliche Jobcenter, das Jugendamt der Stadt Herford sowie das Diakonische Werk und die Arbeiterwohlfahrt vertreten sind.

Kursleiterin Karin Alex (Zweite von links), Teilnehmerin Jennifer Kruse (Mitte), der Koordinator des Mehrgenerationenhauses Herford Ralf Hoffmann (Erster von rechts) und zwei weitere Absolventinnen sind stolz auf den erfolgreichen Abschluss des Bewerbungs

Ziel des Netzwerks ist es, Projektideen zu entwickeln, die alleinerziehenden Frauen den (Wieder-)Einstieg in den Arbeitsmarkt erleichtern können. „Alleinerziehende Mütter, die Arbeit suchen, sind doppelt belastet und dadurch für das Jobcenter eine der schwierigsten Zielgruppen", erklärt Ralf Hoffmann, Koordinator des Mehrgenerationenhauses Herford. Daran will die Arbeitsgruppe etwas ändern.

Bei dem Projekt war von Anfang an klar, dass es mehr bieten sollte als ein konventionelles Bewerbungstraining. „Vorrangiges Ziel war, dass die Frauen mehr Selbstvertrauen für den Bewerbungsprozess gewinnen, sich über ihre Stärken und ihre Fähigkeiten bewusst werden und lernen, diese zu präsentieren", sagt Ralf Hoffmann.

Praxisnah und interaktiv mit Rollenspielen und Bewerbungsgesprächen

Angesprochen wurden die insgesamt neun Teilnehmerinnen durch Ursula Obereiner, Mitarbeiterin im Jobcenter Herford. Sie kontaktierte gezielt arbeitsuchende, alleinerziehende Mütter, die bereits einen Berufsabschluss oder einschlägige Berufserfahrung hatten, bei denen sich der (Wieder-) Einstieg in den Arbeitsmarkt aber schwierig gestaltete. „Kommunikationsbereitschaft und eine offene Einstellung gegenüber dem Kurs waren uns sehr wichtig, darüber hinaus gab es keine weiteren Teilnahmebedingungen", sagt Ursula Obereiner. Persönliche Gespräche und die Aussicht auf ein unkonventionelles Kompetenztraining überzeugten die Frauen von dem Projekt.

Konzipiert und geleitet wurde der sechswöchige Kurs von Familientherapeutin und Management-Trainerin Karin Alex, die sich bereits als Leiterin einer Selbsthilfegruppe für demenziell Erkrankte und pflegende Angehörige im Mehrgenerationenhaus engagiert hat. Sie setzte vor allem auf interaktive Formate wie Rollenspiele, Präsentationen, Gruppen- und Einzelgespräche. Dabei wurden Aspekte wie persönliches Auftreten, der Umgang mit Stresssituationen und Methoden zur Stärkung des Selbstbewusstseins thematisiert. Anhand von konkreten Bewerbungsbeispielen gab es auch Tipps und Tricks für mehr Sicherheit bei Vorstellungsgesprächen. Ziel dieser Übungen sei es gewesen, die Frauen darin zu bestärken, „Hemmungen zu verlieren und Mut zu fassen, neue Wege zu einzuschlagen", berichtet Karin Alex. „Außerdem standen Methoden zur Problemlösung auf dem Programm, die anhand von konkreten Situationen im Arbeitsalltag angewendet wurden. Um auf die Bedürfnisse der einzelnen Teilnehmerinnen eingehen zu können, gab es aber keinen vorgefertigten Stundenplan", so die Kursleiterin weiter.

Mit mehr Selbstvertrauen zum Joberfolg

Anhand von Fragebögen bewerteten die Teilnehmerinnen jede Woche das Auftreten der anderen. Die Beurteilungen wurden gesammelt und erst am Ende des Kurses ausgewertet. „Ich fand, dass war eine ganz tolle Idee", berichtet die Teilnehmerin Jennifer Kruse „weil man sich dadurch über den eigenen Fortschritt bewusst geworden ist. Und das war schon ein gutes Gefühl." Der Erfolg des Trainings ließ nicht lange auf sich warten. Schon während der Kursdauer waren drei der Teilnehmerinnen bei Bewerbungsgesprächen erfolgreich und erhielten ein Jobangebot. Seitdem sind noch zwei Erfolgsgeschichten hinzugekommen, unter anderem auch die von Jennifer Kruse, die inzwischen wieder in ihrem alten Beruf als Erzieherin arbeitet. „Ich habe jetzt ein ganz anderes Auftreten", berichtet sie. „Mein Problem bei Bewerbungsgesprächen war schon immer die Nervosität. Im Kurs habe ich gelernt, mich auf die wesentlichen Fragen zu konzentrieren: Wer bin ich? Was kann ich? Was will ich?"

Ein starkes Team: Mehrgenerationenhaus und Jobcenter ergänzen sich

Auch Hauskoordinator Ralf Hoffmann ist mit dem Verlauf des Projekts zufrieden. Einer der Erfolgsfaktoren ist für ihn die gute Zusammenarbeit mit dem Jobcenter. „Das Mehrgenerationenhaus konnte sich darauf verlassen, dass bei den vom Jobcenter vermittelten Teilnehmerinnen der Bedarf am stärksten war – und das Jobcenter konnte auf unsere Kompetenz in der Ausgestaltung von niedrigschwelligen Angeboten und auf eine vertrauensvolle Atmosphäre im Mehrgenerationenhaus zählen. Das nenne ich eine Win-Win Situation!"

Die Zugangschancen zum Arbeitsmarkt zu erhöhen, war aber nicht das einzige Ziel. „Die Teilnehmerinnen sollten auch das Mehrgenerationenhaus und seine Unterstützungsangebote wie etwa unsere hauseigene Kita kennenlernen, und es sollte eine Vernetzung unter ihnen angeregt werden", betont Ralf Hoffmann. Das ist wohl gelungen, denn Jennifer Kruse berichtet, dass die Teilnehmerinnen den Kontakt zueinander nicht verloren haben. „Untereinander und zu Karin Alex haben wir ein starkes Vertrauensverhältnis aufgebaut." Sie treffen sich jetzt regelmäßig zum Austausch im Mehrgenerationenhaus. Auch Karin Alex ist überzeugt, dass ein solches Projekt dem ganzen Haus zugute kommt: „Solche Initiativen sind wichtig. Sie zeigen: Hier wird aktiv etwas für die Bürgerinnen und Bürger getan, hier setzt man sich für sie ein."

Deshalb durfte auch ein feierlicher Abschluss nicht fehlen: Ralf Hoffmann erzählt von der Abschlusszeremonie, bei der alle Absolventinnen eine Teilnahmeurkunde erhielten. „So manches Auge ist nicht ganz trocken geblieben. Man hat schnell gemerkt, dass es für die Beteiligten kein normales Bewerbungstraining war."

Ein Projekt mit Zukunft

Angesichts dieser positiven Resonanz wurde das Mehrgenerationenhaus gleich wieder aktiv. Eine Neuauflage des Projekts „Go – find your way" ist für 2013 bereits geplant und wird weiterhin vom „Netzwerk Alleinerziehende AG" unterstützt. Dass sich der Erfolg wiederholen lässt, davon ist man auch im Jobcenter überzeugt: „Es besteht in der Zielgruppe weiterhin großes Interesse und ausgeprägter Bedarf für das Projekt", bestätigt Ursula Obereiner.