„Wie können wir unsere Seniorinnen und Senioren langfristig in Haushalt und Garten unterstützen?" Diese zentrale Frage stand auf der Agenda des „Runden Tisches der Generationen", zu dem das Mehrgenerationenhaus KONTAKT und der Quartiersmanger der Stadt Freilassing, Michael Schweiger, in das Rathaus einluden. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des städtischen Seniorenbüros sowie Vertreterinnen und Vertreter sozialer Einrichtungen, von Vereinen und Initiativen diskutierten gemeinsam den Bedarf an Haushaltsnahen Dienstleistungen in der Region.
Hecke schneiden und Glühlampen wechseln - Haushaltshilfen gesucht
„Der Bedarf an Dienstleistungen in Haus und Garten ist vor allem bei älteren Menschen ein bedeutsames Thema", berichtet die Koordinatorin des Mehrgenerationenhauses Susanne Coenen. In der ländlich geprägten Region um Freilassing, nahe der österreichischen Grenze, sind immer mehr Seniorinnen und Senioren auf der Suche nach einer bezahlbaren Hilfe für Haushalt, Gartenarbeiten oder Einkäufe. Viele von ihnen leben noch eigenständig, schaffen aber nicht mehr alles alleine, was im Haushalt tagtäglich anfällt. „Ohne Pflegestufe ist es für die meisten ohnehin finanziell schwierig, professionelle Dienstleistungen für Hilfen im Haushalt in Anspruch zu nehmen", berichtet Dietmar Eder, Mitarbeiter im städtischen Seniorenbüro. Einige engagierte Seniorpatinnen und Seniorenpaten übernahmen bislang die Anfragen. Die Anzahl an Helferinnen und Helfern reiche allerdings nicht mehr aus, um den Bedarf „flächendeckend und verbindlich zu gewährleisten", erklärt Susanne Coenen.
Das Mehrgenerationenhaus möchte fortan entsprechende Dienstleistungen zum kleinen Preis vermitteln. Ein Entgelt für die erbrachte Leistung sei dabei kein Hindernis für die älteren Leute, die vielfältigen Angebote zu nutzen. „Sie haben dann nicht das Gefühl, dem Helfenden ewig dafür dankbar sein zu müssen", so Susanne Coenen. Die „Heinzelmännchen" werden in Zukunft für einen festen Stundenlohn von zehn Euro Rasen mähen, das Badezimmer reinigen, Arztbesuche begleiten, Einkäufe erledigen und vieles mehr. Das Angebot richtet sich aufgrund der Nachfrage hauptsächlich an die Seniorinnen und Senioren in der Umgebung, kann aber grundsätzlich von jedem in Anspruch genommen werden.
Gemeinsam ein Netzwerk für Haushaltsnahe Dienstleistungen etablieren
Um die Bedarfe vor Ort genau zu analysieren, wird sich ab Herbst außerdem eine eigene Arbeitsgruppe dem Thema „Haushaltsnahe Dienstleistungen in Freilassing" annehmen. Dabei kooperiert das Mehrgenerationenhaus eng mit vielen Partnern in Freilassing und Umgebung wie zum Beispiel dem Diakonische Werk Traunstein eV., dem Seniorenzentrum der Arbeiterwohlfahrt oder dem Malteser Hilfsdienst e.V. Eine erste Aufgabe der Arbeitsgruppe wird es sein, eine Übersicht aller bereits bestehenden Angebote vor Ort zu erstellen. Denn ein Ergebnis des Runden Tisches war es, dass zwar schon viele Dienstleistungen vor Ort existieren, diese aber bisher nicht zentral vermittelt wurden.
Um die Bürgerinnen und Bürger über die vielfältigen Dienstleistungsangebote ausführlich zu informieren, wird das Mehrgenerationenhaus sein Projekt „Heinzelmännchen" am regionalen „Tag der Senioren", zu dem Bürgermeister Josef Flatscher alljährlich einlädt, im kommenden November vorstellen. In diesem Rahmen werden sich auch alle örtlichen Anbieter Haushaltsnaher Dienstleistungen präsentieren und den Besucherinnen und Besuchern des Mehrgenerationenhauses ihre Angebote vorstellen.
Haushaltsnahe Dienstleistungen orientieren sich an lokalen Bedürfnissen
Das Angebot und die Vermittlung Haushaltsnaher Dienstleistungen ist neben Alter und Pflege, Freiwilligem Engagement sowie Integration und Bildung eines von vier Schwerpunktthemen im Aktionsprogramm Mehrgenerationenhäuser II. Bundesweit haben sich schon viele Häuser zu erfolgreichen Dienstleistungsdrehscheiben in ihren Kommunen entwickelt.
Das Beispiel aus dem Mehrgenerationenhaus Freilassing zeigt eindrucksvoll, welche Rolle Mehrgenerationenhäuser in ihrer Kommune bei der Vernetzung von Dienstleistungsangeboten einnehmen können. Dabei ist es wichtig, Bedarfe vor Ort gezielt zu ermitteln, bestehende Angebote zu bündeln und gemeinsam mit der Kommune und weiteren Partnern auf die Bedürfnisse ihrer Bürgerinnen und Bürger einzugehen. Mit den Freilassinger „Heinzelmännchen" wird die Gemeinde nun um viele freiwillige Helferinnen und Helfer reicher, die nicht nur im Verborgenen Gutes tun.