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Wie Mehrgenerationenhäuser Angebote umsetzen: Neues aus den Häusern

„Wir waren leider sehr erfolgreich“

Zweimal im Jahr ziehen die Menschen aus drei Biberacher Stadtteilen los, um diese vom Müll zu befreien. Das Mehrgenerationenhaus koordiniert die Aktionen. Was bewirkt das Projekt in den Köpfen der Teilnehmenden?

Kinder stehen im Kreis und halten Greifarme, die auf einen Eimer in der Mitte zeigen
© Mehrgenerationenhaus Biberach

Am Runden Tisch der Stadtteile kommen in Biberach regelmäßig verschiedene Akteurinnen und Akteure aus mehreren Stadtteilen zusammen, um Probleme und Bedarfe zu besprechen. Unter den Teilnehmenden sind unter anderem Kindergärten, der Verein „Jugend Aktiv“, die Lebenshilfe und das Stadtteilhaus Gaisental als Mehrgenerationenhaus. Nach den Corona-Lockdowns wurde im Austausch untereinander schnell klar: In allen Stadtteilen scheinen die Straßen mehr und mehr zu vermüllen. „So ist die Idee für die Stadtteilputzede entstanden“, sagt Angelika Rosewich, stellvertretende Hausleitung im Stadtteilhaus Gaisental. „Wir wollen dafür sensibilisieren, dass wir anders wohnen und leben möchten.“

Das Mehrgenerationenhaus als Mittelpunkt der Stadtteilputzede

Angelika Rosewich hat sofort die Umsetzung in die Hand genommen. Jeweils im Herbst und im Frühjahr koordiniert sie die Aktion. Der örtliche Baubetriebshof stellt dem Mehrgenerationenhaus für eine Woche Handgreifer, Zangen, Eimer, Müllbeutel und Handschuhe zur Verfügung. Unterschiedliche Institutionen holen die Materialien jeweils für einen Tag ab. „Montags kommt zum Beispiel eine Kindergartengruppe“, berichtet Angelika Rosewich. „Dienstags ist eine Wohngruppe der Lebenshilfe oder eine Gruppe Jugendlicher vom Offenen Treff dran. So geht das die ganze Woche lang. Und dann laufen die Teilnehmenden los. Wenn sie fertig sind, bringen sie alles wieder zu uns – auch den eingesammelten Müll, den wir am Ende der Woche vom Baubetriebshof abholen lassen.“

Die Sammlerinnen und Sammler sind häufig erstaunt darüber, wie viel sie finden. Vor allem die Kinder mache das stolz, so Angelika Rosewich. Im nächsten Moment seien sie aber auch geschockt und fragten sich, warum die Menschen ihren Spielplatz und ihr Umfeld so verschmutzen. Die Reaktion laute deswegen häufig: „Wir waren leider sehr erfolgreich!“ Die stellvertretende Hausleitung im Stadtteilhaus Gaisental ist sich sicher, dass auf diese Weise ein Umdenken stattfindet, das der Vermüllung auch präventiv entgegenwirkt. Die Menschen erkennen, dass sie selbst für ihre Umgebung verantwortlich sind. Bei Veranstaltungen hat das schon Wirkung gezeigt. Hier werden warme Getränke jetzt häufig nicht mehr in Einwegbechern, sondern in Tassen ausgegeben.

Eine Umgebung zum Wohlfühlen schaffen

Um diesen Effekt zu erzielen, braucht es aber Beständigkeit. Schon vor der Stadtteilputzede des Mehrgenerationenhauses hat die Stadt Biberach die Stadtputzede durchgeführt – allerdings nur einmal im Jahr. Im Herbst finden die beiden Aktionen nun parallel statt. „Wir haben aber schnell gemerkt, dass wir mehrfach im Jahr dazu aufrufen müssen, Müll zu sammeln, um die Idee zu verankern“, sagt Angelika Rosewich. Auch Einzelpersonen, können sich anschließen. Bisher machen das aber nur wenige Menschen. Deswegen möchte das Mehrgenerationenhaus die Stadtteilputzede in Zukunft noch stärker mit Aushängen und Plakaten bewerben. „Es geht darum, dass wir uns hier wohlfühlen“, meint Angelika Rosewich. „Das funktioniert natürlich besser, wenn wir nicht bei jedem Schritt Gefahr laufen, in den nächsten Hundehaufen oder in Scherben zu treten. Da können wir jede Hand gebrauchen.“