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Wie Mehrgenerationenhäuser Angebote umsetzen: Neues aus den Häusern

Plattsnacken gegen das Vergessen

Beim „Mittwochsplatt“ halten die „Plattsnacker“ aus dem Mehrgenerationenhaus Bürgerhafen in Greifswald die plattdeutsche Sprache lebendig – und kommen darüber in den Austausch miteinander.

Marianne Hamfler und Gisela Zillmer lesen in Büchern
© MGH Bürgerhafen Greifswald

„Denn‘ Nogel up‘n Kopp dropen“ – den Nagel auf den Kopf treffen. Das gelang Marianne Hamfler und Gisela Zillmer mit ihrem Angebot „Mittwochsplatt“. Dabei treffen sich im Mehrgenerationenhaus Bürgerhafen in Greifswald einmal im Monat plattbegeisterte Menschen zum gemeinsamen „Snacken“ und Beisammensein. Für viele ist Plattdeutsch die Sprache ihrer Kindheit. Hier bekommen sie die Gelegenheit, sie aufzufrischen und wieder aktiv zu sprechen. Für die Teilnehmenden, wie zum Beispiel eine demenzkranke Frau, die mit dem Taxi zum „Mittwochsplatt“ kommt und sich im Plattdeutschen ganz zuhause fühlt, bedeutet das auch Teilhabe am Leben und der Gesellschaft.

„Die Menschen erleben so wertvolle Stunden, die sie in ihre Kindheit zurückführen“, erzählt Gisela Zillmer. „Die Freude und der Spaß dabei, ist ihnen anzusehen und anzuhören.“ Zillmer gründete den Treffpunkt 2012 gemeinsam mit Marianne Hamfler, die die Idee dazu hatte. Kennengelernt haben sich beide an der Universität Greifswald, wo sie eine Vorlesung zur niederdeutschen Sprachgeschichte und Plattdeutsch besuchten. Doch ein Ort, um Plattdeutsch im Alltag zu sprechen und somit lebendig zu halten, fehlte ihnen. Also gründeten sie ihn im Mehrgenerationenhaus Bürgerhafen, das die passenden Räume bot.

Die Geselligkeit genießen und gemeinsam lachen

Wie läuft ein Treffen bei den „Plattsnackern“ ab? In der Regel gibt es Programmpunkte, wie die Jahreszeiten oder Feste wie Ostern und Weihnachten. Die Teilnehmenden erzählen auf Plattdeutsch zum Thema passende Anekdoten aus ihrem Leben und tragen eigene Werke oder Literatur und Gedichte auf Plattdeutsch vor. „Neben der Pflege des Plattdeutschen schätzen die Teilnehmenden besonders die Geselligkeit und lachen viel gemeinsam. Die Corona-Pandemie hat das Bedürfnis nach Begegnungen noch einmal verstärkt. Seitdem liegt der Fokus der gemeinsamen Treffen vor allem auf dem freien Austausch und Erzählen – natürlich auf Plattdeutsch“, so Marianne Hamfler.

Besonders stolz sind die Gründerinnen auf die Kooperation mit dem Institut für Niederdeutsch der Universität Greifswald. So konnte das Mehrgenerationenhaus mit Hilfe des Instituts zum Beispiel einen Anstoß dazu geben, dass plattdeutsche Ortsnamen im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern auf Zusatzschildern an den Ortstafeln erscheinen dürfen. Gemeinsam geplant sind Vorleseaktionen durch Ehrenamtliche des Bürgerhafens, die Kitakindern aus vom Institut bereitgestellten, plattdeutschen Kinderbüchern vorlesen werden. Auch mit dem Bund niederdeutscher Autoren arbeitet die Gruppe zusammen. Viermal im Jahr gibt es hier gemeinsame Aktionen. Und damit nicht genug: Neben dem Angebot des „Mittwochsplatt“ besuchen die Gruppenmitglieder auch Senioreneinrichtungen und Schulen, um dort auf Plattdeutsch vorzulesen. Damit tragen sie dazu bei, die Sprache zu erhalten und von Generation zu Generation weiterzugeben.

Wie klingt Plattdeutsch? Als kleine Kostprobe hier ein Gedicht: 

Un is dien Hochdütsch uk sihr fien
un kümmst du dormit wiet
Plattdütsch sitt deip in't Hart di in
dien Spraok ut Kinnertied.
(Gisela Zillmer)

Und ist dein Hochdeutsch auch sehr fein
und kommst du damit weit
Plattdeutsch sitzt tief in deinem Herzen
deine Sprache aus Kindertagen.
(Gisela Zillmer)