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Wie Mehrgenerationenhäuser Angebote umsetzen: Neues aus den Häusern

Mehrgenerationenhäuser: Mit 1.000 Ideen gegen die Einsamkeit

Weihnachtszeit und Jahreswechsel sind für viele untrennbar mit schönen gemeinsamen Stunden im Freundes- oder Familienkreis verbunden. Für andere sind diese Wochen dagegen besonders belastend, weil sie sich einsam und vom Leben ausgeschlossen fühlen. Glücklicherweise haben Mehrgenerationenhäuser in ganz Deutschland viele Angebote, mit denen sie Einsamkeit begegnen können – vom Singen und Kochen über gemeinsame Rikscha-Fahrten bis zu Tipps fürs Smartphone. Der Grundgedanke ist immer derselbe: Menschen miteinander verbinden, über Generationen hinweg – und das klappt ganz vorzüglich!

Gruppe von Menschen verschiedenen Alters, die in einer Küche stehen und gemeinsam backen.

Gleich eine ganze Palette an Angeboten gegen Einsamkeit beinhaltet das Projekt „Gemeinsam statt einsam“ vom Mehrgenerationenhaus Taufkirchen Unterhaching. Die Zielgruppe: sozial benachteiligte ältere Menschen. Rund 120 Ehrenamtliche organisieren für sie diverse Einzel- und Gruppenangebote – vom gemeinsamen Mittagessen, Kochen, Singen und Spielen über Alltagshilfen bis zu Ausflügen und Besuchsdiensten. „Eine aufrichtige Unterstützung, ein warmherziges Miteinander – das ist es, was unsere Ehrenamtlichen schenken“, erzählt Projektleiterin Martina Bund. „Sie sind da, einfach so, und schauen hin, wo es Menschen nicht gut geht. Einsamkeit hat viele Facetten und unsere Angebote sollen auf vielfältige Weise ermöglichen, in keiner Lebenssituation im Alter allein sein zu müssen.“

Der Einsamkeit auch mit digitalen Helfern begegnen

Auch das MGH Treffpunkt Freizeit in Potsdam bietet mehrere Projekte gegen Einsamkeit. So ermöglichen die generationenverbindenden Angebote „Adventsbasteln für Familien“, „Gemeinsam Singen im Advent“ oder die Veranstaltung „Gemeinsam statt einsam“ am Heiligabend 2025 soziale Teilhabe, Begegnung und Austausch. Um der Vereinsamung älterer Menschen entgegenzuwirken, hat das MGH zudem die monatlichen Formate „Frühstück 60plus", „Cafénachmittag 60plus", „Tanzen 60plus" und „Beratung für Senior:innen“ entwickelt. Und das Projekt „Digital Kompass“ ermöglicht es ihnen, auch ortunabhängig den Kontakt zu anderen Menschen zu halten.

Aus demselben Grundgedanken heraus hilft das MGH Bad Dürrheim seit Jahren älteren Menschen im Umgang mit digitalen Geräten – vom Smartphone übers Tablet bis zum Laptop. Ehrenamtliche IT-Experten aller Altersstufen, Schülerinnen und Schüler sowie Bundesfreiwillige unterstützen beim Einstieg in die digitale Welt. Dabei sind sie in Bad Dürrheim am Puls der Zeit: 2026 werden in Zusammenarbeit mit einer Hochschule auch verschiedene Vorträge und Workshops für ältere Menschen zum Thema Künstliche Intelligenz angeboten. „Mich berührt es immer wieder, wenn Seniorinnen und Senioren das Internet für sich entdecken“, berichtet Rolf Klaiber, Internetlotse im MGH-Generationentreff LEBENSWert. „Wenn sie mit leuchtenden Augen ihre Enkel per Video sehen oder längst verlorene Kontakte wiederfinden – das ist unbezahlbar!“

Ähnliche Szenen spielen sich einmal im Monat beim Smartphone-Stammtisch des MGH Rehau ab: In Kooperation mit der Volkshochschule Hofer Land, die auch den Dozenten stellt, werden hier in lockerer Atmosphäre die digitale Teilhabe unterstützt und individuellen Fragen beantwortet. Dabei greift das kostenlose Angebot auch aktuelle Themen wie den Rufbus auf. Mittlerweile kommen Monat für Monat 20 bis 25 Teilnehmende ins „Café im Atrium“ – nur logisch, dass das MGH das Erfolgsprojekt auch 2026 fortsetzen wird.

Nicht nur alte Menschen im Fokus

Eher analog geht es im MGH Merseburg zu: Im Rahmen des Projekts „Seniorenengel“ wird in Kooperation mit der Freiwilligenagentur Saalekreis gemeinsam gesungen, gereimt und das Gedächtnis trainiert. Das Angebot findet nicht nur zweimal wöchentlich im MGH selbst statt, sondern auch im etwa einen Kilometer entfernten „Haus Saaleblick“, einer Einrichtung für betreutes Wohnen und Kurzzeit- bzw. Tagespflege. Zusätzlich begleiten die „Engel“ Personen in deren eigenem Wohnumfeld, die nur selten oder gar nicht von Familienmitgliedern betreut werden. „Die Menschen zu verbinden und sie nicht in ihrer Einsamkeit allein zu lassen, ist uns sehr wichtig“, sagt Lisa Stöffgen, Leiterin des MGH Merseburg.

Sie betont aber auch, dass man bei all den Angeboten für Ältere nicht die zunehmende Einsamkeit unter jungen Menschen vergessen dürfe: „Wenn die Welt durch Internet und Co. größer wird, fühlt sich das eigene Zimmer vielleicht klein und leer an. Mit unseren Angeboten wollen wir leere Wände mit allem füllen, was gewünscht ist, vor allem mit gemeinsamer Zeit und Bekanntschaften.“ Die Möglichkeiten im MGH Merseburg reichen dabei von verschiedenen Sportangeboten über die regelmäßige „Küche für alle“, einer Garten-Arbeitsgruppe oder dem Repair-Café bis zu einer 3D-Druck-Werkstatt.

Dass Einsamkeit nicht nur die Älteren treffen kann, haben auch viele andere MGH auf dem Schirm. So treffen sich im MGH Hamburg-Altona alleinerziehende Mütter und deren Kinder, um sich – begleitet von einer Pädagogin – zu vernetzen, sich gegenseitig zu unterstützen und der Einsamkeit entgegenzuwirken. „Zuhause sitze ich allein und lerne nichts, hier erfahre ich immer vieles, was für mein Leben als alleinerziehende Mutter interessant ist“, sagt eine Teilnehmerin. Während die Mütter sich austauschen und gemeinsam das Abendbrot vorbereiten, werden die Kinder durch Ehrenamtliche betreut – und am Ende essen alle gemeinsam.

Auch das MGH Koblenz hat mit seinem Projekt „Let’s connect!“ junge Menschen im Blick. Über den eigenen Instagram-Account @let.s_connect klärt das Projekt über Einsamkeit auf und informiert über seine Veranstaltungen, bei denen jede und jeder Gelegenheit findet, neue Leute kennenzulernen und sich mit anderen auszutauschen – zum Beispiel beim offenen Treff an jedem dritten Donnerstag um 19 Uhr, zu dem sich niemand vorher anmelden muss. „Es ist schön zu sehen, dass unser Projekt Menschen zusammenbringt, die sich ansonsten vielleicht nie begegnet wären“, sagt Projektkoordinatorin Alicia Kranz.

Auf besondere Weise bringt das MGH Oestrich-Winkel Menschen zusammen: In Rikschas kutschieren hier Ehrenamtliche mobilitätseingeschränkte Menschen. Dabei wird jede Fahrt für alle Beteiligten zu einem kleinen Abenteuer, bei dem nebenher Lebensgeschichten geteilt und aus Unbekannten neue Freunde werden. „Der Erfolg des Rikscha-Projekts zeigt, dass auch diese Form des Engagements soziale Teilhabe und den Austausch zwischen Generationen fördern kann“, sagt MGH-Leiterin Christiane Kompch-Maneshkarimi. „Die Rikscha-Fahrten fördern nicht nur die Mobilität, sondern auch den Austausch zwischen den Generationen.“ Zudem habe man mit dem Angebot noch einmal ein ganz neues Klientel von Freiwilligen gewinnen können, die bisher wenig Zugang zu den Angeboten unseres Hauses hatten, erzählt Kompch-Maneshkarimi.

Lesen, Spielen, Quatschen: Es gibt viele Mittel gegen Einsamkeit

Das MGH Filderstadt will Menschen helfen, die aus Alters- oder anderen Gründen nicht mehr selbst lesen können. Freiwillige lesen ihnen zu Hause oder in Pflegeeinrichtungen aus Büchern, Zeitschriften oder der Tageszeitung vor. „Wir freuen uns, mit ,Besuch mit Buch‘ einen Beitrag gegen die Einsamkeit zu leisten“, sagt Bettina Moritz, Leiterin des MGH Evangelisches Familienzentrum Bernhausen. Das Projekt zeige außerdem den großen Mehrwert für die Stadtgesellschaft, wenn verschiedene Akteure zusammenarbeiten – denn es ist eine Kooperation zwischen MGH, Stadtbibliothek, dem Bezirksarbeitskreis Senioren des evangelischen Kirchenbezirks und der Stadt.

Wie in Filderstadt setzen beim Thema Einsamkeit viele MGH auf die Zusammenarbeit mit starken Partnern – wie etwa das MGH Schwäbisch Hall als Mitglied im „Netzwerk gegen Einsamkeit und ungewolltes Alleinsein“ im Landkreis Schwäbisch Hall. 

Ganz eigene Netzwerke werden seit Januar 2023 jeden Freitagvormittag im MGH Mühldorf geknüpft – zunächst beim Frühstückstreff, dann im Rahmen des offenen Spieletreffs: Hier dürfen alle, die Lust haben, in launiger Runde Brett- und Kartenspiele spielen. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt das MGH Osnabrück mit seinem wöchentlichen Stadtteilcafé 60+: An die gesellige Kaffeetafel schließt jedes Mal ein abwechslungsreiches, von Ehrenamtlichen gestaltetes einstündiges Programm an. Dieses reicht von Hand- und Feinmotorikübungen über spielerisches Gehirnjogging bis zu kreativem Gestalten und biographischem Erzählen. Am Ende wird meist noch eine Runde Bingo gespielt. Die meisten Teilnehmenden kommen immer wieder und tun damit nicht nur etwas gegen die eigene Einsamkeit, sondern bauen auch Vertrauen zu den Mitarbeitenden des MGH auf – und wenden sich immer wieder bei Alltagsfragen und Problemen an sie.

Der Stammtisch „MENSCH“ im Mehrgenerationenhaus Weinheim bietet dagegen queeren Menschen sowie deren Freund*innen und Angehörigen einen sicheren Raum für Austausch und Unterstützung. Denn viele queere Menschen erleben im Alltag Einsamkeit und gesellschaftliche Hürden, einige werden sogar von ihren eigenen Familien verstoßen. Hier setzt der Stammtisch an – indem er einen geschützten Raum schafft, in dem sich die Teilnehmenden offen austauschen, gegenseitig stärken und soziale Verbindungen aufbauen können. „Das war eigentlich nur eine Schnapsidee von mir“, erzählt Initiator Jan Neuberger, der betont, dass es sich bei dem Stammtisch nicht um eine Selbsthilfegruppe handelt. „Ich hätte niemals gedacht, dass das so angenommen wird. Heute könnte ich damit gar nicht mehr aufhören, weil der Stammtisch für die Menschen und mich so wichtig ist.“ Das bestätigt auch Arila Fix, Leiterin der Fachstelle MGH Bildungsbüro Weinheim/Integration Central: „Der Stammtisch ist im MGH eine große Bereicherung. Ich freue mich, dass das Haus einen Raum für Austausch und Freundschaft und bieten kann.“ 

An ältere Männer richtet sich die Gesprächsgruppe 65+ im MGH Kreativhaus Berlin-Mitte. Entstanden auf die Initiative eines Ehrenamtlichen hin, treffen sich in dieser Männer ab 65 zweimal im Monat, um sich in einem geschützten Rahmen über Partnerschaft, Familie, den Abschied vom Arbeiten oder die Attraktivität des Alters auszutauschen. Das Angebot wurde so gut angenommen, dass sich mit Unterstützung der Selbsthilfe- Kontakt- und Beratungsstelle Berlin-Mitte eine weitere, offene Männergruppe gebildet hat, die altersunabhängig allen Interessierten offensteht. Ohne Ehrenamtliche würden diese Gruppen nicht existieren, betont Katja Dusold, Koordinatorin im MGH Kreativhaus: „Freiwilliges Engagement macht den Unterschied – es schafft neue Räume, die sonst nicht existieren würden.“

Singen verbindet!

Alle zwei Wochen trifft sich die offene Wandergruppe „Schwerin aktiv erleben“ im MGH Schwerin. Von dort aus erwandern sich die Teilnehmenden gemeinsam mit einer erfahrenen Sozialpädagogin zum Jahresanfang festgelegte Orte und kommen dabei ins Gespräch. Auf ausdrücklichen Wunsch der Teilnehmenden ging es im Herbst häufig in den Wald – eine Unternehmung, die sich einige aus der Gruppe alleine aus verschiedenen Gründen nicht mehr zutrauen. So können sie Orte besuchen, die mit vielen Erinnerungen verknüpft sind und an denen sie schon lange nicht mehr waren.

Im MGH Torgelow wird gegen die Einsamkeit angesungen: Im Rahmen des Projekts „Gemeinsam singen – gegen Einsamkeit“ treffen sich aktuell rund 22 Sängerinnen und Sänger immer montags in der Begegnungsstätte in Pasewalk. Noten kann hier kaum jemand richtig lesen, Volks-, Geburtstags-, Jagd- und Schunkellieder stehen auf dem Programm. „Durch das gemeinsame Singen schaffen wir ein Gefühl der Verbundenheit und Zusammengehörigkeit“, sagt Chorleiterin Brigitte Klüwer. „Stimmungen werden geteilt und das allgemeine Wohlbefinden wird gesteigert, denn Singen hält jung und gesund.“

Und es verbindet, dachte sich auch das MGH Treffpunkt Zech in Lindau und initiierte kürzlich einen Mehrgenerationenchor. Die Idee: Im Zwei-Wochen-Rhythmus treffen sich im MGH die Seniorinnen und Senioren sowie in der Grundschule des Ortsteils die Kinder – und alle paar Wochen wird dann zusammen geprobt. Geleitet wird das Angebot von der Lindauer Musikschulleiterin, die sich noch über singbegeisterte ältere Menschen freut. Musikalische Vorkenntnisse oder Chorerfahrung seien hierfür nicht nötig, jede und jeder Interessierte sei willkommen. „Mir persönlich liegt das Projekt sehr am Herzen, da ich selbst in einem Chor singe und Musik immer als heilend empfinde“, sagt Linda Schemm, Leiterin des MGH Lindau. „Schlechte Laune, eine leichte depressive Verstimmung, Winterblues oder auch das Gefühl, einsam zu sein – all das verschwindet beim gemeinsamen Musizieren.“ Keine schlechte Voraussetzung, um der Einsamkeit zu entfliehen.