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Wie Mehrgenerationenhäuser Angebote umsetzen: Neues aus den Häusern

„Manche wachsen beim Boxen über sich hinaus“

Deddy Krause lebt fürs Boxen. Seine Begeisterung steckte auch das Mehrgenerationenhaus Krebsförden an, das aus dem Boxtraining ein Angebot für Kinder und Jugendliche machte. Seitdem steht der Boxsack selten still. Was macht das Projekt so erfolgreich?

Deddy Krause mit Teilnehmenden des Boxtraining im Boxkeller des MGH Krebsförden
© MGH Krebsförden

„Ring frei!“ – so lautet das Motto von Deddy Krause. Denn der ehemalige Deutsche Meister und Boxtrainer bringt im Mehrgenerationenhaus Krebsförden Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen seine Leidenschaft, den Boxsport, näher. Die Teilnehmenden lernen nicht nur Koordination, Schlagtechniken und Beinarbeit, sondern nehmen auch an gelegentlichem Sparring, also wettkampfähnlichen Trainingskämpfen teil. Acht Trainingseinheiten bietet Krause, der schon mit Henry Maske trainierte, jede Woche im Mehrgenerationenhaus an. „Der Sandsack unten im Keller wackelt eigentlich immer“, sagt er.

Vom Abstellraum zum Boxkeller

Geboren wurde die Idee bei einem Kinderfest der Caritas. Dort stellte Krause das Boxtraining seines Vereins „Traktor“ vor. Die Leitung des Mehrgenerationenhauses sah darin die Chance, junge Menschen für Sport und Bewegung zu begeistern. Also bot das Mehrgenerationenhaus dem erfahrenen Boxtrainer einen Job in der Kinder- und Jugendarbeit an. Das Ziel: ein Boxtraining im Mehrgenerationenhaus aufzubauen. Räume waren schnell gefunden. Doch dann gab es viele Hürden zu meistern – Brandschutzbestimmungen erfüllen, Lüftung und Elektrik auf Vordermann bringen. Doch das ganze Team des Mehrgenerationenhauses, unterstützt vom Sozialdezernenten der Stadt Schwerin und vielen Menschen aus der Kommune, kniete sich rein: So entstand aus einem vollgestellten Abstellraum ein echter Boxkeller – eingeweiht vom Hamburger Weihbischof. Ein lokaler Graffiti-Künstler bescherte dem Raum zudem einen echten Blickfang: Der Schriftzug „Boxen und Leben“ fällt beim Eintreten in den Boxkeller gleich ins Auge. „Das alles ist deutschlandweit einmalig“, da ist sich Deddy Krause sicher.

Mehr als nur Sport

Für viele der Teilnehmenden bedeutet das Boxtraining mehr als nur Sport. „Wenn mal nur zwei bis drei Kinder da sind und die gerade andere Sorgen haben, machen wir Hausaufgaben oder quatschen einfach miteinander“, so Krause. „Manchmal ist damit mehr getan.“ Deddy Krause gibt den Kindern vor dem Training immer auch den Raum, um zu erzählen, was sie gerade bewegt. Bei tiefergehenden Problemen bespricht sich Krause mit dem Team im Mehrgenerationenhaus und sie überlegen gemeinsam, wie sie helfen können.

Einmal körperlich abreagiert sind viele Kinder und Jugendliche nach dem Boxtraining auch offener für andere Aktivitäten, wie etwa gemeinsames Basteln. Häufig kocht und isst die Boxgruppe nach dem Training auch noch zusammen. Deddy Krause weiß: „Die Kinder fühlen sich wohl, weil sie zu einer Gemeinschaft gehören. Außerdem wird ihr Selbstwertgefühl gestärkt und sie haben einfach Spaß dabei. Manche wachsen beim Boxen wirklich über sich hinaus.“

Weil das Projekt so gut läuft, interessieren sich auch viele andere Einrichtungen dafür. Mit dem Erfahrungsschatz des Boxtrainers und des Mehrgenerationenhauses bringen sie selbst ähnliche Projekte an den Start. Für Deddy Krause ist vor allem eine Rückmeldung entscheidend: die der Kinder. „Wenn die Kinder ein Lachen in den Augen haben und glücklich hier rausgehen, dann ist das die beste Rückmeldung für mich. Wenn sie dann noch wiederkommen, haben wir alles richtig gemacht.“