Kultur öffnet Türen – Die „Kulturpaten“ im Mehrgenerationenhaus Jena
Einmal ins Theater, ein Museum entdecken oder gemeinsam ein Instrument ausprobieren – was für viele Kinder selbstverständlich ist, bleibt anderen verwehrt. Die „Kulturpaten“ im Mehrgenerationenhaus Jena wollen das ändern und mehr Kindern die Möglichkeit bieten, Kultur zu erleben.

Es sind oft die kleinen Erlebnisse, die große Wirkung zeigen. Ein Junge, der durch Bibliotheksbesuche mit seiner Patin neue Welten entdeckt oder ein Mädchen, das mit leuchtenden Augen zum ersten Mal ein Instrument in den Händen hält und später in der Musikschule aufgenommen wird. Solche Geschichten sind keine Einzelfälle, sondern das Ergebnis eines Projekts, das sich der sozialen Teilhabe von Kindern verschrieben hat: die „Kulturpaten“ im Mehrgenerationenhaus Jena.
Die Initiative wurde vom Verein „Tausend Taten“ ins Leben gerufen mit dem Ziel, Kindern aus einkommensschwachen Familien den Zugang zu kultureller Bildung zu erleichtern. Studien und Alltagserfahrungen zeigen immer wieder: Die soziale Herkunft entscheidet häufig darüber, ob ein Kind ins Theater geht, ein Konzert besucht oder kreativ gefördert wird.
„Kultur ist mehr als nur Unterhaltung. Sie kann Horizonte erweitern, Selbstvertrauen stärken und Teilhabe ermöglichen“, betont die Leiterin des Projekts Sara Weber.
Das Mehrgenerationenhaus als Ermöglicher
Von Anfang an war das Mehrgenerationenhaus Jena ein verlässlicher Partner bei der Umsetzung des Projekts. „Die Zusammenarbeit war ein echter Glücksfall. Wir konnten auf etablierte Strukturen und wertvolle Erfahrungen zurückgreifen“, so Sara Weber. Besonders hilfreich war das umfangreiche Netzwerk, das Kontakte zu Referentinnen und Referenten, Kulturpädagoginnen und Kulturpädagogen und anderen relevanten Akteuren eröffnete. Auch bei der Öffentlichkeitsarbeit stand das Mehrgenerationenhaus unterstützend zur Seite – ein wichtiger Baustein, um das Projekt langfristig bekannt zu machen und nachhaltig zu etablieren.
Tandems auf Entdeckungsreise
Das Herzstück des Projekts sind die Patenschaften: Erwachsene aus Jena, egal ob Studierende, Berufstätige oder Ruheständler, engagieren sich ehrenamtlich, um ein Grundschulkind acht Monate lang bei kulturellen Aktivitäten zu begleiten. Gemeinsam besuchen sie Museen, Ausstellungen, Theaterstücke oder kreative Workshops. Aber es geht um mehr als nur Unternehmungen: Es geht um Beziehung, Vertrauen und neue Erfahrungsräume.
„Die Patinnen und Paten sind oft mehr als nur Begleiter – sie werden zu verlässlichen Bezugspersonen, manchmal sogar zu Vorbildern“, erzählt die Projektleiterin. Neben den individuellen Unternehmungen gibt es auch regelmäßige Gruppenevents, die Austausch und Gemeinschaft fördern.
Die Zahlen sprechen für sich: In den vergangenen zwei Jahren meldeten sich 48 Ehrenamtliche und 42 Kinder an. 34 Patenschaften konnten erfolgreich vermittelt werden. Etwa die Hälfte der Tandems blieb sogar darüber hinaus aktiv. Das zeigt: Die „Kulturpaten“ schaffen keine kurzfristigen Erlebnisse, sondern langfristige Bindungen und soziale Stabilität.
Ein Projekt, das wirkt und berührt
Die Rückmeldungen der Beteiligten sind durchweg positiv. Eltern berichten von aufblühenden Kindern, von neuer Neugier und wertvoller Entlastung im Alltag. Eine Mutter erinnert sich besonders: Ihr Sohn kam nach jedem Treffen mit seinem Paten gut gelaunt nach Hause – voller Eindrücke und Geschichten. Und auch für die Ehrenamtlichen ist das Projekt eine Bereicherung. Laut Sara Weber, ist es besonders bewegend zu sehen, wie sich aus anfänglichen Bekanntschaften enge, vertrauensvolle Beziehungen entwickelt.
Was motiviert Menschen, sich bei den „Kulturpaten“ zu engagieren? Für Sara Weber ist es der Wunsch, etwas zu bewegen – im Kleinen wie im Großen. „Mir ist wichtig, dass die Kinder und Patinnen und Paten eine schöne, prägende Zeit erleben. Es geht nicht nur um die Kulturveranstaltung an sich, sondern um das, was sie auslöst – neue Perspektiven, Selbstbewusstsein, vielleicht sogar neue Wege im Leben.“