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Wie Mehrgenerationenhäuser Angebote umsetzen: Neues aus den Häusern

Alt, aber nicht einsam

Die Kinder wohnen weit entfernt, die berufliche Karriere ist beendet und enge Freundinnen und Freunde sind vielleicht bereits verstorben: Älter werden ist herausfordernd. Das Mehrgenerationenhaus Osterholz-Scharmbeck holt Seniorinnen und Senioren mit vielen Angeboten aus der Einsamkeit.

© MGH Osterholz-Scharmbeck

„Im Alter verlieren Menschen oft den Anschluss, weil ihr direktes Umfeld nicht mehr greifbar ist und es keine Aktivitäten gibt, an denen sie teilnehmen können“, berichtet Hermann Franck, Mitarbeiter im Mehrgenerationenhaus Osterholz-Scharmbeck. Er entwickelt die Teilhabe- und Unterstützungsangebote für Seniorinnen und Senioren. Die Arbeit mit und für Menschen begeistert ihn schon lange. Hermann Franck weiß, dass viele von ihnen besonders während der Coronazeit das Haus oft monatelang nicht verlassen haben. „Dabei haben sie durchaus Lust, etwas zu unternehmen.“ Die Hindernisse sind allerdings zu groß. „Gerade hier bei uns auf dem ‚platten Land‘ ist es nicht einfach, von A nach B zu kommen“, weiß Franck. Osterholz-Scharmbeck ist umgeben von tausenden Hektar mit Wäldern, Geest- und Marschwiesen und dem Teufelsmoor.

Unterwegs mit dem MOOR-Mobil oder in der Rikscha

Deswegen hat das Mehrgenerationenhaus Osterholz-Scharmbeck einige Angebote geschaffen, die Seniorinnen und Senioren mobil machen. Das MOOR-Mobil, das von der Stadt finanziert wird, bringt ältere Menschen kostenfrei zu Veranstaltungen, Ärztinnen und Ärzten oder zum Einkaufen in die Innenstadt. Der Fahrdienst wurde zusammen mit dem Seniorenbeirat entwickelt und wird gut genutzt. „Das liegt auch daran, dass es keine festen Haltestellen oder Abfahrtszeiten gibt. Interessierte können sich bei uns melden und werden dann direkt zuhause abgeholt.“ Eine simple Idee mit großem Effekt. Ähnlich ist es auch bei der Fahrrad-Rikscha, die bald zum Einsatz kommt. Ihre Finanzierung läuft komplett über Spenden. Sie bietet Platz für zwei Personen, die von Freiwilligen gefahren werden. „Damit können Seniorinnen und Senioren dann ‚durch die Stadt gurken‘ und den Wind in ihren Haaren spüren“, wünscht sich Hermann Franck.

Radtouren, Gedächtnistraining und Inselfahrten

Das Mehrgenerationenhaus bietet aber auch vor Ort viele Aktivitäten, bei denen Seniorinnen und Senioren zusammenkommen. Ob beim Klöppeln, Tanzenoder Skatspielen: Gemeinsame Interessen schweißen zusammen. Viele Teilnehmende planen die Termine fest in ihre Woche ein. Sie treffen sich zu gemeinsamen Radtouren, schulen ihr Gedächtnis im Kurs „Fit im Kopf“ und bleiben beweglich mit dem „Trittsicher“-Treff. Wenn die Gruppe zu einer Tagesfahrt auf die ostfriesischen Inseln aufbricht oder mehrere Tage im Harz wandern geht, ist das immer etwas Besonderes. Von diesen Erlebnissen zehren die Teilnehmenden oft lange.

Auch kleine Dinge können viel bewirken

„Besondere Tradition hat auch unsere regelmäßig stattfindende Kaffeetour“, erzählt Hermann Franck. Alle Teilnehmenden fahren für einen geselligen Nachmittag in ein Stammkaffee. „Hier habe ich schon viel erlebt. Die Leute tauen richtig auf und teilen bewegende Geschichten aus ihrem Alltag. Sie tauschen sich aus und helfen sich dadurch gegenseitig“, berichtet Hermann Franck über seine Erfahrungen. Auch er selbst gewinnt viel durch Treffen wie diese oder andere Aktivitäten, die er organisiert. „Ich investiere Energie, aber bekomme viel mehr zurück – Zufriedenheit und einen Raum zur Entfaltung.“ Für ihn ist auch klar, dass es keine außergewöhnliche Idee braucht, um Menschen aus ihrer Einsamkeit zu holen: „Große Projekte sind toll, aber die kleinen Dinge, die wenig Aufwand bedeuten, machen schon einen riesigen Unterschied für ältere Menschen. Es muss nicht die große Veränderung sein. Wir schaffen einen Raum und Möglichkeiten der Begegnung. Den Rest erledigen die Leute allein.“