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Engagiertenporträts

Volker Croy

„Gemeinsam können wir die Luft im Stadtraum verbessern“

Volker Croy betreibt ein Gartenbau-Ingenieurbüro. Im Interview berichtet er, wie er sein berufliches Wissen auch ehrenamtlich im Generationengarten des Mehrgenerationenhauses Dresden-Friedrichstadt einbringt.

Volker Croy hält ein Werkzeug und hält einen Workshop
© MGH Dresden-Friedrichstadt

Warum ist es Ihnen wichtig, sich ehrenamtlich zu engagieren?

Ich engagiere mich insgesamt recht viel. Ich finde es schön, Kontakte über meine Arbeit und mein Privatleben hinaus zu knüpfen. Es macht mir Spaß, mit anderen Menschen zusammen ein bisschen die Welt zu verbessern. Das Ehrenamt ist eine tolle Möglichkeit dafür. Hier kann ich mich ausleben und Dinge angehen, ohne unbedingt schauen zu müssen, dass mein Handeln profitabel ist. Das ist der große Vorteil, finde ich.

Wie sind Sie zum Mehrgenerationenhaus Dresden-Friedrichstadt gekommen?

Es gibt in Dresden ein Gartennetzwerk, in dem sich mehrere Gemeinschaftsgärten zusammengeschlossen haben, um sich gegenseitig zu unterstützen und zum Beispiel gemeinsam Veranstaltungen zu organisieren. Mit meinem Master-Abschluss in Produktionsgartenbau bin ich als ehrenamtlicher Helfer dazugekommen, um die Gärten fachlich zu begleiten. So habe ich auch Thomas Kowalski kennengelernt, der jetzt beim Generationengarten des Mehrgenerationenhauses tätig ist. Er hat mich gefragt, ob ich dort ab und zu Workshops geben wolle. Da habe ich sofort zugesagt. Jetzt bin ich schon seit etwa drei Jahren dabei.

Welches Wissen vermitteln Sie in Ihren Workshops?

Ich gebe ganz verschiedene Workshops. Aber alle befassen sich mit Pflanzen und Pflanzenbau. Im Winter machen wir Anbauplanung und Permakultur. Dabei geht es darum, die Kreisläufe der Natur nachzuahmen und möglichst nachhaltig anzubauen. Im Frühjahr beschäftigten wir uns meistens mit der Vermehrung von Stecklingen, im Sommer mit der Aussaat und im Herbst ernten wir. Teilweise gebe ich die Kurse auch nicht selbst, stehe aber beratend zur Seite. Eine andere Ehrenamtliche möchte jetzt zum Beispiel eine Vogeltränke bauen und hat mich gefragt, welches Holz sie verwenden kann, damit es für die Tiere nicht giftig ist. Besonders schön finde ich, wenn die Teilnehmenden das Wissen dann auch zu Hause im eigenen Garten oder auf dem Balkon anwenden können. Wenn sie verstehen, wie sie Pflanzen richtig vermehren und ziehen, können sie Obst, Gemüse und Kräuter selbst anbauen. Dann wissen sie, woher ihr Essen kommt und dass keine Pflanzenschutzmittel zum Einsatz kamen. Und sie tun etwas für die Umwelt, denn die Lebensmittel müssen nicht aus anderen Ländern importiert werden.

Wie sieht ein typischer Tag im Generationengarten aus?

Einen typischen Tag gibt es eigentlich nicht. Die Workshops finden häufig am Wochenende statt. Unter der Woche kommen einfach sehr viel weniger Menschen, weil sie das neben Job und Familie nicht schaffen. Außerdem gibt es noch die offene Gartenzeit, in der die Menschen einfach vorbeikommen, zusammen gießen, Pflanzen anschauen, Obst und Gemüse ernten oder in der Sitzecke entspannen können. Aktuell findet sie meistens dienstagsnachmittags statt. Leider wird das Angebot noch zu wenig genutzt. Deswegen versuchen wir jetzt, es auf die Sonntagabende zu legen. Die Herausforderung ist, dass auch die Ehrenamtlichen familiäre Verpflichtungen und nicht immer Zeit haben. Deshalb wollen wir die Betreuung der offenen Gartenzeit auf mehr Leute verteilen. Dafür versuchen wir auch, den Stadtteil insgesamt stärker einzubeziehen und interessierte Menschen aus der Nachbarschaft zu gewinnen.

Was möchten Sie mit Ihrem Engagement erreichen?

Mir ist wichtig, dass die Leute die Zusammenhänge verstehen. Beim Obstbaumschnitt heißt es – vor allem im Internet – zum Beispiel häufig, man müsse die Äste um ein Drittel einkürzen. Wenn man das aber zu oft macht, sieht der Baum irgendwann aus wie ein Bubikopf und vergreist. Die Information, dass man das nur die ersten zwei bis drei Jahre macht, wird oft weggelassen. Mir kommt es in den Workshops deswegen darauf an, zu vermitteln, warum wir etwas machen. Dann können die Teilnehmenden auch ihr Handeln anpassen, wenn ein Ergebnis nicht zufriedenstellend war. Ich sage immer: Wer das ‚Warum‘ kennt, kann mit dem ‚Wie‘ spielen. Ich freue mich immer, wenn das funktioniert. Ich erhalte viele Rückmeldungen von Menschen, die sagen, dass sie zu Hause selbst Stecklinge gezogen haben und die Pflanzen mit meinen Tipps sehr gut anwachsen. Das ist doch toll! Gemeinsam können wir die Luft im Stadtraum verbessern, den Vögeln einen Gefallen tun, etwas für Mensch und Natur machen. Das lässt sich alles kombinieren. Wir können mit unserem Projekt wieder ein bisschen Verbindung zur Umwelt schaffen. Man muss sich nur überwinden, anzufangen.

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