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Engagiertenporträts

Marlies Blume

„Mir war immer klar, wenn ich mich ehrenamtlich engagiere, dann im Mehrgenerationenhaus!“

Marlies Blume bietet im Mehrgenerationenhaus Osterholz-Scharmbeck einen Plattdeutschkurs an. Im Interview erzählt sie, was die Sprache und das Lehren im Mehrgenerationenhaus für sie bedeutet. 

© Marlies Blume

Wie kamen Sie auf die Idee, sich im Mehrgenerationenhaus zu engagieren? 

Ich habe als Sozialpädagogin in der Seniorenarbeit schon vor meiner Rente eng mit dem Mehrgenerationenhaus zusammengearbeitet. In Osterholz sind die Seniorenbegegnungsstätte und das Mehrgenerationenhaus eng verbandelt, was wahrscheinlich auch eine Besonderheit zu anderen Mehrgenerationenhäusern ist. Als ich dann vor vier Jahren in den Ruhestand gegangen bin, war mir klar, dass ich mich ehrenamtlich im Mehrgenerationenhaus engagieren möchte. Ich bin noch immer sehr eng mit den Menschen da verbunden.

Sie bieten im Mehrgenerationenhaus Osterholz-Scharmbeck den “Plattdeutschkurs" an. Wie sind Sie dazu gekommen, dieses Angebot anzubieten?

Ich bin Plattdeutsch-Muttersprachlerin und habe mit meiner Schwester und meinen Eltern immer platt gesprochen. Es ist mir wichtig, die Sprache zu erhalten und merke auch, dass es hier in der Gegend einfach schön ist, wenn weiterhin platt gesprochen wird. Wir sind genau zwischen Bremen und Bremerhaven. Es gehört ein Stück weit zu unserer Identität hier dazu und ich fände es einfach sehr schade, wenn das untergeht.

Wie läuft das Plattdeutsch-Lernen mit Ihnen in der Regel ab?

Ich finde, dass plattdeutsch auch im Alltag gesprochen werden sollte, deshalb geht es bei mir nicht nur um Witze und kleine Geschichten. Es gibt auch moderne Formen des Plattdeutschen und die versuche ich auch im Unterricht zu vermitteln. Ich orientiere mich bei meinem Unterricht eng an dem Lehrbuch, das das Institut für Niederdeutsche Sprache herausgebracht hat. Das ist dann die Grundlage. Zwar muss auch Grammatik sein, aber ich versuche im Unterricht so viel wie möglich mit meinen Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu sprechen. Mir ist es wichtig, dass sie da ihre Hemmungen überwinden können. Wir arbeiten auch viel mit Liedern, Spielen und Rätseln, also ich versuche neue Sachen und traditionelle Sachen zu verbinden.

Viele Leute, die zu mir in den Kurs kommen, haben die Sprachmelodie und viele Wörter auch schon im Kopf, weil in ihren Familien auch plattdeutsch gesprochen wird, aber sie selbst sprechen vielleicht nicht oder trauen es sich vielleicht nicht so zu.

Wie wird das Angebot angenommen und welche Menschen nehmen an Ihrem Kurs teil?

Der aktuelle Kurs ist der erste, den wir durchführen und da nehmen aktuell sieben Menschen teil. Altersmäßig sind sie auch sehr gemischt, so von Mitte 30 bis 60.

Ich frage sie zu Beginn auch immer, was sie motiviert, platt zu lernen. Da sind dann zum Teil Leute dabei, die sich beruflich etwas davon versprechen, die also in Alten- oder Seniorenheimen arbeiten, die z.B. Krankengymnasten sind und die Sprache dann gern als eine Art Türöffner nutzen wollen, um mit ihren Patientinnen und Patienten kommunizieren zu können. Ich habe jetzt aber beispielsweise auch einen Torfschiffer dabei, der Platt auch für die Touristinnen und Touristen sprechen möchte.

Und dann gibt es aber wiederrum auch Leute, die in der Familie mit plattdeutsch in Berührung gekommen sind, es selbst nicht sprechen aber schön finden und zumindest ein bisschen mehr verstehen wollen.

Neben dem Kurs haben wir aber auch seit zwei Jahren einen Plattdeutsch-Stammtisch, der sich einmal im Monat trifft, um gemeinsam platt zu schnacken. Einfach, um es mal wieder zu sprechen.

An welche Momente im Mehrgenerationenhaus denken Sie besonders gerne zurück? 

Ich habe ja schon vor meinem ehrenamtlichen Engagement lange Zeit eng mit dem Mehrgenerationenhaus zusammengearbeitet. Und es ist immer wieder aufs Neue schön, wenn sich im Team eine Idee festsetzt, wir sie umzusetzen versuchen und sie dann auch Wirklichkeit wird. Und wir haben das jetzt schon so oft gehabt, dass wir dann Dinge etablieren können. Das fasziniert mich immer wieder.

Was bedeutet Ihnen das Ehrenamt im Mehrgenerationenhaus? Was macht Ihnen besonders Spaß und wo stoßen Sie auf Herausforderungen? 

Ich bin immer wieder fasziniert davon, wie professionell und trotzdem zugewandt und empathisch die Arbeit im Mehrgenerationenhaus abläuft. Das ist auch ein Grund, warum ich immer wieder gern hingehe. Die Menschen dort sind so kreativ und es macht total viel Spaß, mit ihnen zusammenzuarbeiten.

Herausfordernd ist tatsächlich immer wieder, dass man ja so viel machen kann. Es gibt so viele Baustellen, die man noch beackern könnte und dabei besteht auch immer die Gefahr, dass man sich dabei überschätzt und sich zu viel auf die Schultern bürdet.

Sind weitere Kurse für die Zukunft geplant? 

Ja, wir haben gerade beschlossen, dass wir mit dem Plattdeutschkurs weitermachen. Der aktuelle Kurs wird noch bis ca. März laufen und dann wollen wir schauen, ob wir einen Fortgeschrittenenkurs anbieten oder nochmal einen Anfängerkurs, aber das werden wir sehen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Für das Mehrgenerationenhaus und für Ihr Ehrenamt? 

Für mich persönlich wünsche ich mir, dass es so weiterläuft wie bisher und sich weiterhin genügend Menschen fürs Plattdeutsch sprechen interessieren. Das gibt mir Motivation, weiterzumachen. Für das Mehrgenerationenhaus wünsche ich mir auch, dass es so weiterläuft und auch sie die Motivation behalten, so toll weiterzumachen. Das Mehrgenerationenhaus hat sich hier in Osterholz-Scharmbeck schon wirklich einen Namen gemacht.

 

Über Marlies Blume

Marlies Blume ist 67 Jahre alt und lebt in Osterholz-Scharmbeck, zwischen Bremen und Bremerhaven. Aufgewachsen ist sie in einem kleinen niedersächsischen Dorf, weshalb Plattdeutsch Ihre erste Muttersprache ist. Nach ihrem Austritt aus dem Berufsleben als Sozialpädagogin engagiert sie sich für den Erhalt und die Weitergabe dieser charmanten Sprache.