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Engagiertenporträts

Jeni Solbrig

„Man muss sich nur trauen“

Jeni Solbrig engagiert sich seit fast 20 Jahren freiwillig. Nun auch im Mehrgenerationnenhaus Hümme. Im Interview erzählt sie, wie sie dabei ihre Erfahrungen einbringt und warum sie ihr Engagement mit der Organisation des Willkommensfests startete.

Eine Frau mit schwarzen langen Haaren und Brille lehnt an einer Fensterbank und lächelt in die Kamera.
© MGH Hümme

Was sind Ihre bisherigen Erfahrungen mit freiwilligem Engagement und wie kommt es, dass Sie sich jetzt im Mehrgenerationenhaus Hümme einbringen?

Mein freiwilliges Engagement begann 2005, denn damals kamen viele Menschen aus Rumänien nach Deutschland. Ich kam 1992 aus Rumänien nach Deutschland, und habe selbst viel ehrenamtliche Unterstützung erhalten. Das hat mir damals sehr dabei geholfen, mich hier zurecht zu finden und Fuß zu fassen. Das wollte ich weitergeben. Also unterstützte ich bei Behördengängen, beim Ausfüllen von Formularen, übersetzte und versuchte gleichzeitig, die Angst vor der Sprachbarriere zu nehmen. Ich wollte die Menschen dazu ermutigen, Deutsch zu sprechen und sich auch vor großen Herausforderungen nicht einschüchtern zu lassen. Seither habe ich mich in den verschiedensten Formen ehrenamtlich engagiert. Ich bin Integrations- und Gesundheitslotsin für den Landkreis Kassel – dabei hilft mir meine Ausbildung zur biologisch-technische Assistentin. Ich habe ein großes Netzwerk, durch das ich dann auch mit dem dem Mehrgenerationenhaus in Kontakt gekommen bin. Von den Projekten, Ideen und Menschen dort war ich so begeistert, dass ich einfach selbst mitmachen wollte.

Welche Aufgaben gehören zu Ihrem Engagement im Mehrgenerationenhaus?

In letzter Zeit war ich vor allem an der Planung unseres internationalen Willkommensfests im Mai beteiligt. Ich hatte die Idee für dieses Fest, weil ich oft den Eindruck habe, dass viele Menschen mit Migrationserfahrung Schwierigkeiten haben, aus ihrer Isolierung herauszukommen. Es gibt ja auch einige Hindernisse. Die Sprachbarriere ist eines, aber hinzu kommt auch, dass den Menschen die vielen Vereine, Netzwerke,  Anlaufstellen- und Unterstützungsmöglichkeiten nicht kennen. Mit unserem Fest wollten wir sagen: Ihr seid willkommen und wir sind für euch da. Wir konnten aber auch herausfinden, was die Menschen eigentlich von uns brauchen. Angebote gibt es ja. Aber ob die Menschen diese wollen und nutzen – das ist eine andere Frage. Was wir beim Fest aber auch  kommunizieren wollten: Wir brauchen euch! Jede und jeder gleich welchen Alters oder welcher Kultur ist eingeladen, sich bei uns im Rahmen eines freiwilligen Engagements einzubringen. Das schafft sowohl einen gesellschaftlichen Mehrwert, als auch einen persönlichen. Denn Engagement macht Spaß, gibt ein Gefühl der Zugehörigkeit und bietet die Erfahrung der Selbstwirksamkeit.

Wie haben Sie Mitwirkende für das Willkommensfest gefunden?

Ich habe versucht, uns möglichst gut in der Region zu vernetzen. Das heißt, ich habe mit vielen anderen Organisationen Kontakt aufgenommen, z.B. mit dem Ausländerbeirat des Landkreises Kassel und mit der Integrationskommission der Stadt Hofgeismar, die in ihren Netzwerken auf unser Fest aufmerksam gemacht haben und es auch mitgestaltet haben. So gab es tolle Reden in unterschiedlichen Sprachen. Über dieses Netzwerk haben wir schon einige Kooperationen zustande gebracht und werden darüber sicherlich auch in Zukunft viele Menschen erreichen, die von dem Mehrgenerationenhaus und den Angeboten noch gar nicht wissen.

Was bedeutet Ihnen Ihr Engagement?

Mein freiwilliges Engagement füllt mich aus. Es ist wirklich ein Glück für mich, anderen Menschen zu helfen und vor allem sie dazu zu bringen, Mut zu haben, sich einzubringen und bestenfalls sogar selbst freiwillig tätig zu werden. Ich glaube, so können wir als Gesellschaft stark werden und zusammenwachsen. Aber man profitiert auch persönlich von seinem Engagement: Man lernt, dass man selbst viel bewegen kann, man muss sich nur trauen.

Was würden Sie sich für die Zukunft Ihres Engagements wünschen?

Ich wünsche mir mehr Anerkennung und Öffentlichkeit. Wir sehen ja tagtäglich: Ohne freiwilliges Engagenment kann unsere Gesellschaft nicht mehr funktionieren – gerade jetzt, wo uns so viele Fachkräfte fehlen. Daher würde ich mich freuen, wenn noch mehr Menschen freiwillig tätig werden. Das muss auch nicht viel Zeit kosten. Letztendlich kommt es darauf an, zu erkennen, dass man mit den eigenen Fähigkeiten viel bewegen kann.

 

Über Jeni Solbrig

Jeni Solbrig ist 51 Jahre alt und lebt seit 2013 in Hofgeismar. In ihrem Heimatland Rumänien sei es viel selbstverständlicher, sich freiwillig zu engagieren. Diese Bereitschaft, sich für das soziale Miteinander einzusetzen, will sie auch in Deutschland stark machen.

 

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