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Engagiertenporträts

Hermann-Josef Schulte

„Man trifft auch seine eigene Mitte“

Sport mal anders: Beim meditativen Bogenschießen können Teilnehmende Stress abbauen und ihre innere Ruhe finden. Im Interview erzählt Herrmann-Josef Schulte, was ihm sein Ehrenamt im Mehrgenerationenhaus Bogen in Wesel bedeutet.

Hermann-Josef Schulte spannt einen Pfeil in einen Bogen
© MGH Bogen

Wie kamen Sie auf die Idee, sich im Mehrgenerationenhaus zu engagieren?

Es ist jetzt fast 20 Jahre her, dass mir empfohlen wurde, beim Mehrgenerationenhaus vorbeizuschauen. Das war unmittelbar, nachdem ich meine damalige Arbeitsstelle verloren hatte, was eine echte Herausforderung für mich darstellte. Als die Mitarbeitenden aus dem Mehrgenerationenhaus mich gefragt haben, ob ich mich ehrenamtlich engagieren möchte, war mir schnell klar: selbstverständlich. Dann habe ich darüber nachgedacht, wie genau ich mich einbringen möchte und erinnerte mich an meinen Großvater, der mich vor langer Zeit zum Bogenschießen inspiriert hat. Als Kind dachte ich immer: Wenn ich mal groß und stark bin, möchte ich Bogen schießen. Dass ich diese Leidenschaft heute mit so vielen Menschen teilen kann, bedeutet mir sehr viel.

Worum geht es bei dem Angebot?

Das meditative Bogenschießen unterscheidet sich grundlegend vom herkömmlichen Bogenschießen. Letzteres ist oft auf Wettbewerbe ausgerichtet. Der Fokus liegt darauf, Pokale zu gewinnen und zu siegen. Das geht häufig mit einer Menge Druck einher. Das meditative Bogenschießen hingegen ist eine Mischung zwischen Bogenschießen und Meditation. Es geht nicht immer darum, die Mitte einer Zielscheibe zu treffen. Manchmal geht es vielmehr darum, die eigene Mitte zu finden. Klar ist somit: Ein guter Schuss kann auch mal daneben gehen. Das spielt überhaupt keine Rolle. Die Teilnehmenden können beim mediativen Bogenschießen ihre innere Ruhe finden. Mein Ziel ist es, ihnen zu helfen, ihre Konzentration zu steigern und Körper und Geist in Einklang zu bringen. 

Wie läuft eine Stunde ab?

Für Neueinsteigerinnen und -einsteiger gibt es zu Beginn immer eine Schnupperstunde. In dieser erkläre ich, wie das meditative Bogenschießen funktioniert und was genau dahintersteckt. Dadurch, dass das Bogenschießen an sich sehr komplex ist, braucht das seine Zeit. Bogenschießen ist eine circa 80-prozentige Kopfsache, der Rest ist Technik. Wenn die Leute dann weiterhin Interesse haben, können sie nochmal vorbeikommen und sich langsam an den Bogen herantasten. 

Wer nutzt das Angebot?

In der Regel sind es Erwachsene, die über das Mehrgenerationenhaus auf das Angebot aufmerksam werden. Sie kommen, weil sie in ihrem Beruf oder Alltag viel Stress haben und sich nach Ruhe und einem Ausgleich sehnen. Durch das Bogenschießen kommen wir dann auch über andere Themen ins Gespräch. Oft merkt man, dass ihnen etwas auf dem Herzen liegt. Besonders freut es mich, zu beobachten, wie das Bogenschießen ihnen dabei hilft, diese Probleme zu bewältigen. Mir ist es wichtig, dass die Leute sich nicht unter Druck gesetzt fühlen und gerne kommen. Und einige nehmen das Angebot schon seit Jahren wahr.  Zudem hatten wir schon viele verschiedene Gruppen hier, darunter Mitarbeitende der Telefonseelsorge und Menschen mit Behinderungen. Gelegentlich kommen auch Kinder vorbei und wir bieten sogar Geburtstagsfeiern an. Hier können Eltern einfach auf das Mehrgenerationenhaus zugehen und Termine vereinbaren.

Wie wird das Angebot angenommen?

Gerade Kinder kommen oft mit einer genauen Vorstellung, was Bogenschießen ist. Denn alle kennen die Geschichten von Robin Hood. Sie denken, man könne einen bereits in der Scheibe steckenden Pfeil mit einem anderen treffen und dadurch spalten. Sie sind dann zu Beginn ein wenig enttäuscht, dass das gar nicht funktioniert. Was ich den Kindern zeige, hat dann also wenig Ähnlichkeit mit dem Bild, das sie im Kopf haben. Oft zielen wir auf von mir selbsthergestellte Zielscheiben, aber manchmal nutzen wir auch Alternativen. Den Kindern macht es besonders viel Spaß, wenn wir auf einen Ballon zielen, da dieser beim Treffen platzt. Dabei versuche ich, die Vorstellung zu vermitteln, dass mit dem Platzen des Ballons auch Probleme verschwinden können. 

Was bedeutet Ihnen das ehrenamtliche Engagement in Ihrer Region?

Ich bin grundsätzlich ein aktiver Mensch, der gerne etwas zu tun hat. Daher bin ich stets damit beschäftigt, Pfeile zu basteln, Zielscheiben zu gestalten und mir neue Aufgaben zu überlegen. Zusätzlich unterrichte ich auch Kalligrafie im Mehrgenerationenhaus, was mir ebenfalls sehr am Herzen liegt. Es erfüllt mich, den Menschen im Alltag Unterstützung zu bieten und mit ihnen zusammenzukommen. Ohne mein ehrenamtliches Engagement würde mir definitiv etwas fehlen.

Über Hermann-Josef Schulte

Hermann-Josef Schulte ist 79 Jahre alt. Mit dem Mehrgenerationenhaus Bogen hat er einen Ort gefunden, an dem er Leute mit seiner Leidenschaft begeistern kann. Dazu bietet er jeden Montag Kurse für Erwachsene und Kinder an. Für sein Engagement hat er 2017 den Ehrenamtspreis der Stadt Wesel erhalten. 

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