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Gemeinsam statt einsam – Wie Mehrgenerationenhäuser Einsamkeit begegnen

Blick in die Praxis: „Die Mütter merken, dass sie nicht allein sind“

Das Gefühl, allein zu sein, kennen viele junge Eltern. Im Café des Mehrgenerationenhauses Olpe kommen sie zum ungezwungenen Austausch zusammen. Oft entstehen auch Freundschaften daraus.

Eine Mutter spielt mit ihrem Baby auf dem Boden.
© BMFSFJ/Philipp Arnoldt

Die Geburt eines Kindes stellt viele frischgebackene Eltern vor Herausforderungen. Gerade Mütter fühlen sich in der ersten Zeit oft einsam. Denn die neue Aufgabe lässt kaum Zeit für soziale Kontakte. Um das zu ändern, bietet das Mehrgenerationenhaus Olpe ein wöchentlich stattfindendes Elterncafé an. Marsha Pacolli und Natascha Focke, zwei zertifizierte Mütterpflegerinnen, haben es entwickelt.

Ihnen war es wichtig, ein offenes Angebot zu schaffen, bei dem sie mit Müttern ungezwungen zusammenkommen und sich austauschen können – ganz ohne den zeitlichen Druck, der den Alltag oft prägt. Kontakte knüpfen, über Herausforderungen des Alltags sprechen, Glücksmomente und Sorgen teilen und sich gegenseitig stärken, das sei für die Mütter unheimlich wichtig, sagt Marsha Pacolli. Viele fühlten sich in der neuen Situation allein, im Babyalltag fehlen oftmals Gespräche mit anderen Erwachsenen. „Es hilft ihnen unheimlich, uns zu besuchen, sich hinzusetzen und einfach entspannt eine Tasse Kaffee zu trinken. Wir wollen den Müttern das Gefühl geben: Hier kann ich mich fallen lassen. Viele merken dann: Sie sind nicht allein.“

Gemeinsamer Austausch in ungezwungener Atmosphäre

Jeden Dienstag zwischen neun und 13 Uhr steht das Café allen offen – nicht nur Müttern, sondern auch Vätern, Großeltern oder auch Tagesmüttern. Hauptsächlich angenommen wird das Angebot aber von Müttern. Wann sie kommen und gehen, entscheiden sie selbst. Gerade den zeitlichen Druck wollen die beiden Frauen, die das Café komplett ehrenamtlich betreuen, vermeiden. Die Familien sollen ihre gewohnte Tagesstruktur beibehalten können. Mit Tee oder Kaffee machen es sich die Teilnehmenden dann meistens auf dem großen Teppich in der Turnhalle des Mehrgenerationenhauses bequem. Neben dem ungezwungenen Miteinander und viel gemeinsamem Lachen haben auch ernste Themen hier ihren Platz.

Gerade Geburtserlebnisse und Schlafprobleme beschäftigten viele Mütter. Viele verspürten zudem einen enormen Druck, ihre Rolle gut zu erfüllen, erzählen die Mütterpflegerinnen. Erst der Austausch mit anderen mache vielen bewusst, dass sie nicht allein sind mit ihren Problemen. „Es ist gut, wenn Mütter da sind, die ehrlich sagen: ‚Naja, bei uns ist es momentan auch nicht so toll‘“, meint Marsha Pacolli. Den beiden Mütterpflegerinnen geht es darum, dass die Teilnehmenden erkennen: „Ich kann hier offen reden. Und wenn ich nach Hause gehe, habe ich nicht das Gefühl, woanders ist es perfekt, sondern: Es geht vielen anderen genauso wie mir.“

Die Freundschaften, die aus dem gemeinsamen Austausch im Elterncafé entstehen, helfen vielen Frauen auch langfristig, sich eingebunden zu fühlen. Das Projekt bedeutet jedoch nicht nur den Teilnehmenden und den beiden Ehrenamtlichen viel. Es hat auch das Mehrgenerationenhaus verändert und außerdem dazu geführt, dass mehr junge Menschen ins Mehrgenerationenhaus kommen und andere Angebote für sich entdecken.