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Wie Mehrgenerationenhäuser Angebote umsetzen: Neues aus den Häusern

„Wohin mit dem Potenzial?“ – Erfolgsgeschichte der Migrationsberatung im Mehrgenerationenhaus Herborn (Hessen)

Die Iranerin Narges Tashakori hat mit Unterstützung der MGH-Migrationsberatung eine Ausbildung zur Elternbegleiterin absolviert. Hierbei hat sie vor allem geflüchtete Familien in schwierigen Lebenssituationen unterstützt.

Im bild sind Frau Taschakori und Frau Schapiro an einem Schreibtisch zu sehen.

Das Thema Migration ist seit mehr als zwei Jahren ein Schwerpunkt des MGH im Lahn-Dill-Kreis.
Es war im Winter 2015, als im ehemaligen Lebensmittelmarkt im hessischen Herborn die Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete eröffnet wurde. Das MGH Herborn erkannte schnell, dass es mehr Angebote für Menschen mit Flucht- oder Migrationsgeschichte geben müsse und wurde aktiv. Dem MGH war es ein wichtiges Anliegen, direkt auf die neuen Nachbarinnen und Nachbarn zuzugehen: „Wir wollen zeigen, dass alle Menschen unabhängig von ihrer sozialen oder kulturellen Herkunft gleich sind und Hilfe erhalten sollten,“ erklärt der MGH-Koordinator Joachim Spahn den Schritt. Das MGH Herborn hält daher viele Freizeit- und Kulturangebote vor, bei denen sich die Menschen kennenlernen können – egal, wie lange sie schon in Herborn leben.
Fester Bestandteil des MGH, das von der AWO getragen wird, ist seit vielen Jahren auch die Migrationsberatung. Diese nahm auch Narges Tashakori in Anspruch, die mit ihrer Tochter aus dem Iran geflohen ist. Marina Schapiro ist Beraterin in der Herborner Migrationsberatung. Als Narges Tashakori zu ihr kam, stellte sie sich die Frage, wie man ihr am besten helfen und das Potenzial der engagierten und hilfsbereiten Frau am besten fördern könne.
Marina Schapiro riet daraufhin der Iranerin zu einer Ausbildung zur Elternbegleiterin beim paritätischen Bildungswerk Frankfurt, die diese als Kursbeste abschloss. In ihrer Abschlussarbeit untersuchte Narges Tashakori, wie man das Eltern-Kind-Verhältnis in Familien mit Migrationserfahrung verbessern kann. Viele Familien stünden vor dem Problem, dass die unterschiedlich schnelle Sprach- und Kulturanpassung zwischen Eltern und Kindern zu einem Ungleichgewicht in der Familie führen kann. Manche Kinder schämten sich für ihre Eltern, da sie die Sprache oft schneller lernten als die Eltern. Die Kinder erlebten die Grenzen der Fähigkeiten ihrer Eltern sich die neue Sprache anzueignen und verlören leicht den Respekt vor ihnen.
Bei gemeinsamen Aktivitäten können die Kinder die Stärken und Talente ihrer Eltern wieder neu kennenlernen. Narges Tashakori konnte ihre Erkenntnisse auch gleich in Herborn einbringen und entsprechende Projekte für geflüchtete Familien auf den Weg bringen. Ein Beispiel für solche Angebote ist ein gemeinsamer Kochkurs von Menschen mit und ohne Fluchtgeschichte. Die Geflüchteten vermittelten ihre Rezepte und ihr kulinarisches Wissen an Einheimische. Damit gab die neue Elternbegleiterin den teilnehmenden Eltern ein Stück Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zurück. Bei einem zweiten Angebot konnten Eltern-Kind-Tandems bei Spielen im Offenen Treff gegen andere Tandems antreten. In einer anschließenden Gesprächsrunde zeigte sich, dass die Kinder durch das gemeinsame Erreichen der Spielziele wieder neuen Respekt ihren Eltern gegenüber entwickelten.
Für das MGH Herborn ist und bleibt das Thema Migration ein Arbeitsschwerpunkt: Das Haus nimmt in Kooperation mit der AWO am Bundesprogramm „Menschen stärken Menschen“ teil. Das vom Bundesfamilienministerium initiierte Programm hat zum Ziel, Patenschaften zwischen geflüchteten und lange hier lebenden Menschen zu fördern. In Herborn sind so 25 ehrenamtliche Sprachtandems entstanden. Sie unterstützen durch Begleitung bei Behördengängen, beim Einkaufen und Formulare ausfüllen – also beim Ankommen im neuen Land. Ab 2018 können sich Freiwillig Engagierte im MGH Herborn zu Migrationslotsinnen und –lotsen ausbilden lassen. Damit will das MGH insbesondere jenen Personen rechtliches und weiteres nützliches Rüstzeug an die Hand geben, die in den Patenschaften bereits mit hohem Engagement für die Geflüchteten aktiv sind.