Forchheimer Integrationslotsen - Migranten unterstützen Migranten
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Schlagworte:
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Demografietyp:
5 Moderat wachsende Städte/Gemeinden mit regionaler Bedeutung
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Siedlungstyp:
Ländlicher Raum
Migranten unterstützen ehrenamtlich neu Zugezogene und helfen ihnen bei den ersten Schritten in Deutschland.
Das MGH liegt in einem Stadtteil einer 31.000 EW-Stadt mit 33 % Migranten (Stand 2014) und hat seit 2015 drei Flüchtlingsunterkünfte in unmittelbarer Nachbarschaft. Der größte Teil der Integrationsleistungen wird von den informellen Netzwerken und familiären Bezügen der Migranten erbracht. Diese Erfahrungen und Kenntnisse sollen auch von bzw. für diejenigen abgerufen werden können, die keine private Unterstützung haben. Denn diese sind oft mangels Deutschkenntnissen und fehlender Informationen über Systeme und Abläufe in Deutschland nicht in der Lage, am öffentlichen Leben teilzunehmen. Ziele: • Brücken schlagen zwischen Migranten/Geflüchteten und bestehenden Unterstützungsangeboten (Regeldiensten, Beratungseinrichtungen, MGH etc.) • Die Bewohner sollen religions- und kulturübergreifend zusammenwachsen • Verbesserte Integration von Erwachsenen und von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Schule, Arbeit und Gesellschaft durch Stärkung der erzieherischen und persönlichen Kompetenz von Eltern mit Migrationshintergrund sowie ihres Wissens über die deutsche Gesellschaft • Ausbildung und Einsatz ehrenamtlicher Lotsen mit Migrationshintergrund, die ratsuchende Migranten auf Augenhöhe und mit persönl. Erfahrung unterstützen (z.B. Begleitung zum Arzt/zu Behörden, Übersetzung beim Elternabend) • Bildung eines Netzwerkes von Integrationslotsen aus verschiedenen Herkunftsländern • Einbeziehung aller Altersgruppen, um die jeweiligen Ressourcen nutzen zu können
Einbindung der Querschnittsaufgaben
Das Projekt der ehrenamtlichen Integrationslotsen wird gemeinsam vom MGH und der gfigGmbH umgesetzt und bei einzelnen Kursinhalten wird mit dem Jobcenter, Ausländeramt, Schule etc. kooperiert. Seit Beginn des Projekts im Jahr 2011 wurden 85 Personen aus 25 Ländern im Alter von 18 bis 78 Jahren geschult. Die unterschiedlichen Kulturen und Generationen bieten einen enormen Schatz an Ressourcen und können entsprechend der Bedarfe vermittelt werden. So übt ein Senior mit Kindern lesen, ein 18-Jähriger führt ein Online-Sprachlernprogramm ein und eine 60-Jährige begleitet junge Familien bei zahlreichen Behördengängen. Die Integrationslotsen stehen Migranten und allen Einrichtungen in Forchheim zur Verfügung. Die Vermittlung erfolgt über das MGH. Das Angebot ist inzwischen aus Forchheim nicht mehr wegzudenken und die Nachfrage steigt stetig. Das MGH ist in diesem Bereich ein wichtiger Dienstleister für die Kommune und ihre Einrichtungen. Jedes Jahr werden wieder neue Lotsen gewonnen. Diese werden von pädagogischen Fachkräften (einer Einheimischen und einer Migrantin) geschult und im Anschluss begleitet. Sie treffen sich im regelmäßigen Netzwerk zum Austausch und zur Fortbildung.
Wirkung
Der Bedarf an Lotsen steigt, da viele Migranten nun erkennen, dass das Wissen über die deutsche Gesellschaft und deren Teilhabe die Integration erleichtert. Hinzu kommt seit 2015 der besondere Unterstützungsbedarf von Geflüchteten. Durch den Einsatz von Lotsen mit Migrationshintergrund ist eine hohe Authentizität gegeben, da sie selbst gelebte Integration vermitteln. Auch ist das Angebot sehr niederschwellig und Ratsuchende mit wenig Deutschkenntnissen nehmen die Hilfe der Lotsen gerne an. Nach einer gewissen Phase der Begleitung trauen sich viele Ratsuchende eigenständig z.B. Behördengänge zu tätigen und an Kursen sowie Freizeitangeboten teilzunehmen. Das Selbstbewusstsein steigt und führt bei einigen sogar zu einer ehrenamtlichen Tätigkeit. Im Herbst 2017 sind auch Geflüchtete Lotsen geworden. Ehemalige Hilfesuchende werden selbst zu Helfern. Im MGH ist es inzwischen normal, dass Gäste aus aller Welt ein- und ausgehen und sich auch ehrenamtlich engagieren. Migranten sind Türöffner geworden.
Erfahrungsbericht
Integrationslotsen, die selber einen Migrationshintergrund haben, verfügen nicht nur über Fremdsprachenkenntnisse, sie können auch authentischer helfen und die Ratsuchenden auf Augenhöhe begleiten.Sie sind Türöffner u.a. für das MGH. Die Hilfe, die sie selbst am Anfang in Deutschland erfahren haben, können sie zurückgeben. Auch durch die unterschiedlichen Kulturen innerhalb des Kurses /Netzwerkes lernen die Lotsen voneinander und es wird verhindert, dass sich Parallelgesellschaften bilden. Empfehlenswert ist es, dass die Lotsen mindestens das Sprachniveau B1 haben und im Falle einer Fluchtgeschichte anerkannt sind. Ein sehr deutlicher Hinweis, dass es sich um ein Ehrenamt handelt und die Schulung nicht zu einem Job führt, erspart Enttäuschungen, wenngleich zahlreiche Migranten nach dem Kurs aufgrund von mehr Selbstbewusstsein eine Arbeit gefunden haben.
Kontaktdaten
Bürgerzentrum-Mehrgenerationenhaus Forchheim
Paul-Keller-Straße 17, 91301 Forchheim
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09191 / 6155287
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mgh@forchheim-nord.de
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