"Gesund-älter-werden" - Treffs für Senioren mit Migrationshintergrund
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Schlagworte:
Einsamkeit, Freiwilliges Engagement, Integration von Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte, Offener Treff, Selbstbestimmtes Leben im Alter
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Demografietyp:
7 Großstädte/Hochschulstandorte mit heterogener sozio-ökonomischer Dynamik
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Siedlungstyp:
Städtischer Raum
Offene Treffs geben Senioren mit Migrationshintergrund einen Ort für Begegnung und Gesundheits-Informationen in der Muttersprache.
Senioren mit Migrationshintergrund sind eine unauffällige und deshalb oft übersehene Gruppe in unserer Gesellschaft. Ob sie als Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter der ersten Generation, als Kontingentflüchtlinge aus Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion oder im Zuge der Arbeitsmigration kamen, ihre Lebenssituation im Alter ist oft von denselben schwierigen Bedingungen geprägt: - geringe Deutschkenntnisse - wenig finanzielle Mittel aufgrund unterbrochener Arbeitsbiografien - schlechter Gesundheitszustand wegen vielfältiger körperlicher Belastungen im Arbeitsleben - Einsamkeit infolge sich verändernder Familiengefüge - die Gruppe wird von deutschsprachige Angeboten zu Prävention und Gesundheitsförderung nicht erreicht. Deshalb wurden im MGH Nürnberg Schweinau in Kooperation mit dem Seniorenamt und dem Amt für Wohnen/Stadterneuerung besondere Seniorengruppen eingerichtet. Ehrenamtliche, die in ihrer Herkunftskultur und in der deutschen Kultur beheimatet sind, leiten die Gruppen. In leicht zugänglichen, kostenlosen offenen Treffs finden die Senioren Ansprache, persönlichen Kontakt und auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Informationen im Bereich Prävention und Gesundheit. Vorträge werden in der Muttersprache gehalten oder übersetzt.Ausflüge zu Einrichtungen der Gesundheitspflege gehören ebenso zum Programm wie Exkursionen in die nahe Umgebung und Begegnungen mit anderen Gruppen. Es bestehen vier Treffs (2 in russischer, 1 in türkischer, 1 in rumänischer Sprache).
Einbindung der Querschnittsaufgaben
1. Generationenübergreifender Ansatz: Generationenbegegnung erhöht die Lebensqualität der Senioren. Der Treff in rumänischer Sprache wurde von Anfang an als Generationentreff eingerichtet. Der türkischsprachige Treff richtet sich an jüngere und ältere Frauen. Hier profitieren die Generationen von ihren unterschiedlichen Fähigkeiten und Erfahrungen. Die russischsprachigen Treffs sind vorwiegend von älteren Frauen besucht. Gerade sie sind aber immer zur Mitarbeit in Generationenprojekten bereit z.B. beim Kochen mit Kindern im Projekt "Gesundes Essen aus Omas Küche". 2. Freiwillig Engagierte Die ehrenamtlichen Leitungen sind der Mittelpunkt der Seniorentreffs. Sie sprechen die "Herzenssprache" der Teilnehmenden und kennen die kulturspezifischen Bedürfnisse. Gleichzeitig sind sie aber durch ihre gute Verankerung in der deutschen Kultur Beispiele für gelingende Integration und eröffnen Zugänge zu den Einrichtungen der Gesundheits- und Seniorenförderung. Die hauptamtlichen Koordinatorinnen des MGH unterstützen und begleiten die Ehrenamtlichen bei der Organsation und im Konfliktfall. 3. Sozialraumorientierung Die Gesund-älter-werden-Treffs sind Bestandteil des Seniorennetzwerks. Auch war das MGH Gründungsmitglied eines stadtweiten offenen Arbeitskreises "Migration und Alter". Der AK ist eine Informations- und Koordinierungsplattform. Hier werden zum Beispiel interkulturelle Seniorenfeste und Informationsveranstaltungen geplant und durchgeführt.
Wirkung
Von den Angeboten werden, wie angestrebt, Menschen erreicht, die aufgrund von Sprache, Gesundheit und Finanzsituation in ihren Möglichkeiten für ein selbstbestimmtes Leben im Alter eingeschränkt sind. Die Treffs haben sich zu sozialen Zentren entwickelt, in denen man ein Netzwerk für Information und gegenseitige Hilfe und eine erste Anlaufstelle bei Problemen jeder Art findet. Es hat sich das Wissen der TeilnehmerInnen über Prävention und Gesundheit deutlich erhöht. Dieses Wissen wird auch in die Familie und den Freundes- und Bekanntenkreis getragen. Immer wieder kommen auch neue TeilnehmerInnen. Die Lebenszufriedenheit und die Selbstständigkeit werden gefördert, und das nicht nur über einen kurzen Projektzeitraum. Nach Ablauf der Erprobungsphase wurden die Treffs in das Programm des MGH eingegliedert, so dass die TeilnehmerInnen eine verlässliche und beständige Struktur vorfinden. Das Projekt ist gut übertragbar, da das Konzept flexibel ist.
Erfahrungsbericht
Aus unserer Sicht ist das Projekt ein Erfolg. Die TeilnehmerInnen der Gruppen werden aktiviert, beteiligen sich gerne an Projekten im Mehrgenerationenhaus und im Stadtteil und erweitern ihren eigenen Handlungsradius. Die Gruppen sind offen für neue Gäste und haben immer wieder neue TeilnehmerInnen. Es sind auch immer wieder TeilnehmerInnen aus den Gruppen bereit, ein Ehrenamt zu übernehmen. Nach unseren Erfahrungen gibt es für den Aufbau solcher Gruppen drei Eckpunkte: 1. Gründliche Untersuchung der Ausgangssituation im Stadtteil, damit die Einpassung in den Sozialraum gelingt und die Zielgruppen definiert werden. 2. Aufbau von Kontakten und Vernetzung in die jeweiligen Comunities, damit Akteure und Ehrenamtliche gewonnen werden können. 3. Es hat sich gezeigt, dass Gruppen, die nur einen Kulturhintergrund umfassen, langlebiger und wirksamer sind als interkulturelle Gruppen. Die interkulturell angelegten Gruppen, die im Modellprojekt ebenfalls erprobt wurden, waren aufwändig in der Durchführung und nicht langlebig.
Kontaktdaten
SOS-Kinderdorf Nürnberg Mehrgenerationenhaus Schweinau
Schweinauer Hauptstraße 31, 90441 Nürnberg
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0911 / 9298317
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mgh.nuernberg@sos-kinderdorf.de
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