Das Kultur-Mobil - Wege übers Land
-
Schlagworte:
Bürgerbeteiligung, Einsamkeit, Freizeitgestaltung, Haushaltsnahe Dienstleistungen, Infrastruktur, Integration von Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte, Kinderbetreuung, Teilhabe
-
Demografietyp:
3 Kleine und mittlere Gemeinden mit moderater Alterung und Schrumpfung
-
Siedlungstyp:
Ländlicher Raum
Ein junger, aus Syrien geflüchteter Kraftfahrer fährt junge und alte Menschen mit und ohne Behinderung, von nah und fern, übers Land.
Eine neue Entwicklung, die mit der Anerkennung als MGH einherging, brachte uns auf die Idee, das „Kultur-Mobil“ zu initiieren und zu kreieren. Damit können alle Menschen, die selbst kein Auto haben oder nicht fahren können, unsere vielfältigen Angebote am Nachmittag und Abend nutzen. Besonders ältere Menschen kommen kaum noch vom Dorf weg. Sie sind isoliert und fühlen sich sehr allein. Ähnlich verhält es sich mit Kindern aus sozialschwachen Familien. Hier gibt es von Seiten der Eltern oft kein Interesse oder keine Möglichkeit, die Kinder zu unseren Kursen zu fahren. Mit der Abfahrt des Schulbusses auf die Dörfer können diese Kinder unsere Angebote also nicht mehr nutzen. Diese sind, wie das Leben auch, vielfältig. Bei uns gibt es zum Beispiel das Generationen-Café oder das Generationen-Kino oder das Labor der Generationen, diverse Koch- und Yogakurse, die offene Holz und KreativWerkstatt und viele mehr. Der Bus soll zukünftig auch noch mit Kindern und Jugendlichen aus der KreativWerkstatt gestaltet werden, sodass er gleich erkannt wird, wenn er übers Land fährt. Die Fahrzeiten sollen den Bedürfnissen der Menschen, die ihn nutzen und unseren Angebotszeiten angepasst werden. Außerdem konnte mit dieser Idee ein junger syrischer Familienvater, ein ausgebildeten Kraftfahrer und Handwerker, als Fahrer und Übungsleiter in der KreativWerkstatt eine sinnvolle Aufgabe finden. Da ebenso Interesse von der Landschule Lüchow und einer Senioreneinrichtung angemeldet wurde, konnten verschiedene Bedürfnisse vernetzt werden.
Einbindung der Querschnittsaufgaben
Die Integration und die generationsübergreifende Arbeit beginnen im Auto auf dem Weg. Ältere Menschen werden damit aus der Isolation geholt und können aktiv an gesellschaftlichen Prozessen teilhaben, was ihnen ohne unser Kultur-Mobil nicht möglich gewesen wäre. Da aber die Route entscheidend ist, treffen sich auf der Fahrt bereits die verschiedenen Generationen und ebenso Nationalitäten. Hier findet auf kleinstem Raum der gewünschte Austausch statt. Es muss koordiniert und gut organisiert werden, damit alle zur rechten Zeit am rechten Ort eintreffen. Erstaunlich war besonders auch die Entwicklung des Fahrers. Inzwischen kennt er sich in der ländlichen Region gut aus, kann die diversen Anfragen und auftretenden Probleme auf Deutsch kommunizieren und wird von allen, die das Kultur-Mobil nutzen, herzlich und freudig empfangen. Somit konnte im Projekt das große Problem der Mobilität auf dem Lande mit den Potenzialen, die zu uns kamen, verbunden und gelöst werden. Mit Fug und Recht kann man bei diesem Projekt sagen: „Der Weg ist das Ziel“.
Wirkung
Die Wirkung ist erstaunlich, beeindruckend und stärker als wir vorher annahmen. Wir haben ein großes Problem aufgegriffen, dessen Lösung weitere Aktivitäten nach sich zieht. Besonders schön ist zu sehen, wie gut das neue Angebot von den verschiedenen Nutzern angenommen wird. Da wären die Senior*innen, die sich freuen, dass sie zu unseren Kursen, zum Generationen-Café oder Kino kommen können. Eltern, die ihre Kinder nicht mehr hin und her fahren müssen. Kinder und Jugendliche von geflüchteten Familien, die ohne diese Möglichkeit vom Dorf, von ihrer Unterkunft niemals unsere Kurse hätten nutzen können. Eine integrative Theatergruppe konnte so entstehen. Kinder mit Behinderung kommen jetzt in unsere Werkstatt und treffen auf Kinder ohne Behinderung. Der Kreis der Nutzer*innen unserer Angebote hat sich mit dem Projekt immens erweitert. Die mit dem Projekt einhergehende Vernetzung hat die Außenwirkung unseres MGHs noch einmal verstärken können.
Erfahrungsbericht
Wichtig ist, genau zu schauen, was in der Region gebraucht wird und wer was leisten kann. Danach einfach beginnen. Nicht nur Probleme sehen, sondern Potentiale aufgreifen. Beim gemeinsamen Tun entstehen neue Ideen. Integration ist nur im direkten Kontakt und durch eine sinnvolle Aufgabe möglich. Zum guten Schluss haben alle etwas davon. Besonders in der ländlichen Region gibt es viele Vorurteile, die genau bei solchen Projekten abgebaut werden können.
Kontaktdaten
cultura mobile e.V.
Teterower Straße 22, 17179 Gnoien
-
039971 / 30776
-
info@kulturboerse-gnoien.de