Deutschlerngruppe für Frauen (mit Kinderbetreuung)
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Schlagworte:
Beratung und Unterstützung von Familien, Bildung, Förderung der Lese-, Schreib- und Rechenkompetenzen, Freiwilliges Engagement, Freizeitgestaltung, Infrastruktur, Integration von Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte, Kinderbetreuung, Teilhabe
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Demografietyp:
6 Städte/Wirtschaftsstandorte mit sozio-ökonomischen Herausforderungen
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Siedlungstyp:
Städtischer Raum
Sprachförderung und Kennenlernen der kulturellen Infrastruktur am Wohnort durch gemeinsame Unternehmungen.
Im Hanauer Stadtteil Nordwest wohnt ein hoher Prozentsatz an Menschen mit Migrationshintergrund. Im Alltag des Mehrgenerationenhauses fiel auf, dass es insbesondere bei Frauen große sprachliche Defizite gibt. Viele sind mehrfache Mütter und Hausfrauen. Innerhalb der Familie, dem Netzwerk in der Nachbarschaft, der Religionsgemeinschaft und den internationalen Supermärkten im Stadtteil können sie auf ihrer Muttersprache kommunizieren. Durch fehlende Anwendung und Übungsräume sind bei einigen Frauen die Kommunikationsfähigkeiten auf Deutsch sehr begrenzt, obwohl sie schon mehrere Jahre in Deutschland leben. Ziel wurde es also, für Frauen (v. a. Mütter) aus der Nachbarschaft Raum und Atmosphäre zu schaffen, in der sie sich auf eigene Bedürfnisse konzentrieren können, Spaß am Deutschsprechen gewinnen und dadurch sprachliche Hemmungen verlieren. Die Sprachförderung sollte niedrigschwellig, nicht verschult und nah am Lebensalltag der Teilnehmerinnen stattfinden (Situationen nachstellen und Dialoge üben, Worte für eigene Erlebnisse finden). Mithilfe eines Flyers in leichter Sprache wurde der Kurs in umliegenden Kitas und Schulen beworben sowie gezielt Mütter von Kindern angesprochen, die regelmäßig unser Haus besuchten. Es ergab sich eine Gruppe aus 11 Frauen im Alter von 28 bis 65 Jahren, aus 8 Nationen, mit 4 Religionszugehörigkeiten, die sich wöchentlich für 2 Stunden trifft. Ihre Kinder werden von einem Team aus ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen in einem Nebenraum betreut.
Einbindung der Querschnittsaufgaben
Je deutlicher die Gruppe ihre Wirksamkeit wahrnahm, desto mehr identifizierten sich die Teilnehmerinnen mit dem Haus und der Nachbarschaft. Dadurch wuchs ihre Motivation, das Miteinander im Stadtteil durch eigene Kompetenzen, Ideen und Ressourcen zu bereichern. Die Gruppe stellte gemeinsam einen Konzertabend auf die Beine, wie es ihn zuvor in der Einrichtung noch nie gab. Hierzu kochten alle ein internationales Menü. Von dieser Veranstaltung profitierten sowohl die Bewohner_innen des Stadtteils als auch die Frauen selbst, weil sie durch Verkaufsdienste nicht nur in Kontakt mit Nachbar_innen kamen und ihre kommunikative Kompetenzen verbesserten, sondern durch die Einnahmen auch die Gruppenkasse für weitere Aktivitäten füllen konnten. Darüber hinaus brachten sich die Frauen auch zu anderen Gelegenheiten ins Tagesgeschehen im MGH ein - z.B. durch ein Kreativangebot für Kinder und den Verkauf von Speisen und Getränken an unserem Frühlingsfest. Beim herbstlichen Singen für Senior_innen haben sie durch Kuchenverkauf Geld gesammelt, um beim jährlichen Stadtlauf gegen Gewalt an Frauen teilnehmen zu können. Die Teilnahmegebühr in Höhe von 10 € pro Person wurde an Frauenhäuser gespendet. Wie bereits bei der Beschreibung der Zielgruppe deutlich wurde, ist die Teilnahme an einem Angebot zur Sprachförderung für die Frauen nur möglich, wenn ihre Kinder eingebunden sind. Unsere Kinderbetreuung wird ausschließlich von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen aufrechterhalten.
Wirkung
Frauen unterschiedlicher Generationen sind Teil der Gruppe. Je nach Alter ergaben sich bestimmte Rollen und Aufgaben. Alle schätzen die Vielfalt an Bedürfnissen und Meinungen, die sich aus der Heterogenität der Gruppe ergibt und profitieren davon. Durch Gesprächsrunden zu unterschiedlichsten gesellschaftlichen, religiösen und politischen Themen konnten z. T. bestehende Vorurteile aufgebrochen und gegenseitiges Verständnis erzielt werden. Auch für die Kinder wurde die Zeit im MGH zu einem festen Bestandteil im Wochenprogramm, auf den sie sich freuen. Hier findet ebenso Förderung der Sprache und des sozialen Miteinanders statt. Durch ihre Präsenz und ihr Engagement im Haus haben sich die Frauen bei allen Generationen ein Ansehen erarbeitet. Mit ihrer Haltung und ihrem Verantwortungsbewusstsein fungieren sie als Vorbild für Jung und Alt. Die Gruppe soll fortbestehen. Wegen veränderter Lebensbedingungen werden jedoch manche Teilnehmerinnen die Gruppe verlassen und andere neu hinzukommen.
Erfahrungsbericht
Es lohnt sich, als Einrichtung für die genannte Zielgruppe den Schritt zu gehen und eine Kinderbetreuung einzurichten. Dadurch können Jung und Alt von einem solchen Angebot profitieren und sich auf der anderen Seite wiederum mit vielseitigen Ressourcen in andere Aktivitäten des Hauses einbringen.
Kontaktdaten
Mehrgenerationenhaus Fallbach
Reichenberger Straße 59, 63452 Hanau
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06181 / 6686785
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mgh.fallbach@hanau.de
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