Internationale Frauenfreizeitgruppe
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Schlagworte:
Beratung und Unterstützung von Familien, Inklusion, Bildung, Freizeitgestaltung, Integration von Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte, Förderung der Lese-, Schreib- und Rechenkompetenzen, Freiwilliges Engagement
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Demografietyp:
1 Stark schrumpfende und alternde Gemeinden in strukturschwachen Regionen
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Siedlungstyp:
Ländlicher Raum
Gründete sich 2015 in Rothenburg OL: Spätaussiedlerinnen, Asylsuchende, Flüchtlinge & Deutsche Frauen begegnen sich & planen gemeinsam.
Ehrenamtliche des Mehrgenerationenhaus gründeten gemeinsam mit engagierten Rothenburger Frauen in der kleinen Stadt an der Neiße eine internationale Frauenfreizeitgruppe: 2018 wird der dritte Geburtstag unserer internationalen Frauenfreizeitgruppe gefeiert. Rothenburg mit ihren sieben Ortsteilen und knapp 4800 Einwohnern war die erste Stadt im Landkreis Görlitz, welche 2014 dezentrale Unterbringung von asylsuchenden Familien ermöglichte. Dazu wurde ein breites Willkommens- und Wohlfühlbündnis aus Kirchgemeinden, Vereinen, Trägern von sozialen Einrichtungen, der Stadtverwaltung und Ehrenamtlichen durch das MGH etabliert. Die internationale Frauenfreizeitgruppe ist ein Freizeitangebot, welches wöchentlich stattfindet und sich an Frauen ab 18 Jahre und deren älteste Töchter (ab 15 Jahre) richtet. Intensiv werden zu dieser Gruppe die Mütter und jungen Frauen mit Migrationshintergrund eingeladen, für die es in Rothenburg sehr wenig Freizeitangebote gibt. Die einzelnen Wochen jeden Monats stehen unter einem anderen Motto. Es wechselten sich ab: Schwimmen, kreatives Gestalten, Zeichnen, Gymnastik, Ausflüge in die Umgebung und Bewegung (Nordic Walking). Zentral wird die Begegnung der Kulturen und Religionen, das Üben der deutschen Sprache und das Miteinander-Zeit-Verbringen und in Kontakt sein gesehen. Über dieses Projekt erreichen wir 15 deutsche Frauen rund 30 asylsuchende Frauen und Mädchen (durch Wegzüge oder Abschiebungen schwankte die Teilnehmerinnenzahl).
Einbindung der Querschnittsaufgaben
In unserer Projektumsetzung (gemeinsame Planung und Begegnungen) stellten wir fest, dass aus der deutschen Mehrheitsgesellschaft vor allem Frauen ab 35 bis 70 Jahren interessiert und engagiert sich in die internationale Frauenfreizeitgruppe eingebracht haben. Die Frauen und Mädchen mit Migrationshintergrund sind meist jünger. Es sind Mädchen mit Migrationshintergrund ab 15 Jahre dabei, die für ihre Mütter bei den Angeboten sprachliche Brücken bauen und die Abwechslung im Alltag durch die Angebote der Frauengruppe genießen. Sie planen eigene „Aktionen“ und führen diese mit Unterstützung von Ehrenamtlichen durch (z.B. landkreisweites Angebot eines Henna-Mal-Standes bei Festen und Feierlichkeiten). Die Mütter mit Migrationshintergrund selbst sind 20 bis 45 Jahre. Wir haben durch diese unterschiedlichen Gruppen ein generationsübergreifendes Angebot in unserem Haus verwirklicht, welches von Teilnehmerinnen von 15 bis 70 Jahren genutzt wird. Die deutschen Frauen des Projektes, die vorrangig die Planung der Begegnungen übernehmen, sind alles freiwillig Engagierte ohne finanziellen Ausgleich, die je nach eigenen Fähigkeiten und Ressourcen (Terminabsprachen, Buchungen bei Ausflügen, Finanzmittelakquise, Fahrdienste u.ä.) sich aktiv und teilweise mit sehr hohem zeitlichen Aufwand einbringen. Je nach zeitlichem Aufwand können und werden Mittel aus der Richtlinie „Wir für Sachsen“ als Aufwandsentschädigung beantragt und ausgezahlt.
Wirkung
Durch das Vertrauensverhältnis, welches wir als Mitarbeiterinnen des MGH durch verschiedene andere Aktionen mit den Familien mit Migrationshintergrund aufgebaut hatten, erhielten wir auch näheren Kontakt zu den Frauen der Familien. Diese meldeten uns zurück, dass sie sich mehr Austausch mit deutschen Frauen wünschen. Im Sozialraum sprachen wir verschiedene deutsche Frauen an. Wir initiierten Treffen mit allen Frauen (Deutschen und Migrantinnen). Wir unterstützten sie in der Anfangsphase sowie in Entwicklungsphasen neuer Angebotsteile (bzw. Wunschbausteine, was innerhalb der Frauenfreizeit stattfinden soll), bei der Findung der Örtlichkeiten für die Treffen, bei benötigten Materialien, Ausrüstung, Ausstattung, Finanzierung und Anmietung der Rothenburger Schwimmhalle (1x monatlich). In monatlichen Planungsrunden unterstützen wir die Etablierung & den Fortbestand der Gruppe. Das Angebot war für die Beteiligten in den vergangenen Monaten so attraktiv und stimmig, dass es 2018 auch fortgeführt wird.
Erfahrungsbericht
Aus der Arbeit mit der internationalen Frauenfreizeitgruppe hat sich für uns ergeben, dass stetig neue Fragen hinsichtlich der Religion, des Herkunftslandes und deren Gepflogenheiten des Gegenübers gestellt werden. Wir unterstützen dabei mit interkulturellen Weiterbildungsangeboten wie auch einzelfallspezifischen, ehrenamtlich durchgeführten Sprachunterricht um erste Brücken zwischen den verschiedenen Kulturen zu bauen. Als essentiell hat sich heraus gestellt, dass von uns als Hauptamtliche im MGH die Finanzierung der einzelnen Gruppenaktionen intensiv begleitet und finanzielle Mittel akquiriert werden müssen. Für Frauen, die einen hohen planerischen und „befördernden“ (mittels privatem PKW oder MGH PKW) Anteil innerhalb der Frauengruppe übernommen haben, war es wichtig, dass sie mit einem Ehrenamtsvertrag über den Träger des MGH eine Absicherung (Versicherung im Schadensfall) ihres Tätigseins „genießen“. Gleichzeitig ist eine „regelmäßige“ Wertschätzung der Ehrenamtlichen sehr wichtig.
Kontaktdaten
Diakonie St. Martin MGH Rothenburg
Schlossplatz 2, 02929 Rothenburg/O.L.
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035891 7237
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mehrgenerationenhaus-rbg@diakonie-st-martin.de