„Suppenküche“
-
Schlagworte:
Inklusion, Selbstbestimmtes Leben im Alter, Freizeitgestaltung, Integration von Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte, Offener Treff, Freiwilliges Engagement, Teilhabe
-
Demografietyp:
7 Großstädte/Hochschulstandorte mit heterogener sozio-ökonomischer Dynamik
-
Siedlungstyp:
Städtischer Raum
Essen verbindet alle Generationen und Nationen
Gemeinsames Essen verbindet und schafft niedrigschwellige Kommunikationsmöglichkeiten zwischen den Generationen und den Kulturen. So gibt es im MGH Reutlingen ein Frühstücksangebot, ein Stadtteilcafé, mittlerweile einen MGH-Abendtreff, aber es gab noch kein Mittagsangebot. Die Idee einer „Suppenküche" mit selbst gekochtem Essen schwirrte schon lange in den Köpfen und wurde dann von der hiesigen Pfarrerin (2. Vorstandsvorstitzende des Vereins des MGH) in Kooperation mit einer Hauswirtschaftslehrerin der örtlichen Schule in die Tat umgesetzt. Jeden Montag kochten SchülerInnen unter Anleitung ihrer Lehrerin eine Suppe/Eintopf mit Nachtisch für BewohnerInnen des Stadtteils, egal welchen Alters, Herkunft oder Konfession. Mittlerweile hat sich ein ehrenamtliches Küchenteam zusammengefunden, welches wöchentlich mit viel Freude den Kochlöffel schwingt und eine stattliche Anzahl von Essern regelmäßig bedient. Unterstützt wird das Projekt durch die Bundesfreiwilligen vor Ort. In der Suppenküche treffen sich Generationen, das Kochteam hat Freude am gemeinsamen Ziel und erfährt Wertschätzung. Ausgebaut werden soll dieses Projekt mit Teilnehmenden aus dem Deutsch-Sprachkurs (überwiegend Flüchtlingsfrauen), um den Frauen eine Möglichkeit zur Integration in das Team vor Ort zu ermöglichen. Kultureller, fachlicher und sprachlicher Austausch wird möglich, Kontakte entstehen, Schwellenängste werden abgebaut und gegenseitige Wertschätzung wird erfahren.
Einbindung der Querschnittsaufgaben
Die Idee der „Suppenküche" an sich ist generationenübergreifend, denn Mittag gegessen wird von allen Generationen. Die Idee wurde anfangs in der Kooperation mit der angrenzenden Schule begonnen. SchülerInnen kochten für jung und alt. Die Weiterführung mit der Schule gestaltete sich lehrplanmäßig dann schwierig, das Projekt sollte aber weiter bestehen. So fand sich ein Kreis von Frauen, die Freude an dieser Art des freiwilligen Engagements haben. Sie haben sich mittlerweile als eine feste Institution etabliert und sind auch an anderer Stelle im MGH tätig (Mitwirkung beim Stadtteilfest, MGH - Fest, Kinotage, Weihnachtsmarkt). Die erste konzeptionelle Abstimmung lief zwischen Kirche, vertreten durch die Pfarrerin, und Schule. In der kommenden Zeit wird die Schule wieder einmal monatlich mit eingebunden, angeleitet von ihrer Lehrerin, die sich hier freiwillig engagiert. Und weiter soll eine Kooperation mit Flüchtlingsfrauen, welche im Stadtteil ansässig sind, stattfinden. Die Einbindung der Freiwillig Engagierten geschieht über regelmäßige Treffen des Teams, in denen der Speiseplan und alles, was mit der Suppenküche zu tun hat, besprochen wird. Die Themen der Teambesprechungen gehen allerdings weit über die reine Tätigkeit innerhalb der Suppenküche hinaus. Das persönliche Miteinander im Team gewinnt an Wichtigkeit und an gegenseitiger Bestärkung. Die „Suppenküche" läuft auf Spendenbasis, damit wirklich jeder das Angebot wahrnehmen kann, und ist somit inklusiv.
Wirkung
Das Ziel, ein weiteres Begegnungsangebot im MGH zu schaffen, wurde erreicht: Menschen des Stadtteils, die sonst alleine zuhause ihr Mittagsmahl einnehmen, Lehrpersonal aus der angrenzenden Schule, Berufstätige, die ihre Mittagspause mit einem köstlichen Eintopf aufwerten. Darüber hinaus hat sich die „Suppenküche" als ein Treffpunkt für die Mitarbeitenden des MGH entwickelt. Sowohl montags als auch mittwochs finden mit den Resten des Eintopfs gemeinsame Essen statt, bei denen Dienstliches aber auch Privates besprochen werden kann. Ein Arbeitsessen der besonderen Art! Das Projekt ist auf Nachhaltigkeit angelegt. Es soll weitergeführt und weiter ausgebaut werden in Richtung der Integration von geflüchteten Frauen aus dem Stadtteil. Ein Zukunftsziel wäre die Öffnung an einem weiteren Tag der Woche. Das Projekt eignet sich für andere MGHs, da Aufwand und Ertrag in einem sehr ökonomischen Verhältnis stehen. Die Öffentlichkeitsarbeit war erfolgreich, muss aber immer wieder angestoßen werden.
Erfahrungsbericht
Die „Suppenküche“ lässt sich leicht auf andere MGH übertragen, da man für die Umsetzung keine Gastronomieküche braucht, sondern nur einen Herd, einen großen Topf (wir kalkulieren mit 30 bis 40 Portionen), einen Warmhaltetopf und das nötige Geschirr, das aber in der Regel in den MGH vorhanden ist. Der Erfolg des Projektes ist nicht hoch genug einzuschätzen, was nicht nur an Zahlen festgemacht werden sollte. Eine Möglichkeit anzubieten, sich zum Essen zu treffen und so Gemeinschaft zu stiften, ist nicht erst dann gut, wenn 100 Menschen kommen, sondern schon für sechs, die sich regelmäßig am Tisch treffen und denen das gemeinsame Essen eine Freude ist, lohnt sich das Angebot. Schon von Anfang an waren es deutlich mehr, die das Angebot angenommen haben, aber man sollte sich von weniger Teilnahme nicht entmutigen lassen. Das Kochteam hat sich als eigene neue Gruppe etabliert, die sich durch diese Aufgabe in das MGH integriert fühlt. Öffentlichkeitsarbeit muss immer wieder gemacht werden, damit die Menschen von dem Angebot überhaupt Kenntnis nehmen.
Kontaktdaten
Mehrgenerationenhaus Verein Voller Brunnen e.V.
Mittnachtstraße 211, 72760 Reutlingen
-
07121 / 5149780
-
buero@mgh-reutlingen.de
- zur Webseite