Integrationskursbegleitende Kinderbetreuung
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Schlagworte:
Vereinbarkeit Beruf und Familie, Beratung und Unterstützung von Familien, Bildung, Freizeitgestaltung, Integration von Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte, Offener Treff, Freiwilliges Engagement, Teilhabe, Infrastruktur, Kinderbetreuung
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Demografietyp:
7 Großstädte/Hochschulstandorte mit heterogener sozio-ökonomischer Dynamik
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Siedlungstyp:
Städtischer Raum
Kostenfreie Betreuung ermöglicht Eltern den Besuch des Integrationskurses und Kindern das Schnuppern in den Betreuungsalltag
Die integrationskursbegleitende Kinderbetreuung, die im März 2017 durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge wieder eingeführt wurde, findet im Mehrgenerationenhaus Chemnitz seit April 2017 als privates Betreuungsangebot in Kooperation mit einem lokalen Integrationskursträger statt. Ziel ist, insbesondere Familien mit Kleinkindern ohne Betreuungsangebot den Besuch eines Integrationskurses zu ermöglichen. Betreut werden montags bis freitags von 08.00-12.00 Uhr bis zu zehn Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren. Dazu stellt das MGH seine Räume sowie Personal nach Bedarf kostenfrei zur Verfügung und bindet die Gruppe (Kinder und Eltern), soweit möglich, in den Alltag des hauseigenen Kinder- und Familienzentrums ein. Das Angebot ist wegweisend, da es mangels ausreichender Finanzierung kein vergleichbares Vorhaben in der Region gibt, obwohl der Bedarf hoch ist und noch zu viele ausländische Mütter/Eltern mangels Kinderbetreuung am Integrationskurs scheitern. Die Betreuungszeit bedeutet für die Kinder oftmals den ersten Kontakt mit anderen Kindern und Erwachsenen außerhalb der eigenen Familie. Die Eltern lernen so "nebenbei" das System der Betreuung, Erziehung und Bildung von Kindern in Deutschland kennen.
Einbindung der Querschnittsaufgaben
Die regelmäßige Kinderbetreuung wird neben dem Einsatz einer Fachkraft des Integrationskursträgers insbesondere durch das Engagement eines im MGH Chemnitz tätigen Freiwilligendienstleistenden im Sonderprogramm mit Flüchlingsbezug ermöglicht, der aus dem Irak stammend selbst Fluchterfahrung hat und daher auch für die Kinder und Familien besonders vertrauensbildend agiert. Der junge Mann hat in der Aufgabe seine Berufung gefunden und wird laufend durch hauptamtliche Sozialpädagogen angeleitet und unterstützt. Als familienbezogenes Projekt spricht das Projekt mit Eltern und Kindern mindestens zwei Generationen an, wobei im MGH-Regelbetrieb auch Kontaktmöglichkeit zur Großelterngeneration besteht. Der Träger der öffentlichen Jugendhilfe, hier das Amt für Jugend und Familie der Stadt Chemnitz, wurde vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge über die Einführung des privaten Betreuungsangebots im MGH Chemnitz und der damit in Zusammenhang stehenden Kooperation mit dem Integrationskursträger Heim gemeinnützige GmbH in Chemnitz informiert. Im Rahmen der regelmäßigen Zusammenarbeit von MGH Chemnitz und Amt für Jugend und Familie ist die Kommune laufend an der Angebotsentwicklung beteiligt.
Wirkung
Mit den Kindern und Eltern wurden die richtigen Zielgruppen und Generationen erreicht. Die Eltern der betreuten Kinder konnten am Integrationskurs teilnehmen und damit die Eingliederungschancen ihrer Familien wesentlich erhöhen, während ihre Kinder in einem geschützten Raum mit anderen spielen und lernen konnten. Das ist auch deshalb vorbildlich, weil in der Stadt Chemnitz derzeit ein Mangel an der Verfügbarkeit von regulären Kinderbetreuungsplätzen besteht, der ein flexibles Reagieren auf derartige Bedarfe deutlich erschwert. Das Projekt soll nach einer zweimonatigen Pause im Januar 2018 in gleicher Konstellation fortgesetzt werden. Es eignet sich zur Umsetzung für alle, die eine geeignete, flexible Infrastruktur für eine (private) Kinderbetreuung zur Verfügung haben und den Familien, wie im MGH Chemnitz, ein nachhaltiges soziales Netzwerk bieten können, das auch über den Kurs hinaus trägt. Die Öffentlichkeitsarbeit wird nach erfolgreichem Projektstart nun intensiviert.
Erfahrungsbericht
Die private, integrationskursbegleitende Kinderbetreuung ist von hohem Nutzen für die Integration von ausländischen Kindern und Familien, da sie einen sanften, gut begleiteten Weg in das System der für die Zielgruppe in der Regel fremden, deutschen Kinderbetreuung bedeutet. Sie bietet insbesondere eine wichtige Hilfe bzw. einen Lückenschluss überall dort, wo die regulären Kinderbetreuungsstrukturen (zeitweise) überfordert sind. Leider wird das Angebot deutschlandweit noch zu wenig umgesetzt, da die Finanzierung durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge die entstehenden Kosten nicht ansatzweise decken kann und das Angebot daher auf das spontane Engagement der privaten Akteure vor Ort angewiesen ist. Der Einsatz lohnt sich, allein wenn man die schnellen Bildungs- und Lernerfolge der Kinder in der Gruppenbetreuung betrachtet, und wirkt präventiv und nachhaltig, da die Familien von den vielfältigen, sozialen Netzen im MGH weit über die Kurszeit hinaus profitieren. Wir empfehlen das Vorhaben vor allem MGH mit dem fakultativen inhaltlichen Schwerpunkt der Integration von Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte.
Kontaktdaten
Mehrgenerationenhaus Chemnitz
lrkutsker Straße 15, 09119 Chemnitz
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0371 / 3685873
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mehrgenerationenhaus@solaris-fzu.de
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