Alte Schätze weiterleben lassen
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Schlagworte:
Beratung und Unterstützung von Familien, Einsamkeit, Freiwilliges Engagement, Freizeitgestaltung, Integration von Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte, Offener Treff
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Demografietyp:
11 Sehr wohlhabende Städte/Gemeinden in Regionen der Wissensgesellschaft
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Siedlungstyp:
Städtischer Raum
Omas Sammeltassen wechseln den Haushalt: Kreative Aktion von Ehrenamtlichen des Begegnungscafés Vis à Vis bringt Generationen zusammen
Die demographische Situation vor Ort ist durch eine beträchtliche Anzahl alleinlebender Senioren und viele neu zugewanderte Familien gekennzeichnet. Im Begegnungscafé Vis á Vis treffen 3mal wöchentlich Alt und Jung ungezwungen zusammen. Der Wunsch nach wechselseitigem Kontakt ist in der relativen Anonymität des Ballungsraums stark ausgeprägt. Die Sonderaktion des Begegnungscafés nimmt diesen Wunsch auf und richtet dabei in einer eher von Wohlstand geprägten Kommune den Blick auf Familien in prekäreren Lebenslagen. Im Spätsommer 2019 starteten die Ehrenamtlichen einen Aufruf, die in den 50er bis 70er Jahren beliebten Sammeltassen zu spenden. In vielen Haushalten sind sie noch vorhanden, meist völlig ungenutzt, doch oft mit persönlichen Erinnerungen verbunden. Viele SeniorInnen folgten dem Spendenaufruf, brachten ihre Tassen und kamen über deren Geschichte miteinander ins Gespräch. Zur Vorweihnachtszeit gestalteten die Ehrenamtlichen die Tassen liebevoll zu einem „Kleine-Auszeit-Päckchen“ mit Tee, Keks, einer Geschichte und der Einladung zur Entspannung. Dies wurde gegen Spende abgegeben und fand bei der mittleren und jüngeren Generation großen Anklang. Zugewanderte Familien erfuhren so etwas über Traditionen. Man tauschte sich über Gegenstände aus, an denen Erinnerungen hängen, denn das gibt es in vielen Kulturen. Die eingenommenen Spenden kommen dem Eschborner Verein „Frauenwürde e. V.“ zugute, der Schwangere und Mütter mit Kleinkindern berät und in Notlagen unterstützt.
Einbindung der Querschnittsaufgaben
Im Begegnungscafé Vis à Vis arbeiten ca. 20 Ehrenamtliche mit, die von einer hauptamtlichen Teilzeit-Mitarbeiterin koordiniert werden. Anregungen zu besonderen Aktionen kommen von den Ehrenamtlichen selbst, von Gästen oder von haupt- oder ehrenamtlich Mitarbeitenden aus anderen MGH-Bereichen und werden grundsätzlich im Team diskutiert. Sonderaktionen gibt es anlassbezogen von Zeit zu Zeit, z. B. Filmabende, den Aktionstag MGH oder Aktionen in der Interkulturellen und Fairen Woche. Im Fall der Sammeltassen-Aktion kam die Idee von der Café-Leitung, die Umsetzung lag bei den Ehrenamtlichen und sie entschieden über den Empfänger der Spende. Die Vorstellung, Generationen miteinander zu verbinden, war Leitidee der Aktion: Ältere teilen Erinnerungen mit Jüngeren, die ihrerseits über den „Auszeit“-Ansatz angesprochen waren, aus ihrem Lebensalltag zu berichten. Hinausgehend über den Kontakt im offenen Treff war beabsichtigt, durch die Spende nicht nur eine – kleine – Hilfestellung zu geben, sondern auch darauf hinzuweisen, dass das MGH auch erste Anlaufstelle für Familien mit Beratungsbedarf und in Notsituationen sein kann und ggf. an Kooperationspartner weiter vermittelt. An die Beratungsstelle der „Frauenwürde e. V.“ verweisen wir u.a. im Fall von Schwangeren- oder Schwangerschaftskonfliktberatung. Umgekehrt nutzt der Verein das belebte MGH zu Spendenaufrufen für Babybekleidung oder Kinderwagen. Nicht zuletzt dient die Aktion auch der gemeinsamen Öffentlichkeitsarbeit.
Wirkung
Das Ziel, Generationen miteinander ins Gespräch zu bringen, wurde erreicht, sowohl in der Annahmesituation der Tassen als auch bei der Ausgabe der Auszeit-Päckchen. Die schön gestalteten Tassen waren ein ausgesprochener Blickfang im Begegnungscafé und zogen viel Aufmerksamkeit auf sich. Das Ehrenamtsteam erfuhr Lob und Anerkennung für die Idee. Die Motivation sich weitere Generationen verbindende Sonderaktionen auszudenken und umzusetzen wird so gestärkt. Der finanzielle Ertrag war leider nicht so hoch wie erwartet. Teils kam die Frage auf, wieso der Erlös nicht dem eigenen MGH zu Gute käme. Eventuell wäre es gut, ähnliches zugunsten der eigenen Einrichtung zu wiederholen. Die Idee ist von anderen MGHs im Rahmen des offenen Treffs leicht zu übernehmen. Da die Spendenübergabe noch nicht stattgefunden hat, kann über die öffentliche Resonanz noch keine Aussage gemacht werden. Geplant ist eine öffentliche Aktion mit Spendenübergabe im Café, zu der auch die Presse eingeladen werden soll.
Erfahrungsbericht
Insgesamt war das Projekt erfolgreich. Es hat Kontakte befördert und war eine gute gemeinsame Team-Aktion. Der Bitte Sammeltassen zu spenden wurde ausreichend entsprochen. Bei der Abgabe der Tassen hätte der Spendenaufruf für einen guten Zweck deutlicher formuliert werden müssen. Leider haben etliche Gäste die „Auszeit-Päckchen“ als eine Art Weihnachtsgeschenk des Begegnungscafés missverstanden und nur sehr geringe Beträge als Spende hinterlassen. Die Aktion würde wahrscheinlich auch ohne die anschließende Abgabe der aufbereiteten Päckchen im Sinne einer Weitergabe von Generationen zu Generation funktionieren, müsste dann aber stärker moderiert werden.
Kontaktdaten
Mehrgenerationenhaus Eschborn
Hauptstraße 18-20, 65760 Eschborn
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06196 / 9314823
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info@eschbornhaus.de
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