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Digitalisierung – Aufgabe und Chance im demografischen Wandel

Wie ein rollender Supermarkt dem demografischen Wandel begegnet

Der LKW vom Projekt "Digitales Dorf Bayern"
© Steinwald-Allianz

Ein LKW beladen mit Obst, Gemüse, Hygieneartikeln und Tierfutter – das ist der mobile Dorfladen der Steinwald-Allianz (Bayern), einem Verbund aus 16 Gemeinden im Landkreis Tirschenreuth. Als rollender Supermarkt steuert der 12-Tonner ländliche Orte an, um die Menschen mit Produkten des täglichen Bedarfs zu versorgen. Die Haltestellen dienen als Abholstation, sozialer Treffpunkt und Verkaufsstelle für Spontankäufe. „Mit dem Projekt wirken wir dem Rückgang der Nahversorgung entgegen“, sagt der Vorsitzende der Steinwald-Allianz Hans Donko und fügt hinzu: „Die Zahl der stationären Lebensmittelgeschäfte sank im Landkreis Tirschenreuth in den Jahren 2005 bis 2015 nämlich um 28 Prozent.“ 

Der mobile Dorfladen wird im Rahmen des Projektes „Digitales Dorf“ durch die Bayerische Staatsregierung gefördert. Denn der mobile Dorfladen verbessert nicht nur die Lebensqualität der Menschen vor Ort. Auch die regionalen Erzeugerinnen und Erzeuger profitieren von der Umsetzung. Bereits 23 von ihnen beliefern den rollenden Supermarkt mit ihren Produkten. 

Die Idee klingt zwar einfach, birgt aber großen logistischen Aufwand. Dreh- und Angelpunkt des Projektes ist deswegen eine digitale Plattform. Über diese können Bürgerinnen und Bürger beispielsweise Bestellungen aufgeben. Sie dient aber auch der intelligenten Routenplanung. Eine App zeigt Fahrerinnen und Fahrern den genauen Weg zu den Ausgabestellen an. 

Gerade im ländlichen Raum sind solche digitalen Lösungen wichtig. Davon ist Annemarie Wojtech von der Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Supply Chain Services überzeugt. Sie betreut das Projekt „Digitales Dorf“ in Nordbayern. Der demografische Wandel stellt ländliche Gegenden vor große Herausforderungen: Jüngere Menschen ziehen weg, weil es in den Städten mehr Bildungsangebote und Arbeitsplätze gibt. Die ältere Bevölkerung bleibt zurück. Läden schließen, weil es zu wenig Nachfrage gibt. „Wir glauben, dass digitale Ansätze Potenziale bieten, Angebote bedarfsgerechter zu gestalten“, sagt Wojtech. „Wir denken jetzt zum Beispiel darüber nach, ob der mobile Dorfladen auch Briefe oder Medikamente zustellen könnte. Warum sollte jeder seine eigenen Waren ausliefern, wenn wir die Möglichkeit haben, das zu bündeln?“ Digitale Lösungen sind für die Wissenschaftlerin jedoch kein Allheilmittel: „Man sollte nicht digitalisieren, nur damit man dabei ist. Alle, die dem demografischen Wandel mit den Möglichkeiten der Digitalisierung begegnen möchten, sollten sich wirklich Gedanken machen, wo sie den Bedarf für ihre Gemeinde sehen und dann tatsächlich auch die Bürgerinnen und Bürger mit einbeziehen.“

Seit Mitte August rollt der mobile Dorfladen nun schon auf drei unterschiedlichen Routen durch die Ortschaften der Steinwald-Allianz. Die Rückmeldungen der Menschen vor Ort fallen positiv aus. „Das Angebot ermöglicht vor allem älteren Bürgerinnen und Bürgern ein selbstbestimmtes Leben. Seit dem Start haben wir die Tour schon zweimal erweitert, weil weitere Orte plötzlich keine Möglichkeit der Nahversorgung mehr hatten“, sagt der Vorsitzende Hans Donko. Ab dem kommenden Jahr soll geprüft werden, wie das Modell in andere Gemeinden übertragen werden kann.