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Integration und Bildung

"Unsere Bildungspartnerschaft ist ein Gewinn für Jung und Alt"

Schülerinnen und Schüler der achten Klasse absolvieren im Mehrgenerationenhaus Mühlacker ein schulbegleitendes Praktikum im Bereich Alter und Pflege. Bei gemeinsamen Spaziergängen, gemeinschaftlichem Kochen und generationenübergreifenden Gesprächen lernen Jung und Alt voneinander. Im Interview erklärt Waltraud Schellenberger-Hagenbucher, Leiterin der örtlichen Werkrealschule Schillerschule, wie die Zusammenarbeit mit dem Mehrgenerationenhaus entstand, welche Ziele die Schule verfolgt und warum Bildungspartnerschaften für Schülerinnen und Schüler zukunftsweisend sind.  

Frau Schellenberger-Hagenbucher, Ihre Schule kooperiert mit dem Mehrgenerationenhaus Mühlacker im Schwerpunkt Alter und Pflege. Wie ist die Zusammenarbeit entstanden?

Die Kooperation zwischen dem Mehrgenerationenhaus und unserer Schule entstand über einen persönlichen Kontakt zwischen Alexandra Rapp, der Koordinatorin des Mehrgenerationenhauses, und mir. Kennengelernt haben wir uns auf dem Arbeitskreis Wirtschaft und Schule der Stadt Mühlacker, der dazu dient, Ausbildungsbetriebe mit Schulen zu vernetzen. Dort habe ich unsere Schule vorgestellt und wir kamen ins Gespräch. Da der Bildungsplan für die Achtklässlerinnen und Achtklässler der Werkrealschulen einen praktischen Einsatz vorsieht, war die Idee, eine Bildungspartnerschaft zwischen dem Träger des Mehrgenerationenhauses, dem Altenzentrum St. Franziskus, und unserer Schule zu initiieren, schnell geboren.

Welche konkreten Ziele verfolgen Sie mit der Bildungspartnerschaft?

Uns als Schule ist es wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler der achten Klassen soziale Kompetenzen und ein respektvolles Miteinander erlernen. Das Altenzentrum St. Franziskus samt Mehrgenerationenhaus ist dafür der richtige Ort, weil die Kinder dort den direkten Umgang mit älteren Menschen erlernen. Wir haben viele Jungen und Mädchen an der Schule, die nicht in klassischen Familienverhältnissen aufgewachsen sind. Bei einigen Schülerinnen und Schülern leben die Großeltern im Ausland. Bei anderen ist ein Elternteil alleinerziehend. Genau bei diesen Kindern ist der Kontakt zur älteren Generation besonders wichtig, um den Wissens- und Erfahrungstransfer sicherzustellen. Nebenher erlernen die Kinder Disziplin und Pünktlichkeit, weil sie eine verbindliche Aufgabe zu einem festen Zeitpunkt erledigen müssen. Darüber hinaus wird die Selbstreflexion gestärkt. In Feedbackgesprächen analysieren wir gemeinsam, was während der praktischen Arbeit gut und was nicht so gut gelaufen ist.  

Inwiefern werden Schülerinnen und Schüler für das Thema Demenz und Pflege sensibilisiert?

Die Sensibilisierung für die Themen Demenz und Pflege beginnt bei uns bereits im Rahmen des Unterrichtsfachs „Gesundheit und Soziales". Die verantwortliche Fachkollegin steht im engen Austausch mit dem Pflegedienstleiter des Altenzentrums. Gemeinsam werden Schwerpunkte erarbeitet, welche in die thematische Ausgestaltung des Unterrichtsfachs einfließen. Die Unterrichtsinhalte bilden wiederum die Grundlage für die gezielte Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler auf die Themen Demenz und Pflege im Vorfeld des Schulpraktikums. Auch während des Praktikums nehmen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Frau Rapp viel Zeit für die jungen Menschen und leiten sie sehr gut an. Es gibt einen regen Austausch und ein sehr gutes Miteinander. Selbstverständlich ist auch eine Nachbetreuung Teil der Bildungspartnerschaft. In Gesprächsrunden mit den Schülerinnen und Schülern aber auch Gesprächen zwischen der Schulleitung und dem Mehrgenerationenhaus und seinem Träger werden Erfahrungen und Verbesserungsvorschläge ausgetauscht.

Wie ist die projektbezogene Arbeit in den Unterrichtsalltag integriert?

Als Teil des Bildungsplans der achten Klassen der Werkrealschulen gehört das Schülerpraktikum im Bereich Demenz und Pflege zum Fachbereich Hauswirtschaft und Textiles Werken. Neben dem zehnwöchigen Schwerpunktpraktikum sind Kochen, Technik und Handarbeit weitere Stationen im Schuljahr der Achtklässlerinnen und Achtklässler. Alle Schülerinnen und Schüler durchlaufen die vier verschiedenen Kurse, die im vierteljährlichen Takt rotieren. Somit sind die Heranwachsenden unserer Schule über das ganze Jahr im Mehrgenerationenhaus aktiv.

Inwiefern eröffnet die Bildungspartnerschaft berufliche Perspektiven? 

Im Rahmen der Bildungspartnerschaft haben sich für beide Seiten Synergien ergeben. Das Mehrgenerationenhaus konnte durch die Bildungspartnerschaft auf das Berufsfeld Altenpflege aufmerksam machen und hat auf diesem Weg auch schon Nachwuchs aus unserer Schule für das Altenzentrum gewonnen. Gleichzeitig erhalten die Schülerinnen und Schüler ein realistisches Bild vom Pflegeberuf und erfahren, ob der Beruf für sie überhaupt in Frage kommt. Auch in diesem Schuljahr wurde einigen Achtklässlerinnen und Achtklässlern ein Lehrvertrag in den Räumen des Mehrgenerationenhauses in Aussicht gestellt.