Logo Mehrgenerationenhaus - Startseite des Bundesprogramms Mehrgenerationenhäuser
Integration und Bildung

Generationenübergreifendes und interkulturelles Lernen in den Mehrgenerationenhäusern

Das Mehrgenerationenhaus Lahr hat einen Ehrenamtlichen Dolmetscherpool für 14 verschiedene Sprachen organisiert. Seit Mai 2013 bauen Freiwillig Engagierte Brücken über vorhandene Sprachbarrieren und helfen damit Menschen mit Migrationshintergrund in Alltagssituationen wie Behördengängen, Elternabenden oder Arztbesuchen. Gegenwärtig tragen 18 Dolmetscherinnen und Dolmetscher aktiv zur Umsetzung des Angebots bei.

Freiwillig Engagierte des Mehrgenerationenhauses Lahr helfen mit ihrer Sprachfertigkeit anderen Menschen bei der Integration. Mit dabei sind eine Schülerin, Studentinnen und Studenten, Mütter, berufstätige Frauen und Männer sowie Seniorinnen und Senioren. Zum größten Teil haben sie selbst einen Migrationshintergrund und möchten nun anderen mit ihren Sprachkenntnissen helfen. „Die Idee dazu entsprang dem Wunsch vieler Schulen, Kindertagesstätten und Beratungsstellen der Stadt, den Bürgerinnen und Bürgern mit Migrationshintergrund eine konkrete Hilfestellung dann zu bieten, wenn sie noch nicht alles in der deutschen Sprache regeln können", erklärt Cornelia Gampper, Koordinatorin des Mehrgenerationenhauses Lahr, zur Entstehungsgeschichte des Ehrenamtlichen Dolmetscherpools. Sie ergänzt: „Wir wussten, dass ähnliche Projekte bereits in anderen Kommunen und Einrichtungen mit Erfolg erprobt wurden. Daher haben wir gemeinsam mit dem Interkulturellen Beirat, dem lokalen Netzwerk Migration und Integration sowie anderen Gremien der Stadt bei der Gründung des Mehrgenerationenhauses beschlossen, den Ehrenamtlichen Dolmetscherpool im Rahmen des Handlungsschwerpunkts Integration und Bildung in das Angebot des Hauses einzubinden."

Bedarfsorientierte Arbeit stärkt Integration

Im baden-württembergischen Lahr leben Menschen aus über 100 verschiedenen Nationen. Insgesamt liegt der Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund bei 41 Prozent. Aus diesem Grund engagieren sich die Freiwilligen aus dem Mehrgenerationenhaus Lahr besonders stark bei Angeboten, die der Integration und Bildung zugutekommen. Edda Biedermann, die sich mit viel Engagement als Dolmetscherin für Rumänisch und Moldawisch einsetzt, betont: „Ich finde es sehr wichtig, dass man auf eine sprachliche Vermittlung zurückgreifen kann. Es gibt großen Bedarf in Lahr und ich freue mich, dass es eine Institution gibt, an die man sich wenden kann, wenn sprachliche Schwierigkeiten auftreten." Berivan Khalaf, Freiwillig Engagierte und im Dolmetscherpool zuständig für die Sprachen Kurdisch, Ungarisch und Russisch, pflichtet bei: „Ohne Sprache sind alltägliche Probleme wie ein Arztbesuch nur schwer zu bewältigen. Deshalb spielt die Sprachvermittlung eine wichtige Rolle im Integrationsprozess vieler Menschen. Deutsch zu sprechen ist wichtig, um am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können."

Schulen haben besonderen Bedarf an Sprachvermittlung

Über 50 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Lahr haben einen Migrationshintergrund. „Im Moment wird der Dolmetscherpool häufig von Schulen für Schul- bzw. Elterngespräche genutzt. Auch Beratungsstellen, Behörden und die Kommunale Arbeitsförderung haben den Sprachvermittlungsdienst bereits angefragt", berichtet Projektleiterin Beatrice Meyer. Nachgefragt wird die Tätigkeit der freiwillig engagierten Dolmetscherinnen und Dolmetscher aber auch durch Kindertagesstätten, Krankenhäuser und Ärzte. Das Interesse einer Schule verdeutlicht, wie wichtig deren Arbeit in diesem Bereich ist. Bei einem Gespräch zwischen Vater, Schulsozialarbeiterin, Klassenlehrerin und Rektor ging es beispielsweise um die Versetzung und das mangelnde Betragen einer Schülerin. „Der Vater sprach kaum Deutsch, jedoch war ein Gespräch notwendig. Durch meine Übersetzungstätigkeit konnte über die Situation der Schülerin gesprochen werden. Nachdem erste Emotionen verflogen waren, entstand ein konstruktives Gespräch und alle Beteiligten waren erleichtert, dass die Schülerin ihre Schullaufbahn fortsetzen konnte", erinnert sich Edda Biedermann.

Ein guter Ort für Integrationsprojekte

Die Arbeit der Freiwillig Engagierten im Dolmetscherpool trägt Früchte und erfreut sich wachsender Resonanz. In der offenen Atmosphäre des Mehrgenerationenhauses hat sich ein Netzwerk gebildet, in dem sich viele Migrantinnen und Migranten als Übersetzerinnen und Übersetzer freiwillig einbringen. Ein Zuspruch, der auf die Niedrigschwelligkeit der Angebote zurückzuführen ist.

Zu diesem Erfolg haben auch die Erfahrungen beigetragen, die der Träger des Mehrgenerationenhauses, die Stadt Lahr, im Rahmen anderer Integrationsprojekte sammeln konnte. Eines dieser städtischen Projekte ist das „Lahrer Integrationstandem", in dem Freiwillig Engagierte Menschen mit Migrationshintergrund unterstützen. „Während die Sprachvermittlung durch eine Dolmetscherin oder einen Dolmetscher stets anlassbezogen ist, gewährt das Integrationstandem eine Begleitung im Alltag", erklärt Cornelia Gampper. Derzeit ist geplant, das Projekt in das Mehrgenerationenhaus zu integrieren und dort in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Lahr weiterzuentwickeln. Die Zustimmung, die der EhrenamtlicheDolmetscherpool in Lahr erhält, zeigt, dass Integrationsprojekte im Mehrgenerationenhaus gut aufgehoben sind.a