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Haushaltsnahe Dienstleistungen

"Mehrgenerationenhäuser können fachliches Rüstzeug vermitteln und im Alltag entlasten"

Michael Panse ist Beauftragter der Landesregierung für das Zusammenleben der Generationen im Thüringer Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit. Der 45-Jährige beschreibt im Interview die Mehrgenerationenhäuser als wichtige Vermittler Haushaltsnaher Dienstleistungen, die einen Beitrag dazu leisten können, die Herausforderungen des demografischen Wandels zu bewältigen.

Herr Panse, welche Aufgaben übernehmen in Thüringen Mehrgenerationenhäuser im Bereich der Haushaltsnahen Dienstleistungen?

Zunächst einmal denke ich, die Stärke der Häuser liegt darin, Haushaltsnahe Dienstleistungen fachkundig und zielgenau zu vermitteln. Das Besondere an den Häusern ist ja ihre Funktion als wichtige Dienstleistungsdrehscheibe vor Ort. Die 25 Thüringer Mehrgenerationenhäuser im Aktionsprogramm Mehrgenerationenhäuser II kommen dieser Aufgabe auf verschiedene Weise nach. Die Angebote reichen von der Informationsvermittlung über Aushänge oder Pinnwände, die nahezu alle Häuser bieten, bis hin zu spezifischen Angeboten, die vom Haus ausgehend in der jeweiligen Umgebung ihren Platz finden.

In der Praxis gilt für die Häuser, dass insbesondere Leistungen wie beispielsweise die Wohnungsreinigung, der Wäscheservice oder eine Hilfe beim Einkauf bzw. im Haushalt stark nachgefragt werden. Oftmals sind es ältere alleinstehende Menschen, die auf diese Unterstützung zugreifen. Die Bandbreite der Beispiele für die Vermittlung von Haushaltsnahen Dienstleistungen in den Häusern ist – ich möchte sagen: natürlich – sehr groß.

Gibt es Schwerpunkte?

Zu den Schwerpunkten gehören neben den bereits genannten Hilfen rund um Wohnung und Haushalt sicherlich auch die Essensangebote. Ob mobiler Mittagstisch oder Speisen im Offenen Treff im Haus: Essensangebote können eine sehr große Rolle spielen und die Sicht auf die Leistungen der Häuser positiv beeinflussen. Ich finde, jedes Angebot, das von den Menschen angenommen wird und die Beliebtheit des Hauses steigert, ist sinn- und wertvoll.

Vor dem Hintergrund der zu erwartenden Entwicklungen in Folge des demografischen Wandels: Welche Dienstleistungen sind besonders wichtig?

Grundsätzlich spielen Dienstleistungen im Bereich der Pflege in den Mehrgenerationenhäusern in Thüringen noch keine zentrale Rolle. Derzeit ist es vor allem ein Haus, das sich diesem Thema widmet und so beispielsweise Schulungen für Angehörige von Pflegebedürftigen anbietet. Ich würde mir jedoch wünschen, dass diese Arbeit auch auf die anderen Häuser ausstrahlt. Mit Angeboten in diesem Bereich können Mehrgenerationenhäuser sicherlich ihr Potenzial noch besser ausschöpfen und dazu beitragen, dass Pflegebedürftige beispielsweise länger in ihrer eigenen Wohnung bleiben oder Angehörige Arbeit und Pflege besser miteinander verbinden können.

Was sind das für Potenziale im Bereich Pflege?

Das hängt zunächst natürlich von den regionalen Voraussetzungen und individuellen Bedürfnissen ab. Grundsätzlich glaube ich aber, die Häuser können insbesondere für jene Menschen eine wichtige Hilfestellung bieten, die pflegen wollen, sich aber nicht sicher sind, wie sie dies anpacken und schaffen. Ihnen können die Häuser einerseits fachliches Rüstzeug mit auf den Weg geben oder andererseits mit ihren verschiedenen Leistungen auch für Entlastung im Alltag sorgen. Sie können Pflegenden gewissermaßen den Rücken freihalten. Mittelfristig wird es meiner Meinung nach zudem insgesamt eine wichtige Aufgabe sein, Informationen und Wissen zum Thema Alter und Pflege zu vermitteln. Hier sehe ich großes Potenzial für die Mehrgenerationenhäuser, denn sie erreichen viele Bürgerinnen und Bürger, die zwar noch nicht pflegebedürftig sind, sich aber schon mit Fragen des Alterns näher befassen. Ihnen können in den Häusern Ängste genommen und Wege aufgezeigt werden.

Wie beurteilen Sie die Zukunft der Mehrgenerationenhäuser mit Blick auf die Vermittlung Haushaltsnaher Dienstleistungen?

Es ist wichtig, dass Mehrgenerationenhäuser sich in Zukunft weiter als Anlaufpunkte für Hilfesuchende und Engagierte etablieren. Dabei kommt es im ersten Schritt darauf an, Menschen für die Häuser zu gewinnen. Im zweiten Schritt werden diese Besucherinnen und Besucher die Angebote hoffentlich immer öfter und intensiver nutzen – oder vielleicht selbst aktiv werden.

Es gibt insbesondere im ländlichen Raum, aber auch in den Plattenbaugebieten der Städte, viele alleinstehende ältere Menschen, die zu vereinsamen drohen. Diese Menschen können rund um die Häuser ein Gefühl von Gemeinschaft und Teilhabe erfahren. Zudem finden sie auf diesem Wege auch Zugang zu Hilfeleistungen. So entsteht ein neues Netzwerk, in dem das Miteinander gedeiht. Damit diese Gemeinschaft der Menschen vor Ort weiter wachsen kann, ist es aus meiner Sicht von großer Bedeutung, dass die Mehrgenerationenhäuser die Sprache der Menschen sprechen.